Psychiatrie
Kufsteiner Krankenhausverband präsentiert externen Bericht

BKH-Obmann Rudi Puecher und Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner (v.l.) präsentierten am Donnerstag, den 1. Dezember den nun vorliegenden externen Bericht zur Psychiatrie am BKH Kufstein.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • BKH-Obmann Rudi Puecher und Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner (v.l.) präsentierten am Donnerstag, den 1. Dezember den nun vorliegenden externen Bericht zur Psychiatrie am BKH Kufstein.
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Nach einer Mobbingklage gegen den Krankenhausverband gab es auch eine externe Prüfung. Laut dieser gibt es in der Psychiatrie zwar keinen Personalmangel, aber es braucht in der Zukunft eine räumliche Erweiterung. 

KUFSTEIN. Ein Mobbingprozess rund um einen Diplompfleger an der Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus (BKH) Kufstein hatte im Juli 2022 den Verdacht auf einen Pflegeskandal gebracht. Der Vorwurf: Patienten der Psychiatrie sollen gefilmt und fotografiert, das Material dann in einer Chat-Gruppe von Mitarbeitern des Teams verschickt worden sein, um sich über die Patienten lustig zu machen (die REGIONALMEDIEN KUFSTEIN berichteten)
Das Krankenhaus startete eine interne Aufarbeitung der Causa durch ein Rechtsanwaltsbüro. "Es hat dann sofort auf Grund der internen Aufarbeitung Anzeigen seitens des Verbandes bei der Datenschutzbehörde und auch beim Arbeitsgericht gegeben", betont BKH-Obmann Rudi Puecher.

Nachtdienst wird aufgestockt

Intern hat es bereits personelle Konsequenzen gegeben, wobei – zusätzlich zum klagenden Pfleger – eine Person den Hut nehmen musste. Aber auch Verwarnungen wurden ausgesprochen, Sensibilisierung, Schulungen und Mediationen vorangetrieben. Ab 2023 will man zudem den Nachtdienst personell aufstocken, "um ein durchgehendes Vier-Augen-Prinzip während der Behandlung sicherzustellen“, so der Obmann. Die dafür notwendigen Mittel für das Budget 2023 hat der Gemeindeverband in seiner letzten Sitzung bereits beschlossen. 

"Seitens des Gemeindeverbandes war uns eine externe und unabhängige Aufarbeitung sehr wichtig, um das Vertrauen der Patientinnen und Patienten gegenüber dem Krankenhaus als zentrale Versorgungseinrichtung des Bezirks wiederherzustellen“,

betont BKH-Obmann Rudi Puecher. „Die nachgewiesenen Datenschutzverletzungen und Vorwürfe betreffend Mobbing sind gerichtsanhängig und müssen dort bewertet werden", sagt Puecher zum Mobbingprozess. Hier warte man noch auf eine Rückmeldung der Datenschutzbehörde.

Die Krankenhausführung hatte ein unabhängiges Gutachterteam beauftragt, um die Abteilung der Psychiatrie umfassend zu evaluieren. | Foto: Barbara Fluckinger
  • Die Krankenhausführung hatte ein unabhängiges Gutachterteam beauftragt, um die Abteilung der Psychiatrie umfassend zu evaluieren.
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Externer Bericht: Kein Personalmangel

Abseits des Gerichtsverfahrens rund um die Mobbing-Vorwürfe gab es aber auch eine externe Aufarbeitung. Ein Bericht dazu liegt nun vor. Verfasst hat den Bericht Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, Arzt und Leiter der "Psychiatrie und Psychotherapie A" am LKH Hall. Er hat durch Interviews und Sichtung sämtlicher vorliegenden Daten vor allem die personellen Strukturen beleuchtet. Sein Fazit:

"Vom Personal her war es im Prinzip so, dass die Kriterien für Psychiatrie sehr gut erfüllt sind",

sagt Marksteiner. Es gebe keine "strukturellen Defizite", die Abteilung im BKH Kufstein "übererfülle" vielmehr die Erfordernisse.

Großzügigere Räumlichkeiten für Zukunft

Allerdings ortet er für die Zukunft Handlungsbedarf für die Räumlichkeiten, vor allem im sogenannten "beschützten Bereich", in dem Patienten nach dem Unterbringungsgesetz untergebracht sind. Die Voraussetzungen für den Betrieb seien in Kufstein aktuell gegeben. Als Nachteil nennt Marksteiner aber die Lage im vierten Stock
Für zukünftige Bauvorhaben wäre es hier wünschenswert, dass der Bau großzügiger werde, um die Erfordernisse auch in der Zukunft zu erfüllen. Vor allem die Zunahme an Menschen mit Demenzerkrankungen wird zu einer zentralen Herausforderung für den Gesundheitsbereich. Der Bericht empfiehlt demnach für Kufstein den Ausbau des Angebots im stationären und ambulanten Bereich.

Ein Projekt für eine Erweiterung des BKH liegt schon in der Schublade. „Der Gemeindeverband steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt. Jetzt braucht es auch ein klares Bekenntnis der Landesregierung“, sagt Rudi Puecher.
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  • Ein Projekt für eine Erweiterung des BKH liegt schon in der Schublade. „Der Gemeindeverband steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt. Jetzt braucht es auch ein klares Bekenntnis der Landesregierung“, sagt Rudi Puecher.
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Puecher will Bekenntnis von Land

„Ich habe dazu bereits ein Erstgespräch mit der neuen Gesundheitslandesrätin geführt. In den letzten Jahren wurden vor allem andere Versorgungsregionen großzügig bedient. Das wird sich jetzt ändern“, erklärt Krankenhausobmann Rudi Puecher. Die entsprechenden Pläne liegen bereits in Schublade und sehen unter anderem neue, zeitgemäße Räumlichkeiten für die Psychiatrie vor. Auch eine neue Intensivstation mit angeschlossener Pflegeklinik soll im Zubau integriert werden. Das entsprechende Grundstück wurde 2011 angekauft und 2014 ein Architekturwettbewerb durchgeführt.
Die Kosten für den Bau liegen bei 100 Millionen Euro, wobei der Krankenhausverband ein Viertel an Eigenmitteln nachweisen müsste – Geld, das derzeit nicht in diesem Ausmaß vorhanden ist. „Der Gemeindeverband steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt. Jetzt braucht es auch ein klares Bekenntnis der Landesregierung“, so Puecher.

WhatsApp ist "heißes Thema"

Marksteiner betonte, dass seiner Ansicht nach WhatsApp insgesamt ein heißes Thema sei – nicht nur im Krankenhaus. WhatsApp habe zu Covid-Beginn in manchen Krankenhäusern gedient, um sich schnell über aktuelle Dinge auszutauschen. "Ich glaube Etliches ist in der ganzen Geschichte passiert, in guter Absicht aber falsch gelaufen", so Marksteiner. Inzwischen dürfte es laut Marksteiner als Konsequenz in jedem Krankenhaus so sein, dass WhatsApp-Gruppen mit patientenbezogenen Daten ein No-Go sind. 

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