Volkshilfe: Kinder kosten 625 Euro pro Monat
Diese Summe sei nötig, um Kindern ein Leben mit allen Chancen zu ermöglichen, so die Volkshilfe Österreich. 324.000 Kinder sind landesweit armutsgefährdet.
ÖSTERREICH. Passend zum Schulstart präsentierte die Volkshilfe Österreich am Montag, 3. September, eine neue Studie zu Kinderarmut. Denn laut Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger gehen Kinder je nach Einkommen mit unterschiedlichen Gefühlen in die Schule: „Manche Kinder gehen heute unbelastet und froh in die Schule, armutsbetroffene Kinder tragen die Last der Eltern auf den Schultern und können nicht unter den gleichen Voraussetzungen in die Bildungslaufbahn starten“, so Fenninger.
In Österreich sind 324.000 Kinder armutsgefährdet. Sie haben nicht dieselben Chancen, wie Kinder, die in wohlhabenden Familien aufwachsen. Das zeigt eine Langzeitstudie von Gerda Holz, die seit 25 Jahren Daten zu dem Thema sammelt. Kinder, deren Eltern ein geringes Einkommen haben, weisen demnach schon bei der Geburt ein geringeres Geburtsgewicht auf und sind auch bei Schuleintritt kleiner als Kinder, deren Eltern besser verdienen. Dies gilt es auszugleichen, denn: „Es kann nicht sein, dass uns manche Kinder mehr Wert sind als die anderen", sagt Fenninger.
625 Euro im Monat pro Kind
Um helfen zu können, bedarf es zuerst einer Analyse, wie viel Geld pro Kind zur Verfügung stehen sollte, um gleiche Chancen zu ermöglichen. Der Volkshilfe-Direktor kritisiert, dass es von Seiten des Staates dazu zu wenige Analysen gibt. Mithilfe der Langzeitstudie von Holz und Daten aus der ASB Schuldnerberatung kam die Volkshilfe Österreich bei ihren Berechnungen auf Kosten von 625 Euro pro Monat. "Das hört sich viel an, aber es geht jetzt darum herauszufinden, welche Differenz den armutsbetroffenen Familien auf diesen Betrag fehlt", so Fenninger. Die 625 Euro beziehen sich nicht nur auf Schulkinder, sondern auf alle Kinder bis 19 Jahre.
Die letzte Kinderkostenanalyse des Staates stammt aus dem Jahr 1964 und wurde seither nur inflationsbedingt angepasst. Seit den 60er Jahren haben sich jedoch die Kosten für Kinder verändert. Als Vergleich nennt der Volkshilfe-Direktor die Freizeitbeschäftigung. Wenn Kinder in den 1970er oder 1980er Jahren noch zum Fußballfeld gehen konnten und sich dort gratis austoben konnte, muss man heute oft eine Mitgliedschaft in einem Verein bezahlen, um am Spiel teilnehmen zu können.
Vier Dimensionen in der Berechnung
Die Volkshilfe definiert in ihrer Studie vier Dimensionen, die bei der Berechnung eine Rolle spielen - materielle Versorgung, soziale Teilhabe, Bildungschancen und gesundheitliche Entwicklung. Dabei wurden zur Berechnung folgende Frage gestellt: Was kostet es sich in vier Dimensionen gut entwickeln zu können?
- Materielle Versorgung (Essen, Wohnen, Kleidung) = 300 Euro / Monat
- Soziale Teilhabe & Kontakte = 95 Euro / Monat
- Bildungschancen: 200 Euro / Monat
- Gesundheitliche Entwicklung: 30 Euro / Monat
Gesamt ergibt das einen Betrag von 625 Euro. Fenninger: „Den Kindern soll nicht nur das untere Minimum zur Verfügung stehen. Um Kinderarmut zu vermeiden, ist es notwendig, sich an den Kosten zu orientieren, die für eine altersgerechte Entwicklung anfallen. Nur so kann Kinderarmut abgeschafft werden.“ In einem nächsten Schritt wolle man bis Oktober präsentieren, wie viel es den Staat kosten würde, Beihilfen zu erhöhen, um jedem Kind diesen Betrag zur Verfügung stellen zu können.
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