Zwist um Fläche
Gewerbegebiet-Pläne bringen in Ebbs Anrainer-Kritik

Ein in Ebbs geplantes Gewerbegebiet sehen die Anrainer kritisch. Dieses soll auf einer derzeitigen Grünfläche (landwirtschaftliche Vorsorgefläche) entstehen.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Ein in Ebbs geplantes Gewerbegebiet sehen die Anrainer kritisch. Dieses soll auf einer derzeitigen Grünfläche (landwirtschaftliche Vorsorgefläche) entstehen.
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Pläne für Gewerbegebiet in Grünfläche lassen Anrainer in Ebbs mehr Lärm und Verkehr befürchten. Laut Bürgermeister gebe es aber derzeit keine bessere Option.

EBBS. Kritisch, so sehen Anrainer in Ebbs derzeit Pläne für ein neues Gewerbegebiet. Konkret geht es um den Bereich bei Tafang Nord, wo ein 11.000 m2 großes Gewerbegebiet entstehen soll. Derzeit ist die Fläche eine landwirtschaftliche Vorsorgefläche, bei der Gemeinderatssitzung vom 1. März wurde im Gemeinderat der Beschluss gefasst, einen Antrag ans Land zu stellen, um die Grünfläche aus der landwirtschaftlichen Vorsorgefläche herauszunehmen.
Erst nach einer Zustimmung seitens des Landes, könnte dann im Ebbser Gemeinderat eine Umwidmung in eine Gewerbefläche in einem weiteren Schritt stattfinden. Dennoch hat bereits der beschlossene Antrag an das Land viel Staub in der Gemeinde aufgewirbelt. 

Anrainer: "Skandalös"

Anrainer und Anrainerinnen stufen den Schritt als bedenklich ein, da sich die Gewerbefläche in einem Siedlungsgebiet befindet. Sie kritisieren die damit stattfindende Bodenversiegelung und befürchten mehr Lärm und Verkehr. Der Gemeinderatsbeschluss sei "skandalös", das zugehörige Gutachten sei ein "Gefälligkeits-Gutachten": Beim Grundstücksbesitzer sowie dem Besitzer des Betriebes handelt es sich um zwei ehemalige Gemeinderäte. Die Anrainer erklären, dass "offenbar die Naheverhältnisse der Projektbetreiber" zum Gemeinderat die Entscheidung "bestimmen" würden. Der Raumplaner der Gemeinde habe sich geweigert, ein positives Gutachten für die Herausnahme des Grundstückes aus den landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen zu erstellen. 

"Der katastrophalste Fehler im Gutachten ist die Einschätzung, dass das Grundstück, das von drei Siedlungsbereichen (Wohngebiete Tafang, Weidach und Oberweidach) umschlossen ist, geeignet für ein Gewerbegebiet ist",

so die Anrainer in einem Schreiben. "Das Gutachten entbehrt nämlich jeder Substanz", argumentieren die Nachbarn weiter. Es sei nur das Interesse der Betreiber berücksichtigt worden – nicht die Interessen der Bürger. Bei der Untersuchung anderer, für die Bebauung geeigneter Grundstücke seien nur Grundstücke herangezogen worden, "die aufgrund der Lage und Größe keinesfalls in Frage kommen". 
Sie kritisieren auch, dass die Firma bereits mehrere mögliche Baugründe in Ebbs abgelehnt habe. Die Gemeindeführung und die Firma hätten das Projekt "durchpeitschen wollen", ohne einen Mitbürger zu informieren und dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. "Wir haben das nur zufällig erfahren", so einer der Anrainer gegenüber den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. Wichtige Details würden seitens der Gemeindeführung hierbei verschwiegen.
"Das ist akribisch geplant und es gibt nur drei Nutznießer", erklärt der Anrainer – das seien die Firma, der Grundstücksverkäufer und die hohe Politik. 

Betrieb muss erweitern

Vorgesehen wäre das Gewerbegebiet dabei für die "Pichler.ebbs GmbH", eine Ebbser Firma mit großer regionaler Bedeutung, die ein Komplettanbieter für Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Privatkundschaft ist, wie im Bereich Landtechnik oder Kfz-Technik. An ihrem derzeitigen Standort kann sie nicht mehr erweitern, hat aber äußerst dringenden Platzbedarf. Abseits des Platzproblems betonen die Betreiber, dass die Arbeitsbedingungen auch auf Grund des Verkehrs an der Kreuzung am Standort unzumutbar geworden sind. So sind bereits mehrere Fahrzeuge in das Firmengebäude gefahren, Verkehrsunfälle stehen am derzeitigen Standort der Firma wegen der dortigen Kreuzung regelmäßig an. 

Die Firma "Pichler.ebbs" sucht einen neuen Standort. Am alten platzt sie aus allen Nähten.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Schon seit sechs Jahren beschäftigt das Thema Erweiterung bzw. die Standortsuche die Firma. Das Problem sei, dass es in Ebbs keinen "perfekten Grund" mehr gebe, betont Thomas Pichler jun. gegenüber den REGIONALMEDIEN. "Pichler.ebbs" würde im Bereich Tafang 10.000 Quadratmeter der vorgesehenen Fläche nutzen, die restlichen 1.000 würde der Grundbesitzer selbst für ein Fuhrunternehmen gebrauchen. Was das Fuhrunternehmen des Grundstücksbesitzers betrifft, so handelt es sich dabei um ein kleines Ein-Personen-Unternehmen mit einem Traktor und einem Bagger, das als Nebengewerbe betrieben wird. 

Gemeinde: Keine leichte Entscheidung

Man habe es sich seitens der Gemeinde mit der Entscheidung zu dem Thema nicht leicht gemacht, erklärt auch der Ebbser Bürgermeister Josef Ritzer gegenüber den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. Die Firma habe bei der Gemeinde einen Platzbedarf von 9.000 bis 10.000 Quadratmeter angemeldet und gemeinsam mit dem Grundstücksbesitzer den Antrag gestellt. Das habe man als Gemeinde zu behandeln. Den Wunsch nach einem Standort in Ebbs wolle man versuchen zu erfüllen,

"weil wir die Firma unbedingt in der Gemeinde halten wollen und auch dementsprechend die Arbeitsplätze", 

erklärt Ritzer. Die Gemeinde habe im Vorfeld bereits versucht, alle möglichen Standorte im Gemeindegebiet abzuklopfen, die geeignet wären – das von Oberndorf bis nach Eichelwang. Neun mögliche Standorte wurden dabei auf Tauglichkeit für die Aussiedlung der bestehenden Firma überprüft. Das dazugehörige Gutachten hat Ritzer in der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Großteil verlesen. Das Fazit des Gutachtens, welches auch die Meinung Ritzers widerspiegelt: "Es gäbe bessere Standorte, wie der geplante, aber die sind nicht verfügbar oder nicht greifbar", so Ritzer, der als Beispiel für nicht verfügbare Orte auch ein Grundstück beim nahegelegenen MPreis nennt. 

Der Ebbser Bürgermeister Josef Ritzer betont, dass man sich die Entscheidung für den Antrag seitens der Gemeinde nicht leicht gemacht habe.   | Foto: Barbara Fluckinger
  • Der Ebbser Bürgermeister Josef Ritzer betont, dass man sich die Entscheidung für den Antrag seitens der Gemeinde nicht leicht gemacht habe.
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Dringlicher macht eine Lösung für eine Aussiedlung der Firma auch deren Standort an der Gabelung zwischen Wildbichler Straße und der Niederndorfer Landesstraße. Diese Stelle wurde von der Bezirkshauptmannschaft als Unfallhäufungsstelle ausgewiesen. Deswegen soll die dortige Kreuzung auch neu gebaut werden, das möglichst schnell. Somit müsste aber auch eine Lösung für die Aussiedlung der Firma möglichst rasch her. "Wir sind hier, was die Straßenlösung betrifft, im Zugzwang", sagt Ritzer. 

Verkehr und Lärm sind Thema

Die Anrainer befürchten indes, dass sich mit den neuen Standort in Zukunft noch mehr LKWs durch Ebbs durchschlängeln werden und dass das Gewerbegebiet mehr Lärm für sie als Nachbarn bringe. Was den Lärm betrifft, betont Ritzer, dass eine Umsetzung nur mit rigorosen Vorgaben hinsichtlich Schallschutz und Co stattfinden würde. Die Nutzung für das Gewerbegebiet wäre als Mischgebiet mit eingeschränkten Emissionen ausgewiesen. Auch was den Verkehr betrifft, teilt der Bürgermeister die Befürchtungen der Anrainer nicht. Der Kundenbereich der Firma kommt zum Großteil aus Niederndorf, Walchsee/Kössen sowie Oberaudorf. Nur ein Viertel bis ein Drittel der Kundschaft kommt demnach von Westen. 

"Wenn sich die Firma im Osten der Gemeinde ansiedelt, was nun der Fall wäre, ersparen wir uns den Verkehr durchs Dorf",

sagt Ritzer.

Der aktuelle Plan zum Projekt sieht laut Thomas Pichler ein Carport vor, das auch als Lärmschutzmaßnahme dienen soll. Die Arbeiten sollen zudem im Innenbereich stattfinden.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Der aktuelle Plan zum Projekt sieht laut Thomas Pichler ein Carport vor, das auch als Lärmschutzmaßnahme dienen soll. Die Arbeiten sollen zudem im Innenbereich stattfinden.
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Auch Firmenbesitzer Thomas Pichler sen. betont, dass seine Kunden bereits jetzt zu seiner Firma fahren. "Das würde sich auch nicht ändern, wenn wir um 500 Meter weiter draußen sind", so Pichler. Außerdem sei man keine LKW-Werkstätte, bei der LKWs repariert werden. Eine Waschhalle würde nur für den Eigenbedarf der Firma im Innenbereich entstehen. 
Was den Lärm betrifft, so könnte man am neuen Standort sämtliche Arbeiten innen vornehmen. So würde es beispielsweise auch einen schallgeschützten Prüfraum für alle Maschinen geben und ein Carport sei im ersten Projektentwurf als Schallschutz für die Werkstätte geplant. 

"Unser Credo wäre, dass dort draußen niemand irgendetwas an Lebensqualität einbüßen müsste",

erklärt Thomas Pichler jun. weiters. Es sei schade, dass die Anrainer nicht mit ihm und seiner Familie über ihre Bedenken gesprochen hätten. 

"Kleinster Nenner"

Bürgermeister Ritzer betont abschließend, dass er mit dem Standort nicht "verheiratet" sei. Es handle sich vielmehr um den kleinsten gemeinsamen Nenner. "Wenn ich einen besseren Platz lukrieren täte, dann bin ich morgen dabei", sagt Ritzer. Aber er wolle die Firma für Ebbs nicht verlieren. Er wolle die Anrainer und Anrainerinnen auch zu einem Gespräch einladen, um ihnen die Pläne und Umstände zu erklären. 
So viel steht fest: Laut dem vorliegenden Gutachten müssten auch noch Stellungnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung, des Baubezirksamtes Kufstein sowie des Fachbereiches Straßenbau eingeholt werden. Die Fronten sind jedenfalls verhärtet, denn die Anrainer sind strikt gegen das Projekt. 

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