Europäisches Forum Alpbach 2019
"Freiheit und Sicherheit" – über die treibenden Kräfte hin zum Illiberalismus

"Freiheit und Sicherheit" lautet das Thema des heurigen Europäischen Forums Alpbach. | Foto: Noggler
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"Freiheit und Sicherheit" lautet das Generalthema des Europäischen Forums Alpbach (EFA) 2019.

ALPBACH (red). Der Auftakt zur heurigen Ausgabe des Europäischen Forums Alpbach (EFA) fand bereits vergangene Woche am Mittwoch den 14. August statt. Dabei widmet sich das EFA bis 30. August dem Thema "Freiheit und Sicherheit".
Fragen, mit denen man sich in Alpbach beschäftigt, drehen sich um Ursachen für Tendenzen hin zum politischen Illiberalismus, wirtschaftlichen Protektionismus und der Fixierung auf die Sicherheit, die häufig auf Kosten der Freiheit geht. Auch der Frage, wann und warum man es aufgegeben habe, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit zu finden, will man auf den Grund gehen. Das EFA will also nicht nur aktuelle Entwicklungen, deren Ursachen und die treibenden Kräfte dahinter analysieren, sondern auch neue Perspektiven und Orientierungen aufzeigen. Es will auch Sir Karl Popper und dessen beständigem Plädoyer für die offene Gesellschaft Tribut zollen. Popper war ein regelmäßiger Gast des Forums nach der großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts: dem Totalitarismus, der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg. Folglich wird das Forum relevanten Themen aus philosophischer, politischer, sozio-ökonomischer, ökologischer und auch kultureller Perspektive in gleicher Weise Aufmerksamkeit widmen.

Die Veranstaltungsdaten des EFA 2019

Seminarwoche
14.-21.08.2019

Die Seminarwoche ist das wissenschaftliche Herzstück des Europäischen Forums Alpbach. Sie zeichnet sich durch viel Raum für Diskurs, die interdisziplinäre Atmosphäre und den generationenübergreifenden Dialog aus. Für eine Woche wird Alpbach zum Ort der innovativen Wissensvermittlung: Vormittags finden wissenschaftliche Seminare statt (Seminare 1-15), nachmittags sind es dann künstlerische und handlungsorientierte Seminare (Seminare 16-28). Das Zusammenspiel von diesen beiden Seminartypen soll auf neue Art Wissen und persönliches Mitwirken verbinden.

Die Alpbach Learning Missions (ALM) sind eine Ergänzung, die heuer zum ersten Mal stattfindet. Sie bieten den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, im Anschluss an die wissenschaftlichen Beiträge der ersten Woche dann kollaborativ und mithilfe von ExpertInnen eine konkrete Fragestellung tiefgehend zu behandeln und vorzugsweise auch ein konkretes Ergebnis vorzulegen.

Fachspezifische Vorkenntnisse sind für die Teilnahme an den Seminaren nicht notwendig.

Tiroltage
17.-18.08.2019

Anlässlich des 350. Jubiläums der Universität Innsbruck stehen die Alpbacher Tiroltage 2019 ganz im Zeichen der Forschung in der Europaregion. In einer Wissensgesellschaft steigt die Nachfrage nach Forschung und Wissen. Dabei stellt die Grundlagenforschung eine Absicherung dar, dass wir uns für die großen Herausforderungen der Zukunft wappnen, während die angewandte Forschung Lösungen für aktuelle Herausforderungen erarbeitet. Der Ausbau von Forschungs- und Bildungskompetenzen stellt die beste Investition in die Zukunft dar. Die Europaregion Tirol - Südtirol - Trentino weist eine Vielfalt an exzellenten Forschungseinrichtungen auf. Wie diese besser vernetzt werden und zusammenarbeiten können, möchte das EFA diskutieren um die Wandlung von einer Wissensgesellschaft zu einer Kompetenzgesellschaft voranzutreiben.

Am Sonntag, 18. August, 10.30-12.00 Uhr findet vor und im Congress Centrum Alpbach die Eröffnung des Forums 2019 mit Franz Fischler, Agnes Heller, Lois Anvidalfarei und Christof Dienz statt. Der Eintritt ist frei.

Gesundheitsgespräche
18.-20.08.2019

Das Generalthema "Freiheit und Sicherheit" wirft in der Gesundheitsversorgung jede Menge Fragen auf: Wie können wir unsere solidarischen Gesundheitssysteme angesichts teurer Untersuchungen und Medikamente erhalten? Welche ethischen Fragen wirft es auf, wenn ein Algorithmus entscheidet, ob PatientInnen operiert werden oder nicht? Wie bereiten wir uns auf immer häufiger werdende Wetterextreme und ihre gesundheitlichen Folgen vor? Welche Innovationen im Bereich der Inklusion und Unterstützung psychisch Kranker gibt es?

Das EFA lädt ein, gemeinsam mit EntscheidungsträgerInnen aus dem österreichischen und internationalen Gesundheitssektor, aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in einen Dialog zu treten, der Generationen und Ideologien überschreitet.

Begegnungen
21.08.2019, 09:00-21:00

Was geschieht, wenn internationale KünstlerInnen zum ersten Mal aufeinandertreffen und sich über ihren persönlichen Zugang zum Thema Freiheit und Sicherheit austauschen? Vor allem, wenn dabei vielerlei Mittel des Dialogs, die alle Sinne ansprechen, zum Tragen kommen? Die "Begegnungen" laden in neue Gedanken- und Bildwelten ein. Sie als BesucherIn sind mittendrin und dürfen sich intensive Erfahrungen erwarten!

Angst gehört zum Leben und nur der Dumme hat keine.

Doch seit wann wird uns eingeredet - oder reden wir uns das selbst ein? - , dass unser Leben gefahrvoller wird und Sicherheit das Heilmittel ist: Seien es die Knieschützer im Kindergarten, die zertifiziert giftfreien Äpfel, der videoüberwachte öffentliche Raum und die Mauer ums Land.

Das Feld ist jedenfalls aufbereitet, auf dem die Populisten Angst schüren, indem sie neue Feindbilder aufbauen, hinter denen die uralten lauern: die Anderen, die Fremden. Dass sie sich als die Retter ausgeben, versteht sich von selbst. Wer Angst hat, ist bereit, Freiheit für Sicherheit aufzugeben, sogar dann, wenn am Ende der Entwicklung Repression ins Haus steht.

Das EFA möchte an diesem Tag Menschen begegnen, die sich in ihrem Leben und in ihrer Arbeit für Freiheit, für Lust, für Rebellion entschieden und Türen für neue Zusammenhänge aufgestoßen haben. Teilnehmer begegnen der Fotografin Elfie Semotan - zu Hause in der Welt der Kunst wie in der Werbung, in Wien wie in New York - , dem Komponisten Georg Friedrich Haas, der mit seiner Frau, der US-Storytellerin und BDSM-Erzieherin Mollena Lee Williams-Haas Sexualität und Arbeit neu definiert, dem israelischen Filmschaffenden Avi Mograbi, dessen Arbeiten provokant und humorvoll den israelisch-palästinensischen Konflikt beleuchten und dem deutschen Autor Max Czollek, der sich in seinem Essay "Desintegriert euch" neue Gedanken zu unserem Zusammenleben macht. - Ruth Beckermann

Anmeldungen für den Tag der "Begegnungen" sind ab jetzt möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 400 Euro.

Hochschulforum
21.08.2019, 14:30-18:00

Die Österreichische Universitätenkonferenz und die Österreichische Fachhochschulkonferenz veranstalten jeweils eine Diskussion über die Herausforderungen des Tertiären Bildungssektors. Mehr Informationen zur Veranstaltung folgen im April.

14:30 - 16:00 Wer kontrolliert die vierte Gewalt? Journalismus im Spannungsfeld von Pressefreiheit und freiwilliger Selbstkontrolle
16:30 - 18:00 Kann Wissenschaft Freiheit sichern?

Technologiegespräche
22.-24.08.2019

Den rasanten technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nähern sich die Technologiegespräche heuer aus dem Blickwinkel "Freiheit und Sicherheit". Das alles vernetzende Internet hat schon ungeahnte Freiheiten geschaffen, versprach Information und Bildung für alle, zeigte aber auch seine dunklen Seiten wie Cyberkriminalität, Mobbing oder gezielte Informationsmanipulation. Das Internet der Dinge erweitert nun auch noch unsere Sinne; kluge Assistenten und Roboter nehmen uns gepaart mit Künstlicher Intelligenz unangenehme Arbeiten ab. Auch das Jahrbuch "Discussing Technology", das anlässlich der Technologiegespräche herausgegeben wird, beschäftigt sich unter dem Titel "Cyber Security" mit Themen wie diesen. Wie wollen wir also diese digitale Welt gestalten? Die Technologiegespräche versuchen, Antworten zu geben. Gleichzeitig wird eine spannende Begleitausstellung zu sehen sein, welche den Bogen von der Kunst zur Technik spannt.

Politische und Rechtsgespräche
24.-27.08.2019

Freiheit und Sicherheit sind wesentliche Bestandteile der Demokratie. Der demokratische Staat hat die Aufgabe, die Sicherheit seiner BürgerInnen zu wahren, ohne deren individuelle Freiheiten zu gefährden. Wo genau die richtige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit liegt, muss die Politik auf Basis der Grund- und Menschenrechte entscheiden und dann für die rechtliche Durchsetzung sorgen. Diese Balance zu finden und immer wieder neu auszutarieren ist eine ständig wiederkehrende Herausforderung für die liberale Demokratie.

Wer oder was steckt hinter dem Aufschwung illiberaler politischer Tendenzen, wenn z.B. plötzlich die Mehrheit Minderheitenrechte abschaffen will? Wodurch erklärt sich die wachsende Bereitschaft, mehr und mehr Freiheit dem Sicherheitsbedürfnis zu opfern? Haben wir das Streben nach einem Ausgleich zwischen Freiheit und Sicherheit aufgegeben? Wie kann ein neuer Ausgleich gefunden werden?

Das Programm der Politischen und Rechtsgespräche setzt sich aus vier Themengebieten zusammen:

  1. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stärken
  2. Grund- und Menschenrechte schützen
  3. Mit der EU und ihren Partnern zusammenarbeiten
  4.  Transformationen zu mehr Nachhaltigkeit ermöglichen

Aufgrund der starken inhaltlichen Verschränkung der Politischen Gespräche (24.-27.8.2019) und Rechtsgespräche (25.-27.8.2019) erhalten Sie einen gemeinsamen Programmüberblick. Die vier Teile behandeln jeweils juristische und politische Fragestellungen, wobei der Fokus der juristischen Diskussionen auf den Themengebieten "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stärken" und "Grund- und Menschenrechte schützen" liegt. Außerdem können RechtsexpertInnen ausgewählte Fragestellungen in den LAW-Arbeitsgruppen vertiefen.

Wirtschaftsgespräche
27.-29.08.2019

Die multilaterale Welthandelsordnung, in der auf globaler Ebene verhandelt wurde, scheint Geschichte. Werden Handelsabkommen zwischen einzelnen Staaten und Abmachungen zwischen Konzernen zum Dauertrend? Ordnet nicht die digitale Transformation ohnehin alles neu? Wie können Unternehmen technologische Entwicklungen, etwa bei Künstlicher Intelligenz, nutzen, um neue Geschäftspraktiken zu entwickeln? Und ist die Knappheit an Ressourcen nicht gar ein notwendiger Antrieb dafür, dem Unternehmergeist mehr Raum zu geben, um zukunftsorientierte Unternehmen zu schaffen?

Die Rahmenbedingungen, um zu wirtschaften, sind aufgrund geopolitischer Machtverschiebungen, rapidem technologischen Wandel und den tiefen Spuren, die wir im Ökosystem hinterlassen, so komplex wie selten. Wir laden Sie ein, mit UnternehmerInnen aus dem In- und Ausland, Persönlichkeiten aus Politik und Forschung sowie Verfechtern neuer Ideen in einen Dialog zu treten, der Generationen und Ideologien überschreitet.

Finanzmarktgespräche
29.-30.08.2019

Politische Umbrüche, die Nachwirkungen der Schuldenkrise und das schwächere Wachstum der Weltwirtschaft üben Druck auf das globale Finanzsystem aus. Dies passiert just in einer Zeit, in der sich Finanzinstitute neu erfinden müssen. Neue Technologien verändern nicht nur Geschäftsmodelle und Regelwerke der Branche, sondern lassen neue Formen der Kooperation und des Wettbewerbs entstehen. Kundenbedürfnisse verändern sich, und dazu kommt noch die Frage, welche Rolle die Branche bei der Finanzierung einer nachhaltigeren Wirtschaft spielen soll.

Wie sind die Unsicherheiten auf allen Ebenen des Finanzsystems zu bewältigen, bevor Teile dieses Systems möglicherweise - wieder - kollabieren? Diskutieren Sie mit nationalen und internationalen VertreterInnen von Finanzinstituten und Stiftungen, aus Politik und Forschung, mit QuerdenkerInnen aller Generationen. Beteiligen Sie sich daran, die Spannungsfelder auszuloten und daran, wie diese abgebaut werden könnten.

Kunst und Kultur
14.-30.08.2019

KünstlerInnen schaffen Freiräume für Inspiration und kritische Reflexion. Mit ihren Visionen und poetischen Utopien laden sie während des Europäischen Forums Alpbach ein, gesellschaftliche Spannungsfelder aus neuen Perspektiven zu betrachten. Installationen, Performances sowie literarische, bildende und musikalische Arbeiten nähern sich dem komplexen Zusammenspiel von Freiheit & Sicherheit: Sie machen dieses Zusammenspiel spürbar, hörbar, sichtbar und begreifbar.

Hinter ART NON STOP stecken Ausstellungen und Installationen während der gesamten Zeit des Europäischen Forums Alpbach. Drinnen wie draußen laden sie alle BesucherInnen zu ungewöhnlichen Begegnungen ein.

ART EVENTS setzen sich aus den künstlerischen Eröffnungen der einzelnen Alpbacher Gespräche und aus täglich wechselnden Programmpunkten zusammen. Konzerte, Lesungen, Interventionen und eigens konzipierte Formate in verblüffenden Konstellationen werden Sie inhaltlich und ästhetisch überraschen.

Alpbach extra
14.-30.08.2019

Damit die Köpfe im Congress Centrum Alpbach nicht zu rauchen beginnen, bietet das Europäische Forum Alpbach ein buntes Ausgleichsprogramm für Körper und Geist an: Der Tag beginnt für alle unermüdlichen TeilnehmerInnen mit den frühmorgendlichen Sportsessions, geistlicher Besinnung und klingt abends mit einem International Evening, einer Speakers' Night oder einer Party aus. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen von "Alpbach extra" ist frei.

Mehr zum Europäischen Forum Alpbach (EFA)

Weitere Details zu den jeweiligen Programmpunkten, SpeakerInnen und Teilnahmegebühren finden Sie auf der Website des EFA.
Alle Beiträge zum Thema Europäisches Forum Alpbach finden Sie hier.

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