"Früher ist man auf Knien auf die BH gegangen"

Dr. Markus Maaß ist seit 2006 Bezirkshauptmann von Landeck.
  • Dr. Markus Maaß ist seit 2006 Bezirkshauptmann von Landeck.
  • hochgeladen von Othmar Kolp

LANDECK. Dr. Markus Maaß aus Strengen ist seit Februar 2006 Bezirkshauptmann. Der promovierte Jurist hat 1985 auf der BH Landeck angefangen. Ab 1987 leite er das neu gegründete Umweltreferat. Im April 1999 wurde er zum BH Stellvertreter bestellt.

Wie wichtig ist die BH in Zeiten des zunehmenden Online Service als persönliche Ansprechpartner?
Markus Maaß:
Wir merken keinen Rückgang beim Parteienverkehr. Der persönliche Kontakt ist nach wie vor wichtig und die Leute kommen gerne zu uns. Obwohl wir es anbieten, drängen wir die Leute nicht in die Nutzung der elektronischen Möglichkeiten.

Ist das Amt des Bezirkshauptmanns noch zeitgemäß?

In Sachen Verwaltung ist die Bezirkshauptmannschaft durch die räumliche Nähe der Nabel im Bezirk. Für die Leitung braucht es jedenfalls einen Bezirkshauptmann, der den gesamten Bezirk im Blick hat. Zudem brauchen die 30 Gemeinden, obwohl sie selbstständige Gebietskörperschaften sind, einen Ansprechpartner für alle möglichen Themen. Gerade durch die Häufung von Elementarereignissen braucht es für das Krisenmanagement solch eine Stelle. Ob man das Amt nun Bezirksmanager oder -koordinator tauft, ist egal. Ich sehe den Bezirkshauptmann nicht als Person sondern als ein Team mit engagierte MitarbeiterInnen.

Wie viele Referate gibt es und wie viele MitarbeiterInnen sind beschäftigt?
Wir haben neun Referate, wo die verschiedensten Themenbereiche angesiedelt sind. Jedem Referat steht ein Leiter vor. In der Gliederung ist hier jede BH frei, wobei es aber eine Grundverordnung sowie eine Geschäftseinteilung und eine Kanzleiordnung gibt. Derzeit haben wir 105 MitarbeiterInnen, die sich auf 88 Vollzeitäquivalente verteilen. Rund ein Viertel ist teilzeitbeschäftigt.

Wie sieht der Bezirkshauptmann seine Dienststelle in Zukunft?
Die klassischen Schreibkräfte, wie man sie früher kannte, gibt es immer weniger. Der Trend geht hin zu den Sachbearbeitern und in zehn Jahren wird es wohl  nur mehr diese geben. Aufgrund der Digitalisierung wird es in Zukunft wahrscheinlich aus weniger Personal brauchen. In den letzten 150 Jahren hat die BH alle politischen Veränderungen übertaucht. Die Dienststelle wird sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen, sich weiterentwickeln und andere Schwerpunkte setzen. Früher sind die Leute auf Knien auf die BH gegangen, heute ist alles offen und wir sind eine moderne Serviceeinrichtung.

Wie sieht die Personalsituation aus? Gibt es genügend Bewerber?
Viele junge Leute vom Schulabgänger bis zum Akademiker haben Interesse an einem Job. Wir haben aber einen vorgegebenen Stellenplan und nach diesem läuft die Nachbesetzung.

Wie läuft im Krisenfall das Management an der BH?
Es gibt das Tiroler Katastrophenmanagementgesetz. Jede BH hat eine Einsatzleitung und einen Katastrophenschutzplan. Ein eigener Journaldienst ist an den Wochenenden erreichbar. Bei einer Katastrophe wird dann entschieden, ob die Bezirkseinsatzleitung tagt. Je nach Ereignis werden dann auch Experten zu den Sitzungen eingeladen. Wir sind im Bezirk durch die vielen Ereignisse aber krisenerprobt und es läuft alles wie in Uhrwerk. Zweimal im Jahr gibt es auch Einsatzübungen. Es weiß jeder, was er zu tun hat. Die BH hat die Aufgabe zu schauen, dass der Einsatz gut läuft und genügend Material und Personal zu Verfügung steht.

Wie geht man mit solchen Elementarereignissen um?

Für mich war die Lawine in Galtür 1999 mental das schlimmste Ereignis, das es zu verarbeiten galt. Man konnte anfänglich nichts tun und hatte ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich kann gut schlafen, aber bei Wetterwarnungen gibt es eine gewisse Anspannung. Meine Familie bietet mir viel Erholung man braucht daheim einen Ruhepol, der einem Verständnis entgegenbringt. Zudem bin ich viel in der Natur und auf den Bergen unterwegs.

Hat man die Flüchtlingskrise gut bewältigt?
Aus meiner Sicht hat es im Bezirk gut funktioniert. Momentan haben wir 73 Flüchtlinge im Bezirk, die in St. Anton a.A., Ried, Zams, Pfunds und Prutz untergebracht sind. Die Gemeinden und auch Privatpersonen haben sich bei der Quartiersuche sehr hilfsbereit gezeigt. Wir haben als Bezirk die Quote immer erfüllt. Es gab auch keinerlei Steigerungen in der Kriminalitätsrate. Da wir nur marginale Aufgriffe am Reschen hatten, musste auch das Grenzmanagement nicht hochgefahren werden.

Das Interview führte Othmar Kolp

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.