Vortrag „Ausgrabungen am Gradl-Areal Wörgl“

(von links) Mag. Markus Steinbacher (Obmann Heimatmuseumsverein Wörgl), Archäologin Maria Bader & Ehrenbürger Alt-Bgm Herbert Strobl
  • (von links) Mag. Markus Steinbacher (Obmann Heimatmuseumsverein Wörgl), Archäologin Maria Bader & Ehrenbürger Alt-Bgm Herbert Strobl
  • hochgeladen von Florian Haun

WÖRGL: Am Donnerstag, den 20. Februar fand im Tagungshaus Wörgl ein Vortrag der Archäologin Maria Bader vom Wörgler Unternehmen Talpa, welches die Ausgrabungen und auch die Auswertungen der historischen Ausgrabungen am Gradl-Areal vergangenes Jahr durchgeführt hat statt. Organisiert vom Heimatmuseumsverein Wörgl, allen voran Veronika Spielbichler fanden sich zahlreiche Geschichtsinteressierte ein um dem spannenden Abend beizuwohnen.

Die Stadt Wörgl ist durch ihre zentrale Lage und dem günstigen Verkehrsanschluss ins Brixental seit jeher ein wichtiger Siedlungsort in Tirol. Da sich das „Gradl-Areal“ südlich der Kirche und somit im historischen Zentrum Wörgls befindet führte das Wörgler Unternehmen Talpa im Vorfeld des geplanten Wohnbauprojektes auf diesem Areal im Frühjahr 2013 eine archäologische Sondierung in sechs Suchabschnitten durch und entdeckte dabei drei Gebäudeüberreste, welche im Laufe der Jahrhunderte (13. bis 20. Jahrhundert) übereinander errichtet wurden und auch Relikte der römischen Kultur aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus.

Diese historischen Funde veranlassten das Bundesdenkmalamt weitere Ausgrabungen anzuordnen um damit weitere Spuren aus der Vergangenheit ans Tageslicht zu fördern und mit ihnen die Wörgler Besiedelungsgeschichte besser zu ergründen.

Das erste freigelegte Gebäude war der sogenannte „Gradlstall“, welcher laut Dokumenten des Wörgler Bauamtes im Jahre 1870 von Josef Spiegl, auch bekannt als „Gradlwirt“ errichtet wurde (auch ein Stein mit der Inschrift „J. Spiegl 1870“ wurde bei den Ausgarbungen gefunden) und im Jahre 1977 einem Feuer zum Opfer fiel. Dieses Gebäude wurde im Baustil des sogenannten Historismus, eine Bauweise die besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war und auf ältere Stilrichtungen zurückgriff welche sie teilweise kombinierte errichtet. Das Münchner Hofbräuhaus und der Münchner Löwenbräukeller wurden beispielsweise auch im Baustil des Historismus konstruiert.

Das zweite freigelegte Gebäude war ein Steingebäude aus dem 16/17. Jahrhundert. Beim Abriss dieses Gebäudes wurden die Ruinen mit dem Schutt des Bauwerkes gefüllt bevor im Jahre 1870 der „Gradlstall“ an diesem Ort errichtet wurde.

Das dritte freigelegte Gebäude war ein Holzbau aus dem 13/14. Jahrhundert, bei welchem auf Grund gefundener Brandspuren festgestellt werden konnte, dass er ebenfalls einem Feuer zum Opfer fiel. Anhand der freigelegten Pfostengrubenreihe, welche in einer geraden Linie verläuft und der zwei gefundenen Trockenfundamente kann geschlussfolgert werden, dass es sich um einen Holzbau mit einem Schindeldach gehandelt hat, welcher besonders in mittelalterlichen Siedlungen des 13/14. Jahrhunderts weit verbreitet war.

Relikte welche in den Ruinen gefunden wurden umfassen unter anderem typischen Siedlungsabfall wie etwa Tonscherben von Töpfen, Tierknochen (Essens und Schlachtungsabfall), Eisen/Metallüberreste wie etwa Gürtelschnallen und Türknäufe, Glasscherben, Spinnwirbel, Münzen und einige weitere Dinge. Besonders erwähnenswert sind die ebenfalls gefundenen Relikte der römischen Kultur, wie etwa ein Speckstein oder Überreste von römischen Luxusgeschirr (auf dem Geschirrüberresten befindet sich als Verzierung ein laufender Hund) aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus.

Bericht & Fotos: Florian Haun

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