Untersuchung
Potenzial für Biogasanlagen in der KUUSK-Region ist da

Am 23. August wurden in Langkampfen die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung für Biogas aus Wirtschaftsdünger präsentiert. | Foto: Barbara Fluckinger
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In Langkampfen und Umgebung wurde das Biogaspotenzial aus Wirtschaftsdünger untersucht. Nun liegen die Ergebnisse vor: Das Potenzial ist vorhanden, die richtigen Rahmenbedingungen aber noch nicht.  

LANGKAMPFEN, BEZIRK KUFSTEIN. Das Potenzial ist da – so lautet das Ergebnis der im ersten Halbjahr 2023 gestarteten Machbarkeitsuntersuchung in der Leader-Region Kufstein Umgebung – Untere Schranne – Kaiserwinkl (KUUSK).

Grüne Energie aus Gülle

Gemeinsam mit verschiedenen Stakeholdern wurde geprüft, inwieweit Biogas aus Wirtschaftsdünger in der Region zur Energiegewinnung genutzt werden kann: aus Mist und Gülle soll also Energie gewonnen werden. 
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, den 23. August präsentierten nun Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und dem Energiesektor in Langkampfen die Ergebnisse zum Thema „Biogas aus Wirtschaftsdünger in der Region“. Anwesend war dabei auch Bundesminister Norbert Totschnig. 

Die Ergebnisse

Grundsätzlich gibt es bereits heute viel Biogas in Österreich, jedoch landet wenig davon im Gasnetz. Genau das sollte aber mit Biogasanlagen in der Region erreicht werden, ganz im Sinne der Energiewende und Emissionsreduktion. 
Was brachte nun aber die Untersuchung in der KUUSK-Region? Sie zeigt, dass innerhalb des Untersuchungsgebietes mit dem vorhandenen Wirtschaftsdünger zwei Biogasanlagen wirtschaftlich betrieben werden könnten. Dafür müssten aber genügend Bauern Mist und Gülle liefern. Damit sich eine Anlage rechnet, müssten also rund 1.500 sogenannte "Großvieheinheiten" bzw. rund 26.000 Tonnen Gülle pro Jahr erreicht werden. Die Vorteile dieses Biogases: es ist speicherbar und transportierbar. 

Grüne Energie aus Gülle: Glaubst du an eine baldige Umsetzung einer Biogasanlage in Langkampfen?

Potenzial in Langkampfen da

Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen aber auch, dass die landwirtschaftliche Struktur der Region eine große Rolle spielt. Besonders Langkampfen weist ein hohes Potenzial für den Betrieb einer Biogasanlage auf, weil es viele Betriebe gibt und die Landwirtschaft konventionell dominiert ist – die Bauern betreiben also vorwiegend übliche und verbreitete Verfahren des Ackerbaus und der Viehhaltung.
Anders sieht es in der Unteren Schranne aus: in Ebbs und Niederndorf ist das Potenzial geringer, weil dort die Bewirtschaftungsformen unterschiedlicher sind. Das Vieh wird im Sommer vermehrt auf die Almen gebracht, das "Substrataufkommen" ist unregelmäßiger. 

Energie und besserer Dünger

Im Idealfall könnten die Weichen in der Zukunft also auf die Errichtung von gemeinschaftlichen Biogasanlagen in der Region – vor allem in Langkampfen – stehen. Die Voraussetzung dafür ist, dass das erzeugte Biogas zu Biomethan aufbereitet und in das öffentliche Gasnetz eingespeichert wird. Das Energiepotenzial beträgt laut Untersuchung 10.000 MWh pro Jahr, was einem Gasverbrauch von 430 Einfamilienhäusern entspricht. Neben der Energiegewinnung gibt es für die Bauern und die Bevölkerung ein weiteres Plus: die bei der Energieerzeugung entstehende Biogasgülle würde rückgeführt. Sie würde für die Landwirte eine gute oder sogar bessere Düngewirkung und für die Bevölkerung weniger Geruchsbelastung bringen.

Bundesminister Norbert Totschnig betonte, dass Biogas viele Chancen biete.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Einige Hürden

Frank Holczik ist Geschäftsführer des Ingenieurbüros H-CON, das die Machbarkeitsuntersuchung durchgeführt hat. Das Potenzial und die Bereitschaft seitens der Landwirte als Lieferanten seien da, fasst er die Ergebnisse der Studie zusammen. Allerdings gibt es für eine Umsetzung einer Biogasanlage noch einige Hürden, die zu bewältigen sind. Ein Problem stellt die Logistik dar, da große Volumina und Transporttonnagen (Anlieferung von Dünger, Gülle) anstehen würden. Der Betrieb an sich sei außerdem "noch mit Risiken behaftet", so Holczik weiter. So sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb einer solchen Biogasanlage noch ungewiss. Im Februar wurde zwar das "Erneuerbare-Gas-Gesetz" (kurz EGG) im Ministerrat beschlossen, es muss aber noch im Parlament eine Zweidrittelmehrheit "finden". 
Eine weitere Hürde: Solche Biogasanlagen müssen sich im Betrieb rechnen. Es müsste also eine gewisse Quote erreicht werden, die die Erdgasnetzbetreiber an Biomethan einspeisen – nämlich die oben genannten rund 1.500 "Großvieheinheiten"

Martin Grubhofer, Kaufmännischer Geschäftsführer von TIGAS, sieht ein Problem in der Quotenregelung.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Martin Grubhofer, Kaufmännischer Geschäftsführer von TIGAS, sieht ein Problem in der Quotenregelung.
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Quote bringt Problem

Martin Grubhofer, Kaufmännischer Geschäftsführer von TIGAS, sieht indes unter anderem ein Problem in der Quotenregelung.

"Es ist ein Quotenmodell, nur die Konsequenz ist eine Strafzahlung",

so Grubhofer. Die festgelegten Strafzahlungen würden bei einem Nichterreichen der Quote letztendlich auf den Verbraucher abgewälzt werden. Zudem fehlen für Grubhofer noch Förderungen für Biogasanlagen dieser Art. Auf Grund der höheren (Strom-)Umwandlungskosten brauche man hier eine Unterstützung. 

Landwirtschaft will keine Konkurrenz

Die Landwirtschaft ist wichtig, dass der Betrieb einer Biogasanlage in keiner Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelerzeugung stehe (bspw. Verwendung von Mais als Rohstoff für Biogasanlagen). "Wir haben in Tirol immer gesagt, wir wollen keine Energie in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion", betont Josef Hechenberger, Nationalratsabgeordneter und Präsident der LK Tirol beim Pressegespräch in Langkampfen. Futter soll also zuerst den Tieren zur Verfügung stehen.

"Wenn dann die Möglichkeit besteht, daraus noch einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, dann sind wir natürlich absolut offen und sehr interessiert", 

so Hechenberger. 
Hinsichtlich der Frage danach, wann die frühestmögliche Umsetzung einer Anlage stattfinden könnte, gaben sich die anwesenden Vertreter in Langkampfen beim Pressegespräch noch bedeckt. Der erste Schritt wäre jedenfalls die Gesetzesgrundlage mit dem Beschluss des EGG. "Wir sind hier sehr am Anfang und es wird nur gelingen, wenn hier klare gesetzliche Rahmenbedingungen gegeben sind", so BM Totschnig. 

"Langkampfen könnte ein potenzieller Standort für eine Biogasanlage sein, zumal in der Region (...) Landwirtschaft betrieben wird, die letztendlich Lieferant des Grundmaterials für die Energie sein soll", so Andreas Ehrenstrasser, Bürgermeister der Gemeinde Langkampfen. | Foto: Barbara Fluckinger
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Langkampfen ergriff Initiative

Am Mittwochabend wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung durch Frank Holczik zudem im Langkampfener Gemeindesaal der Öffentlichkeit präsentiert, wobei auch eine Podiumsdiskussion mit den Vertretern aus Politik, Landwirtschaft und Energie stattfand.
Als Basis für das Projekt diente der Energieleitplan, der im Jahr 2022 für die KUUSK-Region erstellt wurde. Damals stellte man ein Potenzial für Biogas aus Wirtschaftsdünger fest. Hauptinitiator der aktuellen Untersuchung war die Gemeinde Langkampfen, die auf eine hohe Dichte an landwirtschaftlichen Betrieben in ihrem Gebiet blicken kann. Sie hat in Kooperation mit den neun umliegenden Gemeinden Angath, Kirchbichl, Schwoich, Kufstein, Thiersee, Ebbs, Erl, Niederndorf und Walchsee das Projekt für gemeinschaftliche Biogasanlagen in der Region gestartet. 

"Langkampfen könnte ein potenzieller Standort für eine Biogasanlage sein, zumal in der Region (...) Landwirtschaft betrieben wird, die letztendlich Lieferant des Grundmaterials für die Energie sein soll",

so Andreas Ehrenstrasser, Bürgermeister der Gemeinde Langkampfen. Gefördert wurde die Machbarkeitsuntersuchtung durch das Land Tirol und die Europäische Union (IWB/EFRE).

Weitere Beiträge aus und rund um Langkampfen findest du hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

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