Gemeinderat
Kritik an Co-Working-Space und Jobvergabe in Kufstein
Der Kufsteiner Gemeinderat stimmte für ein Co-Working-Projekt im "Kiss". Das brachte Kritik von der ehemaligen MFG-Fraktion ein. Bemängelt wurde von dieser auch der Jobvergabe-Prozess der Stadt.
KUFSTEIN. Die Stadt Kufstein wird im "Kiss"-Einkaufszentrum ein Co-Working-Projekt und ein Kompetenzzentrum umsetzen. Das hat der Kufsteiner Gemeinderat in seiner letzten Sitzung am Mittwoch, den 28. September mehrheitlich (mit zwei Gegenstimmen) beschlossen.
Der Vorstoß dafür kam von der Standortmarketing Kufstein GmbH, die im Einkaufszentrum am unteren Stadtplatz freie Räumlichkeiten nutzen will. Unter dem Namen "Der.Raum" will man einerseits einen "Co-Working-Space" schaffen – flexible Arbeitsplätze, die man tagweise mieten kann, – andererseits will man in einem Innovationszentrum günstige Arbeitsmöglichkeiten für Gründer und Gründerinnen schaffen.
Kosten liegen bei 180.000 Euro
Die Projektpläne sehen auch eine benachbarte, gemeinsame Bürofläche für die Standortmarketing Kufstein GmbH vor. Damit sollen Synergien hinsichtlich Zusammenarbeit und Betreuung an einem Ort genutzt werden. Laut Aufschlüsselung würde die Stadt Kufstein sechzig Prozent der Kosten, der Tourismusverband Kufsteinerland vierzig Prozent tragen. Der Kostenfaktor liegt für die Stadt damit einmalig bei 180.000 Euro. Hinzu kommt jährlich ein Managementbeitrag über 20.000 Euro. Das Co-Working-Space-Projekt wurde als Leaderprojekt eingereicht und hat eine Zusage für eine fünfzigprozentige Förderung.
Kritik wegen "fehlendem" Bedarf
Gegen das Projekt waren die beiden freien Mandatare (ehemals MFG) Clemens Stoll und Lukas Blunder. Letzterer betonte, dass er "bis heute" noch keine Information darüber erhalten habe, woher die vom Standortmarketing im Stadtrat präsentierten Statistiken für den Bedarf eines Coworking-Spaces kamen. Blunder bezweifelte die Höhe des berechneten Umsatzes durch Vermietung.
"Ich befürchte aber, dass diese 110.000 Euro Umsatz durch die Vermietung von Arbeitsplatz nicht erreicht werden können und die Stadt in den weiteren Jahren immer wieder zuschießen muss",
so Blunder. Er sprach sich darüber hinaus für Nutzungsstudien aus. Alexander Gfäller-Einsank (Für Kufstein SPÖ) stellte die Frage in den Raum, warum das Büro des Standortmarketings auf sehr großem Raum (245 Quadratmeter) geplant ist.
Reitberger: Bedarf gegeben
Gemeinderat Klaus Reitberger betonte, dass die Büros des Standortmarketing derzeit auf zwei Orte (Rathaus und Kultur Quartier) aufgeteilt seien und wies auf eine dort vorherrschende Platznot hin:
"Wir brauchen auch sowohl hier wie dort im Rathaus Räumlichkeiten",
so Reitberger. Zu den Bedenken bezüglich des Bedarfes, brauche er keine Studien. "Der Bedarf erscheint, denke ich, evident", so Reitberger. Zudem sei die Lage mitten im Zentrum und der Altstadt eine sehr attraktive. Es sei auch angedacht, weitere Partner an Bord zu holen, erklärte Bgm. Martin Krumschnabel.
Jobvergabe der Stadt bemängelt
Im weiteren Verlauf der Sitzung sparte Lukas Blunder auch beim Thema Jobvergabe nicht mit Kritik.
"In letzter Zeit haben fragwürdige Stellenvergaben in unserer Stadt für Aufsehen gesorgt und einen starken Duft nach Freunderlwirtschaft versprüht",
so Blunder in einem Antrag. Damit spielte er auf die von ihm kritisierte Anstellung von Horst Steiner (Parteifreie) als Stadtmitarbeiter für die Städtepartnerschaften an. Steiner war zuvor als Referent dafür zuständig gewesen, ist nun aber unter einem Dienstvertrag als Mitarbeiter der Stadt angestellt. Auch die Anstellung der Bürgermeister-Schwiegertochter in der Standortmarketing Kufstein GmbH kritisierte Blunder nun in einer Aussendung. Um Anstellungen künftig objektiv verständlich und transparent zu machen, forderte Blunder einen sicheren, transparenten Job-Vergabeprozess in Form eines nachvollziehbaren Punktevergabesystems.
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