Sebastian Schuschnig
„Lieber ein, zwei große Tourismus-Projekte, als zwanzig kleine!“

Am 9. Mai löste der 32-jährige Sebastian Schuschnig offiziell Ulrich Zafoschnig als Landesrat ab | Foto: Helge Bauer
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  • Am 9. Mai löste der 32-jährige Sebastian Schuschnig offiziell Ulrich Zafoschnig als Landesrat ab
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Der 32-jährige Sebastian Schuschnig (ÖVP) ist seit 9. Mai Landesrat. Im Antrittsinterview spricht er über SMS von Bundeskanzler Sebastian Kurz, Bürokratieabbau und Deregulierung in der Wirtschaft, das Zukunftsreferat Mobilität, touristische Infrastruktur-Projekte mit Strahlkraft und seine Karriere als Floorball-Spieler.

WOCHE: Sie gelten als Vertrauter von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Wann hat er Ihnen zur Angelobung als Landesrat gratuliert?
LANDESRAT SEBASTIAN SCHUSCHNIG:
Er war einer der ersten Gratulanten – per SMS noch während der Landtagssitzung. Wir haben natürlich keinen regelmäßigen Jour Fixe, aber in wiederkehrenden Abständen telefonieren wir miteinander oder schreiben uns SMS.

Im Landtag wurde die neue Wirtschaftsombudsstelle beschlossen. Die Opposition (FPÖ) kritisiert, diese Stelle führe zu mehr Bürokratie und bringe den Unternehmen nichts. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Das ist eine Kritik, die es, wenn man ehrlich ist, gar nicht gibt. Wir haben im Landtagsausschuss einen einstimmigen Beschluss für die Wirtschaftsombudsstelle erlebt. Deswegen habe ich in der Landtagssitzung, ohne respektlos sein zu wollen, ein bisschen schmunzeln müssen. Inhaltlich, wenn ich so selbstbewusst sein darf, kann man nicht gegen dieses Gesetz sein. Es wird niemand von der FPÖ schaffen, einem Unternehmer zu erklären, warum er gegen eine Stelle ist, die sich für beschleunigte Verfahren einsetzt, die zwischen Behörden und Unternehmern vermittelt und die Probleme aufnimmt, um sie an den Landtag weiterzuleiten.

„Kärnten unternehmensfreundlich“, eine Initiative Ihres Vorgängers, tourte mit Informationsveranstaltungen durch alle Bezirke Kärntens. Was geschieht nun mit den gesammelten Anregungen von Unternehmern?
Wir haben 250 Vorschläge aus den Bezirken gesammelt. Daran sieht man das große Potential, das wir im Bereich Bürokratieabbau und Deregulierung haben. Wir sichten jetzt diese Vorschläge mit unseren Fachreferenten, um zu schauen, was wir als Landesgesetzgeber angehen können und was wir über unsere Kontakte zur Bundespolitik weiter vermitteln müssen. Wir wollen den Bürokratieabbau und diesen Deregulierungsprozess in absehbarer Zeit weiter vorantreiben. Unser sportlicher Plan ist es, im Herbst erste Maßnahmen umzusetzen.

Unter Ihrem Vorgänger war ein Radmasterplan angekündigt. Bekannt sind 200 neue Fahrrad-Boxen in ganz Kärnten und vier neue Radrastplätze. Was wird dieser Masterplan inhaltlich weiters umfassen?
In einer ersten Phase werden jetzt die Gemeinden und die Tourismusverbände aufgefordert, ihre Vorschläge einzubringen. Es wird zum Thema Rad drei Arbeitspakete geben, die wir noch vor dem Sommer in einer Pressekonferenz vorstellen werden.

Sie haben in Ihrer ersten Pressekonferenz das Mobilitätsreferat als Zukunftsreferat bezeichnet. Weshalb?
Das war keine politische Floskel. Eines von vielen Beispielen: Wir sind auch eine Generation, die vermehrt Städtereisen in Europa unternimmt. Andere Städte und Länder sind uns im Mobilitätsbereich, das sage ich aus Landessicht durchaus selbstkritisch, etwas voraus. Wir werden in Zukunft mehr zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs sein, mehr auf alternative Mobilitätsformen setzen, Stichwort E-Scooter, und darauf müssen wir als Landespolitik reagieren. Wir sind ein Tourismusland, Mobilität und Tourismus müssen Hand in Hand gehen, Stichwörter „Erste Meile – letzte Meile“. Wenn ich mit dem Flugzeug in Klagenfurt ankomme und meine Unterkunft im Gailtal gebucht habe, dann muss ich vom Flughafen ins Gailtal kommen. Und dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen!
Mobilität ist mehr als Bus und Bahn. Ich habe den ambitionierten Ansatz, eine Vorreiterrolle einnehmen zu wollen. Es ist attraktiv, vermehrt auf Wasserstoff-Mobilität zu setzen. Die Möglichkeiten dazu prüfen wir in den nächsten Wochen.

Das neue Standortmarketing setzt auf „Kärnten“ als Dachmarke auf. Weil Kärnten, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Landesrat Martin Gruber (ÖVP), mehr ist als ein Tourismusland …
Es ist richtig, dass Kärnten nicht nur ein Tourismusland ist. Es ist aber entscheidend, auf die touristische Infrastruktur zu achten. Mir geht es darum, Projekte mit Strahlkraft zu entwickeln, weil wir seit vielen Jahren keine neue Projekte in Kärnten hatten. Wir müssen nebensaisontaugliche Infrastruktur-Projekte in die Höhe ziehen und richten deshalb noch vor dem Sommer einen Förder-Call für touristische Leuchtturmprojekte ein. Dabei setze ich völlig auf die Innovationskraft der Kärntner Unternehmer und vor allem auf Qualität: lieber ein, zwei große Projekte, als zwanzig kleine.

Sie sind ausgebildeter Jurist und Rechtsanwaltsanwärter. Ist er Ihr Ziel, später als Rechtsanwalt zu arbeiten?
Ich habe meine Karriere, so wie sie sich jetzt ergeben hat, nicht geplant. Ich habe gelernt, die weitere auch nicht zu planen, weil es immer anders kommt, als man denkt. Ich habe meinen bisherigen Brotberuf mit sehr großer Leidenschaft ausgeführt. Natürlich kann ich es mir vorstellen, aber jetzt haben wir erst einmal sehr viele Aufgaben in der Politik anzugehen. Dann hat in erster Linie die Kärntner Bevölkerung zu entscheiden, wie lange sie haben möchte, dass ich diesen Job ausübe.

Als Landesparteisekretär haben Sie angekündigt, mit vereinten Kräften Martin Gruber zum jüngsten Landeshauptmann machen zu wollen. Welche politischen Ambitionen haben Sie?
Dass Martin Gruber ein großartiger Landeshauptmann wäre, daran hat sich nichts geändert. Wir wollen als neue Kärntner Volkspartei stärker werden und mehr Verantwortung bekommen in diesem Land. Das ist mein politisches Ziel, dazu möchte ich beitragen.

Sie spielen seit fünf Jahren aktiv Floorball. Wird das so bleiben?
Ich spiele im Verein „Floorball Bandyts Klagenfurt“. Der Verein hat mit 15 Leuten in einer kleinen Turnhalle angefangen, immer den Fokus auf Nachwuchsmannschaften gelegt – das ist eine richtig coole Geschichte. Ich habe in der Kampfmannschaft die letzten fünf Jahre Kapitän sein dürfen. Das Timing ist perfekt gekommen: Wir haben zwar den Meistertitel in der Kärntner Großfeldmeisterschaft als großer Außenseiter mit einer Over-Time-Niederlage gegen den VSV im Finale hauchdünn verpasst. Die jungen Spieler haben sich aber so toll entwickelt, dass sie mir um die Ohren laufen – die brauchen keinen „Ü30-Kapitän“ mehr. Die aktive Karriere ist jetzt für mich ad acta gelegt, aber als Trainingsgast möchte ich noch das eine oder andere Mal dabei sein.

ZUR PERSON
Sebastian Schuschnig
(32) kommt aus Bodensdorf am Ossiacher See, entstammt einem touristischen Familienbetrieb, ist ausgebildeter Jurist und Rechtsanwaltsanwärter. Zuletzt war er Landesparteisekretär der ÖVP Kärnten. Am 9. Mai löste Schuschnig offiziell Ulrich Zafoschnig als Landesrat ab. Seine Referate sind Wirtschaft und Industrie, Gewerberecht, Tourismus, Öffentlicher Verkehr und Mobilität sowie Logistik.

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