"Nix Museum, da Shisha-Bar"

Denkmalschutz: Das Transparent wurde in der Zwischenzeit zwar entfernt, die Shisha-Bar gibt's aber noch. | Foto: Werner Pregetter
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  • Denkmalschutz: Das Transparent wurde in der Zwischenzeit zwar entfernt, die Shisha-Bar gibt's aber noch.
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LEOBEN. Es ist schon mehr als 200 Jahre her: Am 18. April 1797 wurde in Leoben Weltgeschichte geschrieben. Napoleon Bonaparte für Frankreich und Generalmajor Graf von Merveldt und Marchese di Gallio für Österreich unterzeichneten Friedenspräliminarien, bekannt unter dem Namen Vorfriede von Leoben.
Ort dieses historischen Ereignisses war das Gartenhaus des Leobener Radgewerken Josef Egger von Eggenwald im Mühltal unweit der Kirche St. Jakob. Bis vor einiger Zeit war hier im ersten Stock eine Gedenkstätte untergebracht.

<marker>Shisha-Bar</marker>

Wer als Interessierter an der Kulturgeschichte jetzt den historischen Schauplatz im "Eggenwaldschen Gartenhaus" besuchen will, wird sehr verwundert sein. Hier hat sich seit einiger Zeit ein Pizza-Lokal etabliert. Die Frage nach der Gedenkstätte wurde bei unserem Lokalaugenschein von zwei Männern in fremdländischen Akzent so beantwortet: "Nix Museum, da Shisha-Bar!" Anmerkung: Shisha ist eine Wasserpfeife arabischen Ursprungs. Dort wo Napoleon einst gesessen hat, werden jetzt in düsterer Atmosphäre Shishas geraucht.
Dieser Umstand stößt nicht nur dem Leobener Bürgerforum bitter auf, auch der Historiker Professor Günther Jontes ist entsetzt: "Das ist eine Schande, da wird alles kaputt gemacht, was seinerzeit unter Bürgermeister Konrad und Kulturstadtrat Tischhardt geschaffen wurde." Jontes hat 1997 als damaliger Leiter des Leobener Stadtmuseums zum 200. Jubiläum des weltgeschichtlichen Ereignisses eine viel beachtete Veranstaltung inszeniert.

Ein Sakrileg?

"Die Zeit von Napoleon Bonaparte hat die Welt verändert. Tatsache ist, dass der Vorfriede von Leoben als weltpolitisches Ereignis nicht wegzuleugnen ist. Tatsache ist aber auch die geringe Frequenz der Gedenkstätte im Eggenwaldschen Gartenhaus. Allerdings sagen Frequenzen nichts über die Wertigkeit aus“, sagt Finanzstadtrat Harald Tischhardt, der viele Jahre Kulturreferent der Stadt Leoben war. "Vielleicht ist es auch ein Sakrileg, dass in diesen historischen Räumen Wasserpfeife geraucht wird", betont Tischhardt. Sein Schluss: "Wir sollten nicht um die Gedenkstätte trauern, sondern das Angebot des Schwerpunktmuseums Leoben in Anspruch nehmen."

Kaffeehaus

Kulturstadtrat Franz Valland zeigte sich überrascht: "Ich habe von einem Shisha-Lokal nichts gewusst, ich bedauere diese Entwicklung." Valland bestätigte, dass die Exponate nach einem Wasserschaden im Eggenwaldschen Gartenhaus in das Museumscenter gebracht wurden. Auch sei die Besucherfrequenz der Gedenkstätte hinter den Erwartungen geblieben. Aufgrund eines Stadtratsbeschlusses vom März 2014 wurde die Erweiterung der Betriebsfläche des Gastronomiebetriebes in den ersten Stock, dem Platz der Napoleon-Gedenkstätte, genehmigt. "Gedacht für den Kaffeehausbetrieb, nicht als Shisha-Bar", sagt Valland. Seitens der Stadtgemeinde Leoben will man mit den Lokalbetreibern Kontakt aufnehmen und sie über die historische Bedeutung des Objektes aufklären. "Wasserpfeifen sind da fehl am Platz", hofft Valland auf eine gütliche Einigung. Wolfgang Gaube

Denkmalschutz: Das Transparent wurde in der Zwischenzeit zwar entfernt, die Shisha-Bar gibt's aber noch. | Foto: Werner Pregetter
Mit einem Klebeband wurde die Friedensgedenkstätte in Leoben "ausgelöscht".
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