Härteste Wallfahrt im Alpenraum
Der Vierbergelauf

Seit über 30 Jahren dabei: Ewald Friesacher (77), Vierbergler aus Leidenschaft, beschäftigt sich auch mit der Geschichte dieser Wallfahrt.
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  • Seit über 30 Jahren dabei: Ewald Friesacher (77), Vierbergler aus Leidenschaft, beschäftigt sich auch mit der Geschichte dieser Wallfahrt.
  • hochgeladen von Bernhard Knaus

Beim Vierbergelauf soll es sich um eine bereits um 1500 erstmals beschriebene Wallfahrt über den Magdalensberg, Ulrichsberg, Veitsberg und Lorenziberg handeln. Obwohl es sich nicht um einen „Lauf“ im wörtlichen Sinn handelt. Ein Zuckerschlecken oder lockerer Spaziergang für Ungeübte ist er aber auf keinen Fall. Die Teilnahme am Vierbergelauf ist unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen heuer erlaubt.

Der „Rundkurs“ über die vier Berge misst stolze 52 Kilometer, rechnet man die verschiedenen sogenannten Zubringer der Metnitztaler oder Sörger Gruppe dazu, so kommt man auf über 60 Kilometer, wobei sich der Wegverlauf der Wallfahrt im Laufe der Jahrhunderte mehrmals veränderte. Über 2000 Höhenmeter, je nach Ausgangspunkt, sind zu überwinden. Nicht verändert hat sich über die Jahrhunderte der Zeitpunkt an dem die Wallfahrt stattfindet, nämlich am „Dreinagelfreitag“, dem zweiten Freitag nach Ostern.

Teilnahme unter Auflagen erlaubt

Insgesamt gehörten bis vor Beginn der Pandemie drei Andachten und fünf heilige Messen zum Vierbergelauf. Das Pilgern ist dieses Jahr zwar erlaubt, die Regeln dafür sind klar definiert und gelten eigentlich bereits seit Wochen: Zwischen sechs und 20 Uhr dürfen sich demnach maximal vier Personen aus zwei Haushalten mit ihren höchsten sechs minderjährigen Kindern treffen. Dabei ist zwischen haushaltsfremden Personen der Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Nachts – also während der Ausgangsbeschränkung von 20 bis sechs Uhr – darf der Vierbergelauf allein oder mit Personen aus dem eigenen Haushalt absolviert werden. Ausnahmen sind hierbei der nicht im Haushalt lebende Lebenspartner sowie einzelne enge Familienmitglieder wie Eltern oder Geschwister, und einzelne wichtige Bezugspersonen, mit denen in der Regel mehrmals wöchentlich physischer Kontakt gepflegt wird. Es dürfen dabei maximal zwei Personen aus zwei Haushalten aufeinandertreffen – der Zwei-Meter-Abstand muss hierbei nicht eingehalten werden.
Organisierte Fahrten mit Bussen sind nicht erlaubt. Das Aufstellen von Labestationen wird laut Verordnung des Gesundheitsministeriums als Gelegenheitsmarkt gewertet und ist damit nicht zulässig. Die Polizei und Gesundheitsämter kontrollieren die Einhaltung der Regelungen.
Trotz allem gibt es eine enorm große Anzahl von Pilgern und Wanderern, die diese Strapazen auf sich nehmen. Man spricht in Spitzenjahren von bis zu 7000 Teilnehmern, vor Corona natürlich, die von Freitag Mitternacht bis Samstagabend die Wanderstrecke in rund 17 Stunden bewältigen.

Sportliche Herausforderung

Einer von ihnen ist Ewald Friesacher, ein echtes „Vierbergelauf-Urgestein“, der seit über 30 Jahren mit dabei ist. „Ich war damals Mitte Vierzig, als eine Gruppe von Freunden und ich Anfang der Neunzigerjahre den Entschluss fassten, den Vierbergelauf in Angriff zu nehmen“, erzählt Ewald Friesacher, „Es war eine Eingebung, eine Fügung, die uns dazu brachte, dieses Vorhaben umzusetzen. In erster Linie aber war es anfangs hauptsächlich die sportliche Herausforderung.“
Erst im Laufe der Zeit änderten sich die Beweggründe. „In den ersten Jahren entwickelte sich das Interesse, mehr über die Hintergründe und die Geschichte des Vierbergelaufs zu erfahren. Die spirituelle und mystische Bedeutung wurde mir erst in den folgenden Jahren immer mehr bewusst“, berichtet Friesacher, „Jedes Jahr ein Stückchen mehr, auch jetzt noch.“

Verschiedene Theorien

Zum Ursprung dieses Brauchtums gibt es verschiedene Theorien, zeitlich ist er manchmal im Mittelalter, meist aber im Altertum angesetzt. Fest steht, dass es sich um einen heidnischen Brauch handelt. Erst im Laufe der Zeit nahm die Kirche ihren Einfluss auf diesen Brauch und stellte mit der Teilnahme an der Wallfahrt „eine Errettung vor dem Fegefeuer in Aussicht“. Einer Legende zufolge ist all jenen das Paradies sicher, die den Marsch über die vier Berger dreimal mitgemacht haben.

Die Zahl Vier

„Die Zahl vier spielt eine große Rolle. Es ist kein Zufall, dass die vier heiligen Berge in Zentralkärnten eine so wichtige Rolle spielen. Sinnigerweise wird die Wanderung am Magdalensberg, vormals Helberg, begonnen. Es ist ein uralter Brauch, der gleichnishaft den Sonnenlauf eines Tages, eines Jahres, eines ganzen Menschenlebens nachvollzieht“, weiß Vierbergelauf-Veteran Friesacher zu berichten, „In jedem Schritt vollzieht der Vierbergler einen Viertel-Tag seines Lebens – also mit vier Schritten einen Tag seines Lebens. Jeder Berg symbolisiert eines der vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft.“

„Gegangen wird bei Pest und Corona“

Die Pandemie beeinflusst auch den Vierbergelauf massiv, gegangen wird aber trotzdem. In der Vergangenheit gab es viele Versuche, die Wallfahrt zu verhindern, vor 100 Jahren sogar per „Kaiserlich-Königlichem Erlass“. Im letzten Jahr nahmen nur rund 200 Menschen am Vierbergelauf teil. Da die Amtskirche coronabedingt keine Messen abhielt und den Feuerwehren der Ausschank in den Labestationen untersagt wurde, nahmen nur sehr wenige die Wallfahrt in Angriff. „Gegangen wird bei Pest und Corona“, meint Ewald Friesacher augenzwinkernd, „Wir sind in der freien Natur. Und beim Aufeinandertreffen mit anderen Pilgern hält man sich an die behördlichen Vorgaben.“
Auch in diesem Jahr wird es keine Messen und Andachten geben, jedoch im Gegensatz zu 2020 bleiben die Kirchen für persönliche Einkehr und Gebet geöffnet. Die Diözese habe sich, so der diözesane Covid-19-Beauftragte Mag. Roland Stadler, diese Entscheidung „nicht leicht gemacht“. Sie sei jedoch mit Blick auf die aktuelle Infektionslage notwendig, um das Risiko einer Infektionsübertragung zu minimieren und möglichen Clusterbildungen keinen Vorschub zu leisten. „Auch wenn in diesem Jahr bei den genannten Wallfahrten, die tief im traditionellen Brauchtum wurzeln und für die es keinen offiziellen Veranstalter gibt, keine Gottesdienste und Andachten gefeiert werden, bleiben die Kirchen entlang der Wege für die Pilgerinnen und Pilger für persönliche Einkehr und Gebet geöffnet“, so Stadler.

Richtige Ausrüstung

Um den kräftezehrenden Vierbergelauf erfolgreich bewältigen zu können, ist die richtige Ausrüstung ein entscheidender Faktor. Neben warmer, regendichter Kleidung, einer Stirn- oder Taschenlampe, ist ein geeignetes Schuhwerk sehr wichtig. „Gut eingegangene Wanderschuhe sind das A und O eines erfolgreichen Vierbergelaufes. Besonders bei nassen Witterungsverhältnissen sind die sonst gut begehbaren Wanderwege richtige Rutschbahnen, da sind Trittsicherheit und Wandererfahrung sicherlich kein Nachteil“, meint Friesacher, „Ein Sackerl mit Zuckerln und ein wenig Kleingeld gehören auch dazu.“ Brauch ist es nämlich, den Kindern, welche schon ab Zweikirchen auf die Wanderer warten, Zuckerln und Geld zuzustecken.

Das Berglerlaub und Körnertausch

Unterwegs wird das sogenannte Berglerlaub von den vier Bergen entweder auf den Hut, auf ein Vortragekreuz oder auf den Wanderstab aufgesteckt. Vom Magdalensberg bringen die Pilger den Bärlapp mit, er soll das Gehen erleichtern. Am Ulrichsberg wird das Karfunkellaub, ein Efeu mit roter Unterseite, gesammelt. Auf dem Veitsberg kommen dann Zweige vom Buchsbaum dazu und vom Lorenziberg bringen die Bergler Wacholder mit, der vor Müdigkeit und Schwindel schützen soll. Der typische Vierbergler-Wanderstock wird neben dem Berglerlaub noch mit dem Vierkreys-Symbol geschmückt. Ein besonders schöner Brauch ist das Körnertauschen vor einigen Kirchen. Das gesegnete Getreide wird unter das Saatgut gemischt, um im Herbst eine gute Ernte einfahren zu können. Glück soll es auch bringen, wenn man auf dem Ulrichsberg mitgebrachtes Holz in das Feuer, das dort entfacht wurde, legt.

Wie eine große Familie

„Wie auch immer man den Vierbergelauf betrachtet und aus welchen Gründen man teilnimmt“, so Ewald Friesacher, „an erster Stelle steht die Gemeinschaft. Es ist fast wie eine große Familie. Schon viele Freundschaften oder gar Liebschaften nahmen beim Vierbergelauf ihren Anfang. Auch kommen die Teilnehmer aus allen Teilen Europas. Wir haben zum Beispiel Pilgerreisende aus Berlin oder Leipzig in unserer Wandergruppe mit dabei. In unseren Reihen hatten wir immer auch die „Rekordgeher“, die am Freitag um 12 Uhr bereits beim GH Pumpe in Klagenfurt ihr Bier trinken wollten.“

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