Wasserretter warnen
Im Inn schwimmen kann lebensgefährlich sein – mit Video

Ohne Schwimmweste, Helm und Neoprenanzug würden die Wasserretter der Einsatzstelle Mittleres Unterinntal nicht in den 11°C kalten Inn gehen.
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  • Ohne Schwimmweste, Helm und Neoprenanzug würden die Wasserretter der Einsatzstelle Mittleres Unterinntal nicht in den 11°C kalten Inn gehen.
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

Mit den steigenden Temperaturen und immer voller werdenden Badeanstalten wirken Fließgewässer wie Flüsse und Bäche für Viele, die eine Abkühlung suchen, besonders anziehend. Der Kaiserbach, die Brandenberger Ache und nicht zuletzt auch der Inn stehen bei manchen hoch im Kurs, dabei gehen von Fließgewässern besondere Gefahren aus – beinahe ein Drittel aller Ertrinkungsunfälle geschieht dort, warnt die Wasserrettung.

BEZIRK KUFSTEIN (nos). In etwa 11°C hat der Inn derzeit. Die dadurch versprochene Abkühlung an heißen Sommertagen hat ihre Kehrseite, denn wer den Fluss zum Schwimmen nutzen will, der kühlt rasch aus. Krämpfe und schwindende Kräfte sind bald die Folge. "Dann noch über Wasser zu bleiben oder ans Ufer zu schwimmen wird da sehr schwierig", weiß Wasserretter Thomas Schaffer, der stellvertretende Einsatzstellenleiter der Österreichischen Wasserrettung (ÖWR) Mittleres Unterinntal. Zudem birgt der Gewässerrand zusätzliche Gefahren:

"Beim aktuellen Wasserstand und der recht hohen Fließgeschwindigkeit kommt man beinah nicht mehr aus dem Inn. Außerdem kann man schlecht bis gar nicht erkennen, was sich an der Uferkante unter Wasser befindet. Da können Äste, Steine oder sonstige Hindernisse verborgen sein, wenn man daran hängen bleibt, kann man unter Wasser gezogen werden."

Nicht ohne Neoprenanzug in den Inn

Die Wasserretter trainieren regelmäßig, um im Einsatzfall gerüstet zu sein und Leben retten zu können. Sie gehen nicht ohne Neoprenanzug in den Inn, das Wasser ist schlicht zu kalt – zu jeder Jahreszeit. Auch Helm und Schwimmweste tragen die Retter am Leib. Schaffer und seine Kameraden raten strikt davon ab, ohne eine solche Ausrüstung und sehr gute Schwimmfähigkeiten in den Inn zu gehen. "Wenn man jemanden im Inn schwimmen sieht und derjenige trägt keinen Neoprenanzug, dann kann man ziemlich sicher sein, dass er nicht weiß, was er da tut", erklärt Schaffer.

Enorme Wasserkraft

Nicht zu unterschätzen, so Schaffer, sei neben den niedrigen Wassertemperaturen auch die Strömungsgeschwindigkeit des Inns und die damit verbundenen Kräfte. "Besonders anschaulich zeigt sich diese Kraft an den Pfeilern der Innbrücken", erklärt der erfahrene Wasserretter und Sporttaucher. Das Wasser, das auf die Brückenpfeiler trifft, bildet aktuell einen gut einen Meter hohen Schwall. "Das sind mehrere hundert Kilo an Druckkräften, die hier auf einen Schwimmer einwirken", führt Schaffer aus, "dagegen kommt man nicht an".

Vom "Innspitz" in den Einsatz

Im Ernstfall liege es an der Einschätzung des Beobachters, ob er die Einsatzkräfte über den Notruf alarmiert, wenn er jemanden im Inn sieht, so Schaffer. Das Einsatzgebiet der Wasserretter im Mittleren Unterinntal erstreckt sich von der Zillermündung bis hinab Richtung Kirchbichl. Unterstützt werden die Kramsacher von den Kameraden aus Reith im Alpbachtal und Schwaz, die Innabwärts anrücken, sowie von der FF Kirchbichl, die Innaufwärts per Boot zu Hilfe kommt, wenn es notwendig wird.
Ihre eigenen Alu- und Schlauchboote sowie den Jetski lassen die Kramsacher Wasserretter über die 2012 errichtete Slipanlage in Unterkramsach zu Wasser, die genau am "Innspitz", dem Mündungsbereich der Brandenberger Ache in den Inn, liegt. Neben den notwendigen Fahrzeugen, um Mannschaft und Material zu transportieren und die auf Anhängern bereit gemachten Boote zu befördern, verfügen die Wasserretter im Mittleren Unterinntal auch über einiges an Spezialgerät. Eine der jüngsten Errungenschaften wurde gemeinsam mit dem ÖWR-Landesverband am Kramsacher Blaulichtzentrum stationiert: Am im Vorjahr in Dienst gestellten Boot "Andrea" kann eine Schleppkamera befestigt werden, mit der am Grund tiefer Gewässer nach Vermissten oder Objekten gesucht werden kann. Dafür ist die Kamera an über 100 Metern Seil befestigt. Die Kramsacher unterstützen mit diesem Gerät auch die Kameraden der anderen Einsatzstellen im Tiroler Unterland.

Die ÖWR Mittleres Unterinntal

Mit derzeit rund 400 Mitgliedern, darunter 64 aktive Wasserretter, ist die ÖWR Mittleres Unterinntal eine der größten Einsatzstellen im Land Tirol. Ihr Betreuungsgebiet umfasst die Gemeinden Kramsach, Brixlegg, Rattenberg, Radfeld, Kundl, Breitenbach, Angerberg, Mariastein, Angath, Wörgl, Brandenberg und Münster. Neben Badeaufsicht und Einsätzen kümmert sich die Einsatzstelle um rund 70 Kinder und Jugendliche mit regelmäßigem Training, auch Schwimmprojekte in den Kindergärten und Schulen werden umgesetzt.
Außerdem bietet die ÖWR regelmäßig Schwimmkurse und Ausbildungen für Schwimmscheine (Fahrtenschwimmer etc) an – nicht nur für Kinder. Immerhin lautet ja auch das Motto der Wasserretter: "Aus jedem Nichtschwimmer ein Schwimmer! Aus jedem Schwimmer ein Rettungsschwimmer!“

Warnungen und Tipps der Wasserrettung zu Fließgewässern

  • Gehen Sie niemals allein an ein Fließgewässer (mindestens zu zweit) und tragen Sie immer ein Notrufmittel (Handy) mit sich!
  • Achten Sie auf Gegenstände im Wasser, an denen man sich verletzen kann (Glassplitter, Metallteile, Äste, scharfkantige Steine, …)!
  • Beachten Sie, dass nasse Steine die Rutschgefahr enorm erhöhen. Bei Stürzen kommt es immer wieder zu Frakturen und schweren Kopfverletzungen!
  • Handelsübliche Schlauchboote und Luftmatratzen sind bestenfalls für Seen und andere ruhige Gewässer geeignet, keinesfalls für alpine Fließgewässer!
  • Bedenken Sie, dass Flüsse und Bäche Temperaturen von 8° bis 12 °C haben – Unterkühlungsgefahr! Flussschwimmen nur mit Neoprenanzug!
  • Schwimmen im Fließgewässer unterscheidet sich grundsätzlich vom „normalen“ Schwimmen. Nicht nur die Strömungen und die Temperaturen sind hier problematisch, sondern vor allem die Hindernisse wie Steine, Stufen und Verklausungen!
  • Schwimmflügel oder Schwimmreifen können für Kinder in solchen Gewässern schnell zu tödlichen Gefahr werden! Nur mit passenden Schwimmwesten!
  • Auch das Springen in unbekanntes Gewässer birgt ungeahnte Gefahren!
  • „Must Have“: Man muss wirklich gut Schwimmen können!

Mehr zum Thema

"Am eigenen Leib" hat sich Kollegin Nadine Isser für das Stadtblatt Innsbruck in den Inn werfen lassen – den Beitrag dazu finden Sie hier.
Weitere Infos rund um die ÖWR Einsatzstelle Mittleres Unterinntal finden Sie auf der Website der Kramsacher.
Mehr Beiträge zum Thema Wasserrettung in Tirol finden Sie hier.

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