Aktuelle Laichwanderung
Ohne Hilfe sterben jetzt Tausende Frösche auf den Straßen

Franz Tüchler, 84, setzt sich seit rund zehn Jahren für die Rettung der gefährdeten und geschützten Amphibien ein und bewahrt während der Laichzeit unzählige Frösche und Kröten vor dem Tod auf der Straße.  | Foto: Tüchler
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  • Franz Tüchler, 84, setzt sich seit rund zehn Jahren für die Rettung der gefährdeten und geschützten Amphibien ein und bewahrt während der Laichzeit unzählige Frösche und Kröten vor dem Tod auf der Straße.
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Tausende Frösche und Kröten werden derzeit während der Laichwanderung von Autos überfahren. Die Berg- und Naturwacht Leoben appelliert an Autofahrer, umsichtiger zu fahren, mehr Amphibienschutzaktionen könnten viele Froschleben retten.

Sämtliche 17 in der Steiermark vorkommenden Amphibienarten stehen laut Naturschutzbund auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Gründe für die Gefährdung sind die fortschreitende Zerstörung der Laichgewässer und Landlebensräume sowie der Einsatz von Pestiziden. Zur ohnehin schon kritischen Situation für diese Tiere kommen dann während der Laichwanderung – die je nach Wetterlage von etwa Ende Februar bis Mitte April andauert – auch noch die hohen Verlustraten durch den Straßenverkehr hinzu, was den Fortbestand ganzer lokaler Populationen zunichte machen kann.

Betroffene Straßenstücke

Im Bezirk Leoben gibt es mehrere von der Laichwanderung besonders betroffene Straßenstücke wie etwa auf der B 115 neben dem Trabochersee, in Schladnitz in der Nähe des Forsthauses, in der Hinterlobming oder auf der L 122 in Proleb bei den Fischteichen. Während die meisten dieser Straßenstücke keinen Amphibienschutzzaun haben, ist in Proleb auch heuer wieder ein solcher auf einer Länge von 300 Metern von der Straßenmeisterei Leoben in Kooperation mit der Berg- und Naturwacht Leoben aufgestellt worden.

Froschretter Franz Tüchler

Betreut wird das Projekt glücklicherweise von Freiwilligen, und zwar von Franz Tüchler und Familie Hopfinger, der Streckendienst der Straßenmeisterei Leoben ist ebenfalls behilflich, wenn er in der Nähe ist. „Wir sammeln in dieser Jahreszeit seit rund zehn Jahren über vier bis sechs Wochen die Kröten und Frösche, die aus dem Wald über die Straße zu den Fischteichen wandern wollen, ein und bringen sie sicher zum Wasser. Aber auch jene, die wieder zurück in den Wald wollen“, erzählt Franz Tüchler, 84. Er engagiert sich so, weil ihm Tiere extrem am Herzen liegen. Gemeinsam mit Familie Hopfinger, die mit Stirnlampen oft auch Nachtschicht schiebt, transportiert er in Kübeln die Amphibien mehrmals am Tag über die Straße.

Franz Tüchler beim täglich mehrmaligen Einsammeln der Amphibien in Proleb  | Foto: Tüchler

Rekordjahr

„Wir haben heuer ein Rekordjahr. Nach nur einer Woche haben wir schon rund 1.400 Frösche und Kröten retten können. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es 1.240 und 160 Heimkehrer“, freut sich der Gösser. Begonnen habe man vor zehn Jahren mit etwa 300 Fröschen. Dass es trotz allen Schutzes auch immer wieder überfahrene Tiere gibt, muss Tüchler leider hinnehmen: „Manche wollen einfach nicht stundenlang hinter dem Schutzzaun verharren und finden ihren Weg trotz allem auf die Straße.“

In den Kübeln hinter dem Schutzzaun sammeln sich die Frosch- und Krötenweibchen, die dann sicher über die Straße gebracht werden können.   | Foto: Tüchler
  • In den Kübeln hinter dem Schutzzaun sammeln sich die Frosch- und Krötenweibchen, die dann sicher über die Straße gebracht werden können.
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Am wichtigsten: Freiwillige

Dass die Rettung der wandernden Amphibien während der Laichzeit mit den freiwilligen Helfern steht und fällt, bestätigt Christian Mairhuber, Landesnaturschutzbeauftragter der Steiermärkischen Landesregierung. „Es finden im Land zahlreiche Amphibienschutz-Maßnahmen statt. Die wichtigsten Partner sind dabei ehrenamtliche, freiwillige Helfer, die Steirische Berg- und Naturwacht, die Naturschutzjugend, der Naturschutzbund, die Gemeinden sowie das Land Steiermark“, erklärt Mairhuber.
Wisse man von betroffenen Straßenstücken, sei der Ankauf von Schutzzäunen durch das Land das kleinste Problem. „Die Ressource an Leuten, die die Projekte dann betreuen, die ist das wichtigste“, betont Mairhuber.

Appell an Autofahrer

Wie Josef Riegler, Leiter der Einsatzstelle Leoben der Berg- und Naturwacht, erzählt, gebe es heuer auch wieder ein von Fröschen besonders frequentiertes Straßenstück in Schladnitz, in der Nähe des Forsthauses. „Es sind dort nun Froschgefahrentafeln für die Autofahrer aufgestellt.“ Er appelliert an Autofahrer, auf betroffenen Straßenstücken während der Laichzeit umsichtig und langsam zu fahren. Denn selbst wenn das Froschweibchen nicht unter die Räder kommt, verliert es sein Leben ab 30 km/h durch die Druck- und Sogwirkung des Fahrzeuges.

Froschretter, bitte melden!

Ein ganz großer Appell richtet sich an freiwillige Helfer, die Schutzzäune während dieser wenigen Wochen Laichzeit im Frühlingbetreuen würden bzw. dass vielleicht auch Gemeinden Amphibienschutzaktionen ins Leben rufen würden. "Wir kaufen die Zäune ein, stellen das Material zur Verfügung, die jeweilige Straßenmeisterei kann den Zaun dann wieder einlagern. Es braucht aber mindestens vier freiwillige Leute, die täglich mehrmals den Zaun und die dahinter versenkten Kübel kontrollieren und die Amphibien zum Wasser bringen", sagt Wolfgang Lanner vom Technischen Dienst und Landschaftsbau der Abteilung 16 der Landesregierung. Seit Jahren ist er mit diesem Thema befasst und hält für Interessierte auch Vorträge: "Ich gebe Informationen dazu, zeige Filme, beantworte Fragen." Sei jemand interessiert, solle er sich bei der Landesstraßenverwaltung (Asfinag), der Berg- und Naturwacht, der jeweiligen Gemeinde oder der Abteilung 13 der Landesregierung (Tel: 0316/877-0) melden.

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