Steirische Alzheimerhilfe
Mit Leidenschaft gegen das Vergessen
Noch vor der Corona-Krise hat WOCHE-Reporter Peter Wagner eine Alzheimer-Selbsthilfegruppe besucht.
LEOBEN. Seit kurzem gibt es auch in Leoben eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alzheimerpatienten. Laut Statistik sind von dieser Krankheit 15 von 1.000 Personen betroffen. Allein in Leoben gibt es – statistisch gesehen – rund 370 Patienten mit der offiziellen Diagnose Alzheimer, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Die Erkrankung stellt nicht nur für die Patienten selbst, sondern auch für die pflegenden Angehörigen eine physische und psychische Herausforderung dar.
Erfahrungsaustausch unter Betroffenen
Ein erster wichtiger Schritt ist für Patient und Angehörige eine Diagnose der Krankheit Alzheimer durch einen Facharzt und nicht durch den Hausarzt. "Das ist zwar meistens für die Betroffenen nicht einfach zu verkraften, aber ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagt Claudia Knopper, die Obfrau der Steirischen Alzheimerhilfe SALZ. Sie und Andrea Hohl, die die Selbsthilfegruppe in Leoben möglich gemacht haben, sind betroffene Angehörige und haben sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. "Eine wirklich große Hilfe war der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen", sind sich die beiden einig. Dieser Umstand war dann letztendlich auch dafür ausschlaggebend, mit dem Verein SALZ anderen Menschen zu helfen.
In Graz, Feldbach und Leibnitz gibt es schon seit längerem Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige. In Leoben seit Herbst vorigen Jahres. "Wir hatten das Problem, eine geeignete Unterkunft zu finden. Extrazimmer in Gastronomiebetrieben sind dafür absolut nicht geeignet, da die Gespräche mitunter intime Details enthalten", erzählt Andrea Hohl.
Offene Selbsthilfegruppe in Leoben
Bis vor der Coronakrise fanden die Treffen im "Café Beniva" in Leoben-Hinterberg statt. "Diese Treffen sind für Angehörige ungemein wichtig. Es geht dabei um einen Erfahrungsaustausch und um das Gefühl, mit den auftretenden Problemen in Bezug auf die Krankheit nicht alleine zu sein", sagt Knopper. Es ist eine offene Selbsthilfegruppe. Das heißt, es gibt keine Anmeldungen und keine Verpflichtung, regelmäßig zu den Treffen zu erscheinen. "Das ist oft aus organisatorischen Gründen für die Angehörigen nicht möglich", wissen Knopper und Hohl aus Erfahrung.
Viel Überzeugungsarbeit notwendig
Auf die Frage nach einem Ziel oder einem Wunsch in Bezug auf die Krankheit Alzheimer sind sich Claudia Knopper und Andrea Hohl einig: "Als erstes wäre es wünschenswert, wenn man die Diagnose Alzheimer endlich enttabuisieren könnte, um damit den Betroffenen selbst sowie den pflegenden Angehörigen die absolut notwendigen Hilfestellungen zukommen zu lassen." Damit meinen die beiden einen Behandlungsplan – wie etwa bei Krebspatienten – der von der Diagnose bis hin zur Therapie individuell festgelegt wird. "Daran werden wir auch weiterhin arbeiten", betonen die beiden engagierten Frauen fest entschlossen. Mit diesem Satz fand ein hoch-emotionales und äußerst leidenschaftlich geführtes Gespräch ein Ende. Gleichzeitig ist jedoch noch viel Verständnis und Überzeugungsarbeit (vor allem von politischer Seite) notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.
Steirische Alzheimerhilfe
SALZ steht für "Steirische Alzheimerhilfe" und organisiert Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alzheimerpatienten. Gruppen gibt es in der Steiermark in Graz, Feldbach, Leibnitz und Leoben. Dabei geht es um einen Erfahrungsaustausch ohne die Pflicht, regelmäßig erscheinen oder sich dafür anmelden zu müssen. Im Bezirk Leoben gibt es die Möglichkeit, sich jeden zweiten Montag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr im "Café Beniva" in Leoben-Hinterberg zu treffen. Wegen der Verordnungen um die Corona-Krise können diese Treffen derzeit nicht stattfinden.
Kontakt:
Die Selbsthilfegruppen müssen aufgrund Covid 19 bis auf weiteres abgesagt werden. Die Steirische Alzheimerhilfe ist jedoch telefonisch weiterhin für Sie da: Tel. 0676/45 20 400.
Mehr Infos unter www.selbsthilfe-alzheimer.at
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