Pflegeeltern
Ein zartes Auffangnetz für Kinder droht zu zerbrechen
Krisenpflegeeltern in der Krise: Die Techelsbergerin Birgitta Eder-Krakolinig und Birgit und Horst Kandutsch aus Klagenfurt schildern ihre Erfahrungen als Krisenpflegeeltern.
KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND. Ein gerade einmal 1,5 Jahre altes Mädchen befindet sich zurzeit in der Obhut von Krisenpflegeelternteil Birgitta Eder-Krakolinig. Für diese kleinen Kinder gibt es in Krisen oft nur zwei Optionen: Entweder sie werden im Krankenhaus betreut oder ergattern einen der Plätze der Krisenpflegeeltern. "In Kärnten gibt es für Babys kaum etwas, im Krankenhaus kann selten jemand mit Babys spazieren gehen", sagt die Techelsbergerin. Sie ist ein Teil von fünf Krisenpflegeeltern in Kärnten.
Rasche Hilfe
Zu den Krisenpflegeeltern kommen Kinder, die schnell einen Betreuungsplatz benötigen. Gewalt in der Familie, Drogen, Vernachlässigung – die Gründe, warum Kinder zur Fremdbetreuung gegeben werden, sind vielseitig. Die Schützlinge haben oft Entwicklungsverzögerungen. "Man bekommt von den Kindern so viel zurück. In wenigen Tagen sieht man oft Entwicklungen", sagt Birgitta Eder-Krakolinig. Einfach spielen oder kuscheln – das wirkt sich positiv auf die Seelen der Kinder aus.
Keine leichte Aufgabe
"Wenn man es genießt einem unverschuldet in eine Notlage geratenen kleinen Menschlein befristet und aufopferungsvoll Gutes angedeihen zu lassen, dann ist man vielleicht geeignet, nur braucht es dazu auch eine professionelle Herangehensweise und ich möchte fast sagen Abgebrühtheit hinsichtlich dem Davor und Danach sowie auch gegenüber Ämtern, Behörden und den Ursprungsfamilien – sonst ist eine Enttäuschung vorprogrammiert", sagen die Krisenpflegeeltern Birgit und Horst Kandutsch.
Nähe gehört dazu
"Sobald wir ein Kind bei uns aufgenommen haben, war es genau nur mehr dieses Kind in diesem Moment. Die Umstände, warum es nun hier war, spielten dann keine Rolle mehr", führen beide weiter aus. Dass die Nähe und Distanz schwer zu begrenzen ist, weiß auch Eder-Krakolinig. Die längste Zeit, dass sie ein Kind zur Obhut hatte, waren zwei Jahre. "Das Mädchen war mit uns auf Urlaub, wir haben Weihnachen gefeiert, der Abschied nach zwei Jahren war hart", sagt Birgitta Eder-Krakolinig.
Nachfrage ist da
Die Techelsbergerin sowie Birgit und Horst Kandutsch haben von dem Angebot aus Zeitungsartikeln erfahren. Das Krisenpflegekonzept besagt, dass die Kinder nicht länger als zwölf Wochen bei den Krisenpflegeeltern bleiben sollen. Da es aber immer schwieriger wird, Pflegeeltern für diese Sache zu begeistern, bleiben die Schützlinge oft länger bei den Krisenpflegeeltern.
Erhöhung des Pflegegeldes
Das Land Kärnten kennt die Problematik und stellt für heuer mehr Geld für Pflegeeltern zur Verfügung. "Mit der Anhebung des Pflegekindergeldes fördert das Land Kärnten auch die Chancengleichheit und unterstützt Familien, die sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe annehmen. Es ist ein bedeutender Schritt, um das Wohlbefinden und die Zukunftschancen der Pflegekinder zu stärken", sagt Landesrätin Sara Schaar (SPÖ).
Erhöhung des Pflegegeldes
Das Land Kärnten stellt für heuer mehr Geld für Pflegeeltern zur Verfügung. "Mit der Anhebung des Pflegekindergeldes fördert das Land Kärnten auch die Chancengleichheit und unterstützt Familien, die sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe annehmen. Es ist ein bedeutender Schritt, um das Wohlbefinden und die Zukunftschancen der Pflegekinder zu stärken", so Schaar.
Zur Sache
Diese Erhöhungen hat das Land Kärnten beschlossen:
Das monatliche Pflegekindergeld für Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr auf 650 Euro (um 10,7 Prozent) und für Minderjährige ab Vollendung des 10. Lebensjahres auf 700 Euro (+ 11,3 %) erhöht. Die Ausstattungspauschale wird auf 500 Euro (+ 11,6 %) angehoben. Die Unterstützungsleistung für Krisenpflegepersonen steigt auf 70 Euro (+ 12,9 %). Interessierte können sich über Aufgaben und Rahmenbedingungen bei Andrea Hartlieb unter Tel.: 050/536 14605 oder abt4.kjh@ktn.gv.at informieren. Derzeit gibt es in Kärnten 225 Pflegefamilien und fünf aktive Krisenpflegeplätze.
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