Kärntner Abwehrkampf/Lavanttal
Ein Tal kämpfte um die Freiheit
Bis nach Reichenfels hielt der Kärntner Abwehrkampf die Bevölkerung in Schach.
LAVANTTAL. Nach Ende des Ersten Weltkrieges (1918) kam es zum Kärntner Abwehrkampf – eine bewaffnete Auseinandersetzung von Verbänden der provisorischen Kärntner Landesregierung und den Truppen des SHS-Staates (Slowenien, Kroatien, Serbien) um die staatliche Zugehörigkeit von Gebieten im Südosten Kärntens. Anfangs forderte der „Slowenische Volksrat“ ganz Kärnten für Jugoslawien, doch die Forderung ging bald auf das Gebiet südlich der Linie Lavamünd, Völkermarkt, Klagenfurt, Villach und Hermagor zurück.
Bis nach St. Paul
Anfang November 1918 wurden die Lavanttaler hellhörig: Der damals auf steirischem Gebiet liegende Bahnhof Unterdrauburg wurde von den Slowenen besetzt. Nur wenige Wochen später, am 3. Dezember, drangen Truppen weiter bis ins Lavanttal vor und besetzten Lavamünd, stellten am Bahnhof Ettendorf eine Wache auf und trafen in St. Paul ein. Jedoch gelang es den Lavanttalern Ende Dezember, den Markt St. Paul wieder zu befreien. Der weitere Vormarsch nach Lavamünd wurde aber zu spät angesetzt – durch einen Feuerüberfall beim „Altacherwirt“ wurden die Lavanttaler aufgehalten und die erste Chance für die Befreiung des Gebietes war vertan. Lavamünd wurde am Abend des selben Tages noch befreit - Unterdrauburg ist von
den SHS-Truppen besetzt geblieben.
Nichts blieb unversucht
Jedoch konnten jugoslawische Truppen aus Kärnten bis zum 7. Mai 1919 erfolgreich vertrieben werden, der Friedensvertrag von St. Germain sah in Südkärnten eine Volksabstimmung vor. Vom SHS-Staat blieb aber weiterhin nichts unversucht: Die vierte Serbische Armee wurde aufgeboten und drang Ende Mai von Osten her in das Lavanttal vor. Die Südslawen konnten nicht aufgehalten werden und rückten am 2. Juni wieder nach St. Paul vor, an dem Tag ging es auch weiter bis in den Raum Ragglbach, Maria Rojach, St. Jakob. Die Kärntner zogen sich in das Gebiet nördlich von St. Andrä zurück.
Das Tal in Angst und Bangen
Gerüchte gingen damals in Wolfsberg um: „Unsere Linie ist durchbrochen, die Unseren müssen sich vor der Übermacht zurückziehen, die Serben folgen sengend und mordend.“ Flüchtlinge kamen aus dem Unteren Lavanttal. Als zwei serbische Flugzeuge über Wolfsberg kreisten, begannen sich dort die Bewohner ins Obere Tal abzusetzen. Angst und Unsicherheit machte sich bis nach Reichenfels breit. Es hieß einst, dass der Feind bis auf die Obdacher Höhe vordringen wolle. Auch die Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg hatte ihren Sitz nach Reichenfels verlegt. Im Feuerwehrdepot waren ihre Kassen mit wichtigen Akten verwahrt. Doch nach ein paar Tagen kamen beruhigende Nachrichten: Der Vormarsch der Jugoslawen war unter St. Andrä zum Stillstand gekommen.
Rund 60 Gefallene
Ende Juli 1919 zogen die Jugoslawen aus dem Lavanttal ab. Lavamünd blieb
bis zur Volksabstimmung besetzt (Abstimmungszone A), die Jugoslawen
sind in Kärnten bis zur Volksabstimmung in der Abstimmungszone A geblieben. Durch den Einmarsch von Italienischen Truppen wurde der Waffenstillstand überwacht. Im Lavanttal war Lavamünd die einzige Abstimmungsgemeinde – die Bevölkerung stimmte am 10. Oktober 1920 mit 92,9 Prozent für den Verbleib bei Österreich und veränderte durch ihre Stimmenzahl den Prozentsatz für Kärnten bedeutend. Insgesamt stimmte Kärnten mit 59,04 Prozent dafür. Der Kärntner Abwehrkampf forderte rund 280 Tote und 800 Verwundete auf Kärntner Seite, allein circa 60 gefallene Männer und Frauen stammten aus Lavanttaler Gemeinden.
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