Sogar Erde wird teurer
Gemüsegärtner Toschkov trotzdem zufrieden
Die Kärntner Gemüsebauern kämpfen mit teureren Rohstoffen, die Nachfrage steigt trotzdem.
KLAGENFURT. "Bei uns fragen die Kunden vermehrt, ob das Gemüse von uns direkt ist, das bevorzugen sie", sagt Nikolaus Toschkov, Geschäftsführer der Gärtnerei Toschkov in Klagenfurt. Der Klagenfurter bietet das gesamte Gemüse, das er über die Saison verteilt selbst erntet, das ganze Jahr an. "Die Produkte, die ich noch nicht produzieren kann, wie derzeit etwa Paprika, kaufe ich von außen zu. Das sage ich den Kunden aber auch ganz genau", sagt der Gärtner. Die Paprikaernten erwartet er ab nächsten Monat, ab dann gibt es keine italienischen Paprika mehr im Angebot.
Das Geschäft läuft gut
Allgemein ist Toschkov mit der Situation sehr zufrieden. "Das Geschäft ist etwas schleppend angelaufen, aber jetzt hat es voll Fahrt aufgenommen und läuft besser als in den letzten Jahren", so der Klagenfurter. Die allgemeine Inflation und Preissteigerungen schlagen sich nicht auf die Verkaufszahlen nieder. Billigimporte in Supermärkten oder Discountern sind offenbar keine Konkurrenz. "Die Leute kaufen vermehrt lokale Produkte, was uns natürlich sehr freut", so Toschkov.
Ab-Hof-Verkauf boomt
Ob die Bereitschaft, für die lokalen Produkte auch mehr zu zahlen, da ist, kann Toschkov nicht genau sagen. "Wir sind preislich nicht gravierend teurer als die Lebensmittelhändler, das fällt also nicht so sehr ins Gewicht." Den Großteil seines Gemüses und der Setzlinge verkauft er ab Hof und im Hofladen, den Stand am Bauernmarkt in Viktring betreibt er aus Tradition und Prinzip. "Ich finde es einfach wichtig, als lokaler Gärtner am Bauernmarkt vertreten zu sein, nicht zuletzt, um sichtbar zu sein und ein bisschen Eigenwerbung zu machen", sagt der Gärtner. Auch Gastronomen kommen zu ihm, um für den Gastrobetrieb einzukaufen. Diese legen dann ihr Augenmerk vor allem auf Qualität und Optik der Ernte. "Wenn das Gemüse nicht schön ist, wird es nicht gekauft, nach dem Preis wird meistens nicht einmal gefragt."
Preissteigerung notwendig
Die Preissteigerungen treffen aber auch die lokalen Gärtner und Gemüsebauern. Während die Preise für das verkaufte Gemüse nur leicht ansteigen, muss Toschkov die Setzlings-Preise anheben, um rund 15 Prozent. "Die Preise für Samen und vor allem für die Setzerde haben sich beide in etwa verdoppelt, ohne dass für uns erkennbar wäre, warum das der Fall ist", so der Gemüsebauer.
Anbau drinnen und draußen
Für den Anbau seines Gemüses setzt er neben den Glashäusern und Folientunneln auch auf mehrere Hektar Freifläche, wo dann Salat, Karfiol oder Brokkoli angebaut werden. "Bei solch sonnigem, warmem Wetter wie vergangene Woche hat es in den Folientunneln schnell einmal 45 Grad, das verträgt der Salat nicht", sagt der Experte. Ansonsten sind die überdachten Flächen ein großer Vorteil, da man nicht nur konstantere Temperaturen erzielen kann, durch verbaute Sprenkleranlagen ist auch ein simpleres und gleichmäßigeres Bewässern möglich.
Vermehrt lokal einkaufen
Toschkov appelliert an die Klagenfurter, weiterhin regional zu kaufen. "Wer lokal kauft, weiß, wo es herkommt und kann sich sicher sein, dass alles auf höchsten Standards angebaut wird", so der Klagenfurter.
Produktion als Glücksspiel
Der Winter zu trocken, das Frühjahr zu nass, Hagel und Tropennächte im Sommer – heimischen Bauern macht das Wetter zu schaffen. "Die Produktion im Freien ist ein Glücksspiel", sagt Gemüsebauer Wolfgang Lerchster. Hinzu kommen die steigenden Rohstoffpreise. "Um beim Dünger zu sparen, haben wir die Fruchtfolge adaptiert und versuchen mit Zwischenfrüchten dem Boden den notwendigen Stickstoff wieder zuzuführen." Man müsse die Situation so nehmen, wie sie ist und das Beste daraus machen. "Gerade das Blattgemüse kommt mit den Tropennächten im Sommer beispielsweise nicht gut zurecht, weil ihm die Abkühlung fehlt. Wir versuchen daher laufend, Sorten zu finden, die mit den steigenden Temperaturen besser umgehen können. Wie etwa offene Salate, die vor allem in südlichen Ländern schon seit Jahren angebaut werden. Es dauert aber meistens einige Zeit, bis die Konsumenten die neuen Sorten akzeptieren", betont Lerchster.
Wenig Grundwasser
Die fehlende Feuchtigkeit durch wenig Schneefall im Winter müsse außerdem über Bewässern ausgeglichen werden. "Doch aufgrund des Schneemangels ist auch der Grundwasserspiegel nicht mehr so hoch." Auch Erich Roscher von der Landwirtschaftskammer Kärnten bestätigt: "Nur etwa ein Drittel des Niederschlags gelangt in die Grundwasserneubildung. Langfristig werden Gemeinden und das Land Maßnahmen setzen und wir uns alle überlegen müssen, wie wir mit unseren Wasservorräten umgehen."
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