TVB-Mitglieder und Gemeinderäte stimmten "Standortmarketing Kufstein GmbH" zu

TVB-GF Stefan Pühringer präsentierte der Vollversammlung des "Kufsteinerlands" auf einigen Folien das Wichtigste zur "Standortmarketing Kufstein GmbH".
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  • TVB-GF Stefan Pühringer präsentierte der Vollversammlung des "Kufsteinerlands" auf einigen Folien das Wichtigste zur "Standortmarketing Kufstein GmbH".
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KUFSTEIN/BEZIRK (nos). Mit der breiten Zustimmung der TVB-Mitglieder in der Vollversammlung des Tourismusverbandes (TVB) "Kufsteinerland" am Montag, dem 12. Dezember, und dem anschließenden, einstimmigen "Ja" der Kufsteiner Gemeinderäte am Mittwoch, dem 14. Dezember, wurden zwei große Schritte hin zur Gründung einer gemeinsamen "Standortmarketing Kufstein GmbH" gemacht.
Der "große Wurf", also diese gemeinsame Gesellschaft gründen zu wollen, wurde schon am 10. November von Bürgermeister Martin Krumschnabel und TVB-Obmann Johann Mauracher im Rahmen einer Pressekonferenz angekündigt.

Das ist der Plan

Die künftige "Standortmarketing Kufstein GmbH" soll Großveranstaltungen in und um Kufstein sowie "Standortthemen" abwickeln. Die neue Gesellschaft werde eine "Weiterentwicklung" der bereits bestehenden Kooperation und Markenstrategie. Derzeit laufen diese Bereiche in der "TopCity GmbH" zusammen – im Tochterunternehmen der Stadtgemeinde Kufstein ist das Stadtmarketing angesiedelt – und werden zwischen Stadt, "TopCity" und TVB verrechnet.
Das Stadtmarketing und seine Mitarbeiter sollen aus der "TopCity" ausgegliedert und in die neue GmbH verschoben werden, die "TopCity" werde sich künftig auf die Festung fokussieren, erklärte TVB-GF Stefan Pühringer.
Zum gemeinsamen Gründungsschritt bewog Stadt und TVB unter anderem die Übernahme des Musikfestivals "Kufstein unlimited" im heurigen Jahr sowie die anstehende Rad-WM im Jahr 2018.

Neben den "Event-Geschichten", so TVB-Obmann Mauracher, soll die neue GmbH auch "als Standortagentur eine zentrale Drehscheibe" werden, Clusterbildung in Bereichen wie Technologie und Gesundheit haben die Touristiker hier im Auge. Zudem soll die "Standortmarketing Kufstein GmbH" Kooperationen zwischen der Festungsstadt und den Umlandgemeinden verstärken – auch in anderen Wirtschaftsbereichen.
Ähnliche Standortmarketing-Einrichtungen existieren bereits in Feldkirch, Bregenz, Saalfelden und Graz. An der Entwicklung in Saalfelden war TVB-GF Pühringer damals selbst mit beteiligt.

So soll die GmbH aufgestellt werden

Der TVB-Vorstand verspricht sich Vorteile von der GmbH-Beteiligung. Einerseits könne man über diese GmbH mit stärkere Rechtssicherheit erlangen, etwa was Haftungen bei Events angeht, so GF Pühringer.
Andererseits ist auch der finanzielle Aspekt für die Touristiker interessant. Über diese Gesellschaft könnte sich der TVB Steuern sparen, die gemeinsame GmbH wäre vorsteuerabzugsberechtigt. Durch die Bündelung von Ressourcen und gemeinsamen Einkauf verspricht sich der TVB eine Ersparnis von rund 30.000 Euro jährlich. Auch die Kostenstellenrechnung wäre transparenter, meint Pühringer. Dadurch könnten TVB-Gremien und Gemeinderat ihre Kontrollfunktionen besser ausüben.

Die Mittel für die Gesellschaft sollen die beiden Kooperationspartner jeweils zur Hälfte einbringen – je 17.500 Euro fließen von der Stadt und dem TVB zum Start in die GmbH, was 35.000 Euro Stammkapital ergibt. Jeder Gesellschafter stellt einen der beiden Geschäftsführer der "Standortmarketing Kufstein GmbH". Im Beirat sollen sich zwei Vertreter des TVB und zwei der Stadt wiederfinden, auch ein Vertreter der Umlandgemeinden soll eingebunden werden. Die Generalversammlung der GmbH soll sich aus dem Kufsteiner Bürgermeister und einem TVB-Vertreter zusammensetzen. Krumschnabels (kooptierter) Platz als Gemeindevertreter im Aufsichtsrat des TVB nimmt nun Erls Bürgermeister Georg Aicher-Hechenberger wahr.
Die Vertreter des TVB und deren Ersatzmitglieder wurden bislang noch nicht gewählt. "Der TVB wird sie aus dem Gremium des Aufsichtsrates bestimmen – dies wird erst erfolgen", so Pühringer.

Im Budgetansatz rechnet der TVB mit rund einer Million Euro an Einnahmen und Ausgaben im Jahr (1,016 Mio Einnahmen, 1,009 Mio Ausgaben, 7.000 Euro "Polster"). Dafür bringt der TVB seine Mitarbeiterleistungen wie gehabt ein, die Stadt stellt für städtische Belange eine Personalkostenabdeckung – 260.000 Euro sollen von der Stadtgemeinde dafür fließen, so Pühringer. 140.000 Euro aus dem gemeinsamen Event- und Medienetat wird von der "TopCity" in die "Standortmarketing Kufstein GmbH" umgeschichtet, ebenso 80.000 Euro für Blumenkorso und Almabtrieb.
Zusätzliche, neue Kosten entstehen durch den einmaligen Stammkapital-Zuschuss sowie laufende administrative Dinge wie Buchhaltung, Lizenzen, Beratung oder Versicherungen.
"Das Budget können wir jederzeit in alle Richtungen verändern", hielt Bürgermeister Martin Krumschnabel fest, "wenn der Gemeinderat keine Mittel frei gibt, hat die Gesellschaft kein Geld." Im Stadtrat sei die "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" sehr positiv aufgenommen worden.
TVB-Obmann Mauracher berichtete auch von positiven Signalen aus der Tourismusabteilung des Landes.

Die Gesellschaft werde auf Anregung der Stadtgemeinde so eingerichtet, dass der Vertrag jederzeit mit Ende des Geschäftsjahres kündbar sei, erklärten sowohl Bgm Martin Krumschnabel als auch Stefan Pühringer. Der erste Vorschlag hätte einen dreijährigen Turnus vorgesehen, der TVB präsentierte diese Variante auch seinen Mitgliedern. "Formell betrachtet, tut es nichts zur Sache, da der Vertrag auch vorher schon jährlich aufkündbar gewesen wäre – und sollte eine Kooperation in der Praxis nicht funktionieren, dann führt sich jede GmbH ohnedies ad absurdum", meint Pühringer.
"Wir haben die Erfahrung mit unseren Gesellschaften gemacht, dass wir keinen 40-seitigen Gesellschaftsvertrag brauchen", meinte Krumschnabel gegenüber den Kufsteiner Gemeinderäten.

Kritikpunkte

Bei der Präsentation des Vorhabens im Rahmen der Vollversammlung des TVB am 12. Dezember kamen auch Kritikpunkte durch Mitglieder zur Sprache. Aufsichtsratsmitglied Simon Hermann Huber fand Anstoß daran, dass der Gesellschaftsvertrag nicht einsehbar sei, obwohl die Mitglieder votieren sollten. Er merkte auch an, dass sich der TVB einige Jahre zuvor aus diversen Beteiligungen zurückgezogen habe ("Hallo Du", "TopCity") und, dass es dem TVB auch jetzt schon möglich wäre bei der Außenwerbung Steuervorteile zu lukrieren. Nach einer Entgegnung von Aufsichtsratsmitglied Peter Mayer, bot Huber dem Häringer Hotelier eine "Watsch'n" an.

Hotelier Thomas Sappl befürchtet eine Bevorzugung der stadteigenen Veranstaltungssäle gegenüber privaten Locations – wie dem "Stadtsaal" in Sappls Hotel Andreas Hofer.

Steuerberater Klaus Ritzer, der bei den Vorverhandlungen mit dabei war, gab Huber in Sacher Vorsteuerabzug recht, aber auch zu bedenken, dass die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenwerbung in der Praxis sehr schwierig sei. Vorteilhafter sei die GmbH auch, weil es nur noch einen Ansprechpartner bei der Eventorganisation gäbe. "Die Gesellschaft ist technisch sehr vernünftig", erklärte Ritzer, "aber sicher auch teurer".

Im Kufsteiner Gemeinderat wurde am 14. Dezember nicht lange über die GmbH-Gründung diskutiert. SPÖ-Gemeinderat Alexander Gfäller meinte, er sei "grundsätzlich nicht dagegen", allerdings hätten sich offene Fragen ergeben – zum Beispiel wie die Subventionsvergabe durch die GmbH geregelt werden soll. "Das wurde im Wirtschaftsausschuss nicht diskutiert", so Gfäller. "Das Beste, das uns hat passieren können" nannte Stadtrat Stefan Hohenauer die GmbH-Pläne. Bürgermeister Krumschnabel zeigte sich vollauf überzeugt von den zukunftsträchtigen Vermarktungsplänen, "weil dann die Stadt gemeinsam mit dem TVB in einer ganz anderen Liga mitspielen kann".

Transparenzrichtlinien, Regeln für die Vergabe von Fördergeldern und auch eine Absicherung, dass private Anbieter die Konkurrenz der Stadtimmobilien (Arena, Kultur Quartier, etc.) nicht zu fürchten brauchen, sollen in die Geschäftsordnung der GmbH einfließen, so die Partner.

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