Hohe Treibstoffpreise
Wenn die Spritpreise zu Problemen führen
Insbesondere Unternehmen, die im Alltag mit Autos unterwegs sind, leiden unter den Rekordspritpreisen.
KÄRNTEN. Nicht nur Autofahrer ärgern sich momentan über die hohen Treibstoffkosten. Landwirte, die im Frühling pflügen, säen und düngen müssen, Taxi- und Busfahrer, die immer fahren müssen, oder mobile Pflegedienstleister: Sie alle sehen den hohen Treibstoffpreis als problematisch.
Teuerung nicht absehbar
"Weder im Linienverkehr noch bei der Schüler- und Patientenbeförderung gibt es ,Spritpreisklauseln‘, höhere Treibstoffkosten können also nicht auf die Kunden umgelegt werden", sagt Elisabeth Rothmüller-Jannach, WKK-Spartenobfrau der Sparte Transport und Verkehr. Auch der Taxi-Verkehr hat genaue Regeln, so gibt es in Villach und Klagenfurt einen Taxitarif, der nicht überschritten werden darf. "Eine Anpassung dieser Tarife ist zwar möglich, gestaltet sich aber erfahrungsgemäß als schwierig und langwierig", so Rothmüller-Jannach. Zwar können die Unternehmen in der gewerblichen Personenbeförderung die Umsatzsteuer vom Spritpreis als Vorsteuer abziehen, das sei allerdings in den meisten Kalkulationen bereits berücksichtigt und bietet daher keine Erleichterung.
Hohe Kosten für Bauern
Eine Gruppe, die bei den Spritpreisen oft keine Erwähnung findet, sind die Landwirte. "Allerdings verbraucht ein Landwirt pro Hektar um die 100 bis 150 Liter Diesel im Jahr", sagt Wilfried Pesentheiner, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Kärnten. Dazu kommt, das ein großer Teil des Treibstoffes im Frühling gebraucht wird, denn beim Pflügen, Säen, Ackern oder Düngen müssen besonders hohe Mengen Sprit verbrannt werden. "Die Situation war in den Betrieben schon in den letzten Monaten sehr angespannt, weil die Preise für Futter- und Düngemittel stark gestiegen sind, ohne dass die Erzeuger- bzw. Abnahmepreise für die Bauern angehoben wurden", so Pesentheiner. Die Treibstoffkosten in abnormen Höhen würden hierzu ihr Übriges tun.
Pflegedienstkosten gleich
Beim mobilen Pflegedienst der AVS hat man mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Taxifahrer und Busse. "Unseren Klienten werden keine Wegzeiten oder Reisekosten gesondert in Rechnung gestellt, diese sind im Selbstkostenanteil enthalten", sagt Gabriele Payer von der Kärntner AVS. Dieser ist in einer Tarifliste vom Land Kärnten festgelegt und nimmt daher keine Rücksicht auf die momentan steigenden Energiekosten. Für die Kunden fallen also keine Änderungen an, für den Anbieter ist das hingegen ein Problem. "Die Steigerungen sind natürlich nicht einkalkuliert und damit nicht refinanziert", sagt Payer. Zusätzlich dazu leiden die Mitarbeiter, die Dienst-Kilometer mit dem Privat-PKW zurücklegen und dafür das amtliche Kilometergeld erhalten, so Payer.
Post weniger betroffen
Bei der Post sind die Auswirkungen der Spritpreise dagegen nicht so problematisch. "Wir profitieren stark von unserer Elektro-Flotte, die bereits ein Viertel unserer gesamten Fahrzeuge ausmacht", erklärt Markus Leitgeb von der Österreichischen Post. Seit Anfang März werden dazu nur noch Elektrofahrzeuge neu bestellt, so soll bis 2030 eine emissionsfreie Post- und Paketzustellung möglich sein. "Wir nehmen die Preissteigerung zwar wahr, aber durch die Umstellung auf E-Mobilität wird die Kostenexplosion gedämpft", freut sich Leitgeb. Eine Erhöhung der Posttarife, um die Spritkosten besser abzudecken, ist aber nicht zu befürchten. "Wir unterliegen hier dem Postmarktgesetz und müssen für Tarifänderungen eine entsprechende Zustimmung der Behörde einholen, eine kurzfristige Änderung des Treibstoffpreises könnten wir also gar nicht auf die Kunden umlegen", so Leitgeb.
Maßnahmen gefordert
Um gegen die steigenden Spritpreise anzukämpfen fordert die Wirtschaftskammer Kärnten unter anderem eine Spritpreisbremse, wie sie vergangene Woche in Slowenien umgesetzt wurde. "Zudem fordern wir eine Mineralölsteuer-Rückvergütung für Unternehmen im Transportbereich, also für die Güter- und Personenbeföderung", sagt Rothmüller-Jannach. Auch Landwirtschaftskammer-Sprecher Pesentheiner sieht die Politik gefordert: "Die heimische Versorgungssicherheit muss aufrechtgehalten werden, es muss einen Ausgleich für die hohen Düngemittelkosten und Energiepreise geben." Vorstellbar wäre eine pauschale Agrardieselrückvergütung oder eine Aussetzung von Sozialversicherungsbeiträgen, schlägt Pesentheiner vor. Auch der österreichische Gewerkschaftsbund fordert: "Preise runter". ÖGB-Landesvorsitzender Lipitsch: Das Kilometergeld muss auf mindestens 50 Cent angehoben werden, sonst geht die Rechnung für viele Betroffenen nicht mehr auf." Ebenso fordert er eine Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Öffi-Tickets.
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