Pflegeheim
Wildschönau setzt auf Hospizkultur und Palliative Care

Das Team des Pflegeheimes in der Wildschönau freut sich (v.l.): Karin Weißbacher (Pflegedienstleitung), Heimleiter Otto Astl die beiden Palliativ-Beauftragten Cornelia Margreiter und Anna Kerer, Anna Oberwalder (Psychosozialer Bereich), Georg Unterberger (Küchenchef), Sonja Gastl (Wäsche/Reinigung) und Manuela Moser (Aromapraktikerin). (Die Personen wurden vor Aufnahme des Fotos alle negativ auf das Coronavirus getestet.) | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Das Team des Pflegeheimes in der Wildschönau freut sich (v.l.): Karin Weißbacher (Pflegedienstleitung), Heimleiter Otto Astl die beiden Palliativ-Beauftragten Cornelia Margreiter und Anna Kerer, Anna Oberwalder (Psychosozialer Bereich), Georg Unterberger (Küchenchef), Sonja Gastl (Wäsche/Reinigung) und Manuela Moser (Aromapraktikerin). (Die Personen wurden vor Aufnahme des Fotos alle negativ auf das Coronavirus getestet.)
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Wie sich die Lebens- und Sterbekultur im Wohn- und Pflegeheim Wildschönau durch ein besonderes Projekt veränderte. 

WILDSCHÖNAU (bfl). Im Wohn- und Pflegeheim Wildschönau hat man einen ganz besonderen, zweijährigen Fortbildungsprozess hinter sich. Im Rahmen des Projektes „Hospizkultur und Palliative Care“ absolvierten Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen einen Lehrgang. In Tirol gibt es nur sechs Heime, die dieses Projekt abgeschlossen haben, zwei weitere starten mit dem heurigen Jahr. Nach dem Abschluss des Fortbildungsprozesses, zieht man in der Wildschönau Bilanz – und diese ist mehr als positiv. 
Den Anstoß für die Weiterbildung im Pflegeheim gab eine negative Erfahrung, die man im Hochtal vor ein paar Jahren machen musste. Eine 53-Jährige musste in den letzten Stunden ihres Lebens große Schmerzen erleiden, da ihr das Personal ohne Anordnung eines Arztes keine Schmerzmittel verabreichen durfte. Ein Arzt war zu dem Zeitpunkt nicht greifbar gewesen. 

Projektstart im Jahr 2018

Letztendlich entschloss man sich daraufhin in der Gemeinde mit Hilfe der Betreuung der Tiroler Hospiz Gemeinschaft einen Fortbildungsprozess zu starten. Die Investitionskosen lagen bei rund 26.000 Euro. Begleitet durch die Projektkoordinatorinnen der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft Barbara Kleissl und Sylvia Jöbstl wurden gleich zu Beginn zwei Palliativbeauftragte bestimmt. Die beiden Mitarbeiterinnen Anna Kerer und Cornelia Margreiter absolvierten dafür während der zweijährigen Phase einen Palliativ-Lehrgang. Aber auch das ganze Haus wurde über zwei Jahre bei der Weiterbildung in einer bereichsübergreifenden Palliativgruppe miteinbezogen. Achtzig Prozent aller Mitarbeiter – aus allen Bereichen (Pflege, Wäsche, Reinigung und Küche) – waren in der Projektlaufzeit vom 9. November 2018 bis 9. November 2020 dabei. Auch die Bewohner des Heimes konnten bei der Startveranstaltungen ihre Wünsche äußern und wurden im Prozess miteinbezogen. 

Cornelia Margreiter und Anna Kerer (v.l.) absolvierten unter Patronanz der Tiroler Hospiz Gemeinschaft einen Palliativ-Lehrgang und sind jetzt Palliativbeauftragte des Wildschönauer Heimes. | Foto: Barbara Fluckinger
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Ein "mühsamer" Start

Mehr als zwei Jahre nach dem Start, nach vielen absolvierten Workshops und einem Lehrgang, blickt man im Haus positiv auf den Fortbildungsprozess. Der Anfang war jedoch nicht einfach, erzählt Palliativbeauftragte Cornelia Margreiter. "Es war am Anfang recht mühsam, bis wir die Gemeindevertreter überzeugen konnten, dass wir das Projekt brauchen", so Margreiter. Schwierig sei dabei auch die Organisation gewesen. "Das sind doch Workshops, bei denen die Mitarbeiter fünf Tage geschult werden", so Margreiter. Die daraus resultierenden Freistellungen "im" Dienstplan unterzubringen, sei eine Herausforderung für die Heim- und Pflegedienstleitung gewesen.

Ziele nach zwei Jahren erreicht

Die großen Ziele des Projektes waren, dass die Heimbewohner in Krisen und Notfällen medizinisch und pflegerisch bestmöglich versorgt sind, aber auch dass unnötige Krankenhausaufhalte vermieden werden – Ziele die man tatsächlich auch erreichen konnte. Maßgeblich ist dafür auch der in der Wildschönau nun eingeführte "Vorsorgedialog", bei dem der heimverantwortliche Arzt mit dem Bewohner das gewünschte Vorgehen im Fall einer Erkrankung im Vorhinein bespricht und festlegt. 

"Mein Fazit ist, dass wir wirklich viel besser begleiten und betreuen können, dass wir wirklich weniger Krankenhauseinweisungen haben und dass wir einfach mit den Angehörigen und den Bewohnern ein bessere Beziehung aufbauen können",

sagt die Palliativbeauftragte. Mit dem Projektabschluss ist die Beschäftigung mit dem Thema aber noch nicht vorbei, denn der Prozess geht weiter. So gibt es unter anderem Vernetzungstreffen mit anderen Heimen.

Dank des Vorsorgedialogs kann schon im Vorhinein genau festgelegt werden, was der Bewohner im Falle einer Erkrankung will (wie z.Bsp. Krankenhausaufhalt, Medikamente usw.). Derzeit setzen diesen Vorsorgedialog 53 Heime in Österreich um.  | Foto: Pixabay/BB Archiv
  • Dank des Vorsorgedialogs kann schon im Vorhinein genau festgelegt werden, was der Bewohner im Falle einer Erkrankung will (wie z.Bsp. Krankenhausaufhalt, Medikamente usw.). Derzeit setzen diesen Vorsorgedialog 53 Heime in Österreich um.
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Mehr zu "Palliative Care" und Hospiz

Der Ausdruck "Palliative Care" umschreibt eine spezielle und aufwändige Betreuung und Pflege für kranke Menschen, deren Heilung ausgeschlossen ist und die dem Sterben in absehbarer Zeit entgegenblicken müssen. Das Ziel dabei ist, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern. Behandelt und gelindert werden also Schmerzen und belastende Symptomen körperlicher, seelischer, sozialer und spiritueller Art. Das Hospiz ist jener Ort bzw. jene Einrichtung, in der Sterbende und ihre Angehörigen Begleitung, Beratung und medizinisch-pflegerische Versorgung bekommen. 
"Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim" (kurz: HPCPH) ist übrigens ein österreichweites Projekt. Unterstützt und ständig weiterentwickelt wird dieses vom Dachverband Hospiz Österreich. Das Ziel des Projektes ist es, in den Pflegeheimen die Voraussetzungen für eine würdige Lebenskultur, Sterbekultur und Abschiedskultur zu schaffen. In Tirol absolviert haben das Projekt folgende Heime: Haus Ehrenberg (Reutte), Heim Via Claudia (Nassereith), Sozialzentrum Sölden, Haus zum Guten Hirten (Hall, Wohnbereich 1), ISD Wohnheim Lohbach (Innsbruck) und das Wohn- und Pflegeheim Wildschönau. 

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Hospizkultur und Palliative Care wird in Altenwohnheim Wildschönau realisiert
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