Jugendschutz Tirol - Umgang mit Alkohol - Sinn oder Unsinn?

5Bilder

Wie so viele andere Gesetze in Österreich, die schlichtweg einfach übergangen werden, erscheint immer häufiger auch das Jugend-SCHUTZ-Gesetz missachtet zu werden.

Die Kinder und Jugendlichen werden im Grunde bereits in den Schulen über den Sinn des Jugendschutzgesetzes aufgeklärt. Jeder Bürger kennt es inhaltlich mehr oder weniger genau, kann dies aber jederzeit auch im Internet nachlesen unter:

http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/gesellschaft-und-soziales/kinder-und-jugendliche/jugendreferat/downloads/jugendschutzgesetz.pdf

Dieses Gesetz wurde nicht erlassen um unsere Kinder und Jugendlichen zu ärgern, sondern zu deren Schutz, damit sie gesund aufwachsen und sich entfalten können. Was aber helfen solche Vorgaben, wenn sich immer weniger daran halten und gröbere Verletzungen gegen dasselbe gar nicht geahndet werden? Wenn jeder tun und lassen kann, was ihm passt, worauf er Lust und Laune hat, wozu haben dann Gesetze überhaupt noch Sinn?

Gerade im Bezirk Kufstein (vielleicht auch in anderen Bezirken, doch von denen habe ich weniger Kenntnisse) kann man immer häufiger beobachten, dass Jugendliche unter 16 Jahre sich in Bars aufhalten, mancherorts sogar noch nach 1h und dies ohne Begleitperson. Weiters wird an solche Jugendlichen jeder Alkohol ausgeschenkt, egal was sie auch immer haben wollen. Da wird auch nichts zurück gehalten, im Gegenteil, Alkohol wird zu bestimmten Zeiten sogar noch zu Billigstpreisen an die Jugendlichen verkauft. Wen wundert es dann noch, dass immer mehr Jugendliche ein ernsthaftes Alkoholproblem haben? Naja, schon klar: "Es ist ja cool und man will schließlich dazu gehören!"
Weiters will die Jugend untereinander auch zeigen, wie viel man schon "verträgt" und dabei möchte man ganz sicher nicht als Loser dastehen. Mir ist auch bewusst, dass es ähnliches Verhalten schon im 19. Jahrhundert gab, doch wurde damals noch heimlich getrunken und dies nicht in diesen Mengen wie heute. "Dazu gehören", das will man zu jeder Zeit - aber welche Werte geben die verschiedenen Zeiten vor? Welche Perspektiven werden geboten? Wohin soll das letztendlich führen?

Doch zurück zum eigentlichen Problem:

Alkohol überhaupt zu bekommen wird den Jugendlichen enorm leicht gemacht. Wenn Lokalbesitzer ohne Einschränkungen jeden Alkohol in jeder gewünschten Form ausschenken, egal wie jung die Konsumenten sind,
- wenn kaum oder keine Kontrollen beim Einlass in Nachtlokale gemacht werden,
- wenn die 1Uhr-Grenze weder kontrolliert noch eingehalten wird,
- wenn weggeschaut wird, wenn danach vor den Lokalen Schlägereien stattfinden und Verletzte liegen bleiben ......
WOHIN kommen wir dann? WO bleibt da noch die Vernunft? WELCHES Lokal, das sich an die Jugendschutzgesetze hält, kann bei dieser Konkurrenz noch bestehen?

Hierzu der betreffende Abschnitt aus dem Jugendschutzgesetz:
§ 18
Alkoholische Getränke und Zubereitungen

(1) An Kinder und Jugendliche dürfen alkoholische Getränke und Zubereitungen (Pulver, Tabletten, Kapseln, Konzentrate und dergleichen), die der Herstellung alkoholischer Getränke dienen, nicht weitergegeben werden, soweit im Abs. 2 nichts anderes bestimmt ist.

(2) An Jugendliche ab dem vollendeten 16. Lebensjahr dürfen alkoholische Getränke, ausgenommen
a) gebrannte alkoholische Getränke und
b) Mischungen, die gebrannte alkoholische Getränke enthalten, unabhängig davon, ob sie vorgefertigt sind (z. B. Alkopops) oder selbst hergestellt werden, weitergegeben werden.

(3) Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr dürfen alkoholische Getränke nicht erwerben oder in der Öffentlichkeit konsumieren, soweit im Abs. 4 nichts anderes bestimmt ist.

(4) Kinder und Jugendliche dürfen
a) gebrannte alkoholische Getränke und Mischungen im Sinne des Abs. 2 lit. b nicht erwerben oder konsumieren und
b) Zubereitungen im Sinne des Abs. 1 nicht erwerben oder verdünnt oder unverdünnt konsumieren.

So ähnlich wie in vielen Bars läuft es auch bei Festen ab. Beim Einlass wird vielleicht noch nach dem Alter gefragt, dies jedoch nicht überprüft. Mit Leichtigkeit bekommen Jugendliche Armbänder, die ihrem Alter noch gar nicht entsprechen und somit können sie an den Ständen jeden Alkohol erwerben.

Selbst in Geschäften wird es Jugendlichen nicht sonderlich erschwert, sich alkoholische Getränke zu erwerben. So manche Kassiererin weiß sogar über das Alter der Konsumenten bescheid und macht "einmal ein Auge" zu!

Auf öffentlichen Plätzen oder Straßen werden Jugendliche von der Polizei bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt, wenn sie mit alkoholischen Getränken gesehen werden, was absolut richtig ist und außerdem eine Abschreckung sein dürfte. Doch was hilft es, wenn sie dann in den Lokalen und Festen alles ganz leicht bekommen?

Wir tragen alle Verantwortung unseren Jugendlichen gegenüber!!Wo sind die Eltern und Erziehungsberechtigten? Wissen sie wirklich nicht, wo ihre Schützlinge die ganze Zeit über sind und was sie tun? Resignieren sie schon, weil es hoffnungslos erscheint gegen solche Zustände noch irgendetwas unternehmen zu können?

Es verwundert mich nicht, dass viele Jugendliche aus dem benachbarten Deutschland nach Tirol kommen um hier auszugehen, denn bei uns ist bereits das Gesetz selbst wesentlich lockerer. Bundesweit wird in Deutschland weit mehr dafür gesorgt, dass die (ohnehin strengeren) Jugendschutzgesetze eingehalten werden.

Es ist durchaus verständlich, dass sich Jugendliche auch in Lokalen bei ihrer gern gehörten Musik treffen wollen. Sie sollen ja auch beisammen sein können, Spaß miteinander haben und etwas konsumieren, doch es muss nicht Alkohol sein. Die Ausgehzeiten sind ja auch geregelt und ohnehin recht tolerant, doch sollten gerade wir Erwachsenen darauf achten, dass sie gute Werte vermittelt bekommen und befähigt werden, eigenverantwortlich zu handeln.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

14 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.