Gewalt an Frauen
Evita Kufstein ruft dazu auf, Femizide zu stoppen

Nach dem neunten Frauenmord in Österreich schlägt Evita Alarm und fordert mehr Präventionsarbeit – auch im Bezirk Kufstein. | Foto: Pixabay/BB Archiv
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  • Nach dem neunten Frauenmord in Österreich schlägt Evita Alarm und fordert mehr Präventionsarbeit – auch im Bezirk Kufstein.
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Frauen- und Mädchenberatungsstelle hisst nach neuntem Frauenmord schwarze Fahne sowie "Frei leben ohne Gewalt"-Flagge in Kufstein und fordert mehr Präventionsarbeit.

KUFSTEIN (bfl/red). Seit Jahresbeginn wurden bereits neun Frauen in Österreich ermordet. Damit liegt Österreich mit den Tötungen an Frauen an der Europaspitze. Nun starten über 200 Kunst- und Kulturschaffende einen Aufruf mit dem Titel "Gegen Gewalt an Frauen. Frauenmorde - Es geht uns alle an". Die Aktion wurde durch Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, ins Leben gerufen.
Seiner Ansicht nach sind die von der Regierung angekündigten Maßnahmen viel zu gering. Seine Forderung: Den neuerlichen Mord nicht als Ausnahmefall hinzustellen, der nur Nachbesserungen in einem sonst funktionierenden System in der Gewaltbekämpfung nötig mache.

Gewalt an Frauen wurde verurteilt

Ein Teil dieser Forderungen wurden in den am 1. und 2. Mai stattgefundenen Pressekonferenzen umgesetzt. Mehrere politische Repräsentanten verurteilten Gewalt an Frauen klar und kündigten großangelegte, öffentliche Kampagnen zur Thematisierung der Gewalt an Frauen und Arbeit mit den Tätern an.
Die Aufwertung und Unterstützung der Frauenhäuser, wie auch verpflichtende Anti-Gewalt-Therapie für gewalttätige Männer (mit einer nötigen Stunden- und Finanzierungserhöhung der anbietenden Stellen) wäre darüber hinaus wünschenswert. 

Mehr Präventionsarbeit notwendig

Auch die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Evita Kufstein steht hinter diesen Forderungen. Ihrer Ansicht nach benötigt es mehr Präventions- und Täterarbeit, mehr Budget für Frauen und Gleichstellung sowie für alle Institutionen, die sich diesem Thema widmen. Evita fordert zudem die Einbindung von Experten in Regierungsentscheidungen sowie unabhängige Stellen für die Untersuchung von geschlechtsabhängiger Gewalt und Tötungsdelikten. Auch die Pressearbeit müsse eine sensiblere sein, so sollten etwa Kollektivbegriffe wie Ehestreit oder Familiendrama durch Mord oder Mordversuch ersetzt werden. Dies führe zur "Verschleierung des Gewaltaspektes". Es gehöre auch der Täter in den Fokus gerückt und auf Schuldumkehr - Victim blaming - aufmerksam gemacht. "Das Aufzeigen der gesellschaftlichen Dimension des Femizids, der Ursachen und Folgen ableitbar macht, gehört in den Diskussionsmittelpunkt", so die Vertreterinnen von Evita in einer Aussendung. 

Evita Kufstein hisste als Zeichen der Solidarität zwei Flaggen.  | Foto: Evita/Winkler
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Evita hisste Flaggen

Sie wollen regelmäßig stattfindende Fallkonferenzen mit allen zuständigen Systempartnern. Dabei soll es auch möglich sein, dass die im Gewaltschutz tätigen niederschwelligen Einrichtungen einberufen werden können.

"Außerdem wird die Anzeigepflicht als Unmöglichkeit wahrgenommen, wenn Vertrauensaufbau im Vordergrund steht. Ein Drittel unserer Klientinnen wurde 2020 zum Thema Gewalt beraten, wobei zwanzig Prozent der Frauen nicht beim Erstkontakt darüber sprechen konnten. Viele Frauen schämen sich und diese Hemmschwelle kann erst nach entsprechender Vertrauensarbeit überwunden werden. Erstaunlicherweise nehmen viele Frauen Gewalt in ihren vielfältigen Erscheinungsformen noch immer nicht als solche wahr. Es wird nur physische Gewalt als solche benannt",

so Evita Kufstein. 
Die Beratungsstelle zeigte ihre Solidarität mit den Ermordeten und mit von Gewalt betroffenen Frauen, indem sie  die schwarze Fahne in Kufstein hisste, wie auch die "Frei leben ohne Gewalt"-Flagge von Terre des Femmes. Sie hoffen dabei auf zahlreiche nationale und internationale Beteiligung.

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