Eine Filiale für über 20.000 Leute

Was übrig bleibt: Die Filiale am Oberen Stadtplatz ist die derzeit einzige Möglichkeit in Kufstein Postgeschäfte zu erledigen.
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  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KUFSTEIN (nos). Es ist bereits der zweite Post-Partner, der seit Anfang des Jahres in der Festungsstadt die Segel streicht. Überraschend standen vergangene Woche die Kufsteiner in der Andreas-Hofer-Straße vor verschlossener Tür, nachdem im Frühjahr bereits die Post-Partner-Filiale in Endach dicht gemacht hatte. Der Betreiber war in beiden Fällen der selbe.

Wieviel Post braucht's?

Mit der Ausdünnung ihrer Filialen und dem nunmehrigen Wegfallen des Post-Partners sitzt die Post in der Festungsstadt in der Bredouille. Nur noch eine Filiale, die am Oberen Stadtplatz, bleibt den rund 20.000 Stadtbürgern, Pendlern, Besuchern und Ämtern übrig – und diese wird von den meisten als "zu klein" angesehen. Nicht selten reiht sich die Warteschlange bis zur Eingangstür, prekär wird es vorallem, wenn beispielsweise der tägliche Schriftverkehr der Bezirkshauptmannschaft bearbeitet werden muss. Dann fällt für die "Laufkundschaft" schon mal ein Schalter weg.
Besonders problematisch ist auch die Lage der verbliebenen Filiale, denn Parkraum ist am Oberen Stadtplatz mehr als rar, wer etwa ein Paket verschicken will, der schleppt. Auch für alte, oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Menschen ist der Gang zur Post deshalb mühsam.
Dabei sind es nicht nur die Kufsteiner, denen nun ein weiterer Standort abhanden kam: Die nächsten Postpartner-Filialen finden sich erst in Thiersee, Ebbs, Kirchbichl oder Bad Häring, die nächste "echte" Post-Filiale in Wörgl. Zahlreiche Unternehmen im Umkreis sind mit ihren Sendungen auf die Post angewiesen.
Die Post AG verwies in einer Stellungnahme darauf, dass man bereits nach einem Nachfolger für die nun geschlossenen Partner in Kufstein suche, dem Vernehmen nach sollen sich ehemalige Mitarbeiter des Partners für eine Weiterführung interessieren. Zudem setzt die Post vermehrt auf Eigenleistung der Kunden: Selbstbedienungs-Schalter zum Abstempeln oder Automaten für Produkte wie Briefmarken und Ähnliches sind im Gespräch und sollen auch in Kufstein umgesetzt werden.

Abbau, Abbau, Abbau

Das Filialensterben in Kufstein ist nur ein weiterer Kritikpunkt, den sich die Post in den vergangenen Jahren gefallen lassen muss. Auch die Umstellung hin zur Auslieferung unandressierter Sendungen alle zwei Tage verprellte bereits Kunden wie Bürger. Dabei hat die Post nicht nur mit Konkurrenz aus dem privaten Paket- und Briefzustellersektor zu kämpfen, natürlich ist die Email ein starker Gegner des klassischen Briefes. Dennoch steigert gleichzeitig der boomende Onlinehandel die Paketzustellungen. Die Post steht an einem schwierigen Scheideweg zwischen Wirtschaftlichkeit und Kundenservice.
Im Foyer der verbliebenen Filiale am Oberen Stadtplatz steht übrigens ein Apparat, der die Kundenzufriedenheit messen soll – "Das ist etwas Ernstes und kein Werbegag", erklärt dazu Post-Pressesprecher Michael Homola. Diese Stimmungsmesser stehen österreichweit mit verschiedenen Fragestellungne in Postfilialen und dienen einer "internen Benchmark" der Post.

Post ist "in Gesprächen"

Homola rekapituliert die Umstrukturierungen der letzten fünf Jahre in Kufstein: "Bis 2011 hatten wir drei eigenständige Filialen in Kufstein. In der Salurner Straße, in der Oskar Pirlo Straße und am Oberen Stadtplatz." Die ersten beiden wurdne in Post-Partner umgewandelt, zogen um, übrig blieb noch die von der Post selbst betriebene Zweigstelle im Zentrum, "dann war die Geschichte mit dem jüngsten Postpartner". Mit Montag vergangener Woche, dem 17. August, kündigte laut Homola die Post ihrerseits den Vertrag mit dem Betreiber der im Frühjahr noch zwei Post-Partner-Shops "wegen Problemen in der Finanzgebahrung".
Nun ist die Post auf der Suche nach einem Nachfolger. "Wir wollen aber auf jeden Fall wieder einen Partner im Großraum Endach haben", erklärt Homola, "und wir wollen das so schnell wie möglich". Von Gesetzes wegen müsste die Post zumindest sicherstellen, dass 90 Prozent der Bevölkerung in einem Umkreis von zwei Kilometern eine Poststelle – egal ob Filiale oder Partner – erreichen können. Das wäre laut Homola bereits jetzt gegeben, allerdings wolle die Post in Kufstein weitere Anlaufstellen schaffen und sei "in Gesprächen mit Interessenten und der Stadtgemeinde".

Selbstbedienung und Subunternehmer

Mitte September soll in der Postfiliale am Oberen Stadtplatz eine "Abholstation" eingerichtet werden, an der Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten Pakete abholen können. Auch Paket- und Briefaufgabe sollen in einer Selbstbedienungszone flexibler gestaltet werden. "Diesen Weg gehen wir bereits seit Jahren", erklärt Homola, "für die Kunden bedeutet das weniger Wartezeit am Schalter und sozusagen längere Öffnungszeiten".
Rund 17.000 bis 18.000 Euro jährlich bekomme ein durchschnittlicher Post-Partner, so Homola. Das gros davon seien "klassische Nahversorger", aber auch Tourismusverband-Büros oder Gemeinden. Grundvoraussetzung für Private ist ein Gewerbeschein.
Nicht nur die Umschichtung der Poststandorte weg von selbstbetriebenen Filialen hin zu Partner-Lösungen steht in der Kritik. Seit Jahren werden Aufgaben ausgelagert und an Subunternehmer vergeben, etwa auch die Paketzustellung, die "im Auftrag der österreichischen Post AG" von externen Logistikern durchgeführt werden. Immer wieder gibt es Berichte über Sendungen, etwa Bestellungen bei Internetversandhäusern, die von Zustellern in Hausflure oder Eingangsbereiche von Mehrparteienhäusern abgelegt werden, ohne auch nur zu versuchen beim Empfänger zu klingeln. "Das soll und darf nicht sein!", erwidert Michael Homola entrüstet. Sollte so etwas vorkommen, "dann unbedingt melden! Das geht so nicht!" Dafür stehe die Emailadresse kundenservice@post.at sowie die Telefonnummer 0810-010100 zur Verfügung.
Aktuell betreibt die Post AG fünf eigene Filialen im Bezirk Kufstein (Brixlegg, Kundl, Wörgl, Kufstein, Niederndorf) und wird von 17 Postpartnern unterstützt, darunter zwei Tourismusverbände, mehrere Nahversorger und die Gemeinde Bad Häring.

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