Fliegenfischen mit Peter Haider in Wolfsberg
Er hat den Fluss im Blut
Seit 40 Jahren lebt der Wolfsberger Peter Haider seine Leidenschaft fürs Fliegenfischen aus. Wer ihm zuhört, bemerkt schnell: Der Mann weiß, wovon er spricht.
WOLFSBERG. Im ersten Morgengrauen ist Peter Haider bereits auf den Beinen. Bekleidet mit einer Wathose steht seine Silhouette mitten im Flussbett der Lavant. Da – ein verräterischer Ring an der Oberfläche verrät eine steigende Forelle. „Die große Kunst besteht jetzt darin, die künstliche Fliege genau im Sichtfenster des Fisches anzubieten“, verrät der 75-jährige Wolfsberger. Das Schwierige daran: Weil die Fliege so gut wie nichts wiegt, muss der Fliegenfischer die Schnur als Wurfgewicht nutzen. Damit sie raus in den Fluss fliegt, muss der Angler die richtigen Wurftechniken beherrschen. Je mehr Praxis und Erfahrung man hat, desto präziser funktioniert das.
Kunst des Überlistens
Nach 40 Jahren Fliegenfischen hat Peter Haider den Dreh raus – das Insektenimitat landet genau richtig, treibt ein paar Meter ab – und wird von der anvisierten Forelle tatsächlich genommen. Doch so schnell sie die Fliege im Maul hatte, so schnell hat sie sie auch wieder ausgespuckt – man kann nicht immer gewinnen. Für Haider kein Problem: „Ich habe in meinem Leben schon so viele Fische gefangen. Der eigentliche Reiz besteht für mich darin, den Fisch überhaupt dazu zu überlisten, die Fliege zu nehmen. Alles andere ist eigentlich Nebensache.“
Wissen bringt Erfolg
Das Fliegenfischen ist eine Wissenschaft, in der man sich verlieren kann. Wer Erfolgsaussichten haben will, muss genaue Kenntnisse über den Lebenszyklus jener Insekten haben, die den Fischen als Nahrung dienen – vom Larvenstadium bis hin zum fertigen Insekt. „Man muss nur einmal einen Stein im Wasser umdrehen und nachsehen, was da so alles lebt. Daraus kann man schon wichtige Schlüsse ableiten“, erläutert „Haipe“, wie Peter von seinen Freunden genannt wird. Fliegen kann man in allen Varianten einfach fertig kaufen – oder man bindet sie selbst, wie es gestandene Fliegenfischer machen. In Peters Werkstatt findet man jegliche Arten von Zwirnen, Wolle und Federn. In akribischer Kleinarbeit arbeitet er – wenn er nicht gerade am Wasser ist – an dem Fliegenrepertoire. Ein Hobby im Hobby also.
Tierische Begegnungen
In den vergangenen Jahrzehnten hat Peter seine Fliegen fast in der ganzen Welt durchs Wasser treiben lassen. Ob in Kuba beim Fischen auf den kampfstarken Tarpoon, in Mexiko, Alaska, Kanda, den USA oder auf der russischen Halbinsel Kola – von überall nahm er Erinnerungen mit nach Hause, die für immer währen – etwa als sich in Alaska nur wenige Meter von ihm entfernt ein Bär herumtrieb und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Bärenbegegnungen gibt es aber auch in Slowenien immer wieder. „Einmal fanden wir große Fußspuren am Boden. Wir machten ein Foto davon und schickten es an unseren lokalen Kontaktmann. Seine Antwort war nur: ‚Run, run, run‘. Das haben wir dann auch gemacht“, lacht Peter.
Zuhause ist’s am Schönsten
Bei allen Abenteuern im Ausland zieht es Peter aber dennoch immer wieder an seinen Lieblingsfluss – die Lavant. „In ein paar Minuten am Wasser zu sein und einfach ein paar Stunden zu fischen, das ist für mich unbezahlbar. Auch wenn die Lavant unter den explodierenden Beständen des Fischotters schon sehr leidet. Diese Tiere können einen Flussabschnitt innerhalb weniger Tage komplett ruinieren“, berichtet Haider.
Eins mit der Natur
Wer Interesse daran hat, mit dem Fliegenfischen zu beginnen, kann sich gerne an Peter Haider wenden. Eine Basisausrüstung ist zwar schnell besorgt – rund 500 Euro muss man für Bekleidung, Rute, Rolle, Schnur und Fliegen hinlegen ¬–, doch ohne Kontaktperson, die einen an den Sport heranführt und einem die Grundlagen des Werfens beibringt, wird man sich als Anfänger schwertun. Irgendwann macht sich die Mühe aber bezahlt: „Als Fliegenfischer ist man eins mit dem Wasser und der Natur. Man ist kein Fremdkörper, sondern im Einklang mit dem Fluss“, versichert Haider.
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