Gelbe Säcke
Der Müll wird in Bad Mitterndorf mit zwei PS entsorgt

Die Gelber-Sack-Entsorgung in Bad Mitterndorf ist nachhaltig, umweltschonend und erfordert genau zwei PS. Hauptdarsteller sind "Falke" und "Adler", die beiden Noriker von Rudi Seebacher. 

BAD MITTERNDORF. Seit fast elf Jahren ist Rudi Seebacher für die Energie AG im Ortsgebiet von Bad Mitterndorf unterwegs und sammelt mit seinem Pferdefuhrwerk die Gelben Säcke ein. Das ist in Österreich einzigartig und gibt es nirgendwo sonst.

Arbeiten bei Kaiserwetter: "Falke" und "Adler" auf ihrer Sammelrunde. | Foto: Sabine Lienbacher
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MeinBezirk.at hat ihn besucht und mit ihm und seinem Gespann ein paar Runden gedreht. Er sorgt für Furore bei Einheimischen und Gästen: Viele winken ihm zu oder wollen ein Foto vom ungewöhnlichen "Müll-Kutscher".

Frankreich als "Ideenlieferant

Es stellt sich die Frage, wie Rudi Seebacher auf diese außergewöhnliche Idee gekommen ist. In einer Fachzeitschrift stieß er auf Frankreich, dort ist das Müllsammeln auf diese Art nichts Ungewöhnliches.

Dort sind 1.700 Fuhrleute unterwegs, allerdings nur in Großstädten. "Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Gespanne in der Hektik der Stadt unterwegs sind. Blaulicht-Fahrzeuge flitzen vorbei und die Pferde müssen an den Verkehrslärm gewöhnt sein." Rudi Seebacher war sogar als Referent nach Frankreich eingeladen. Er hat seine Erfahrungen mit Pferdemülltransporten weitergegeben.

In Bad Mitterndorf wird der Müll mit zwei PS entsorgt. | Foto: Sabine Lienbacher
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Ruhiger und beschaulicher geht es in Bad Mitterndorf zu. Alle acht Wochen werden die Gelben Säcke eingesammelt. Dafür sind "Falke","Adler","Esther" und "Emily" im Einsatz. "Dakota" ist drei Jahre alt und noch in der Ausbildung.

Die Pferde sind Noriker und wiegen ausgewachsen rund 750 bis 800 Kilogramm. Ein halbes Jahr dauert das Training, der "Lehrling" wird zu einem Profi dazugespannt. "Pferde sind Flucht- und Herdentiere, man muss sie sensibilisieren und an die Arbeit gewöhnen", erklärt Rudi Seebacher die Ausbildung seiner Pferde. Beim Einsammeln sitzt er auf dem Kutschbock, zwei Mitarbeiter laden die Säcke auf.

"Falke" und "Adler" legen sich für die Umwelt ins Zeug. | Foto: Sabine Lienbacher
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Die Anfänge waren herausfordernd, erinnert sich Seebacher: "Drei Jahre lang habe ich mit einem Sattler aus Südtirol das ‚Kummet‘, das verstellbare Arbeitsgeschirr, entwickelt." Die Arbeit hat sich ausgezahlt: 30 Meter kann Rudi mit seinem Gespann rückwärts fahren, mit einem herkömmlichen Geschirr sind es nur rund fünf bis sechs Meter.

Herausforderung für die Kraftpakete

Die Arbeit erfordert Kraft und Ausdauer: An einem Tag legen die Pferde rund 55 Kilometer, teilweise bergauf, zurück. Der Wagen mit den Säcken wiegt rund zwei Tonnen.

Für die Statistik werden die eingesammelten Säcke gezählt. 930 Stück sind es mittlerweile. | Foto: Sabine Lienbacher
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"Am Anfang wurden rund 900 Säcke am Tag gesammelt, das ist sich mit einer Tour ausgegangen", erinnert sich Rudi Seebacher. Im Schnitt fallen jetzt 1.400 Säcke an, die an zwei Tagen eingesammelt werden. Die Säcke kommen anschließend in einen Presscontainer, der abgeholt und in eine Aufbereitungsanlage weitertransportiert wird. 

Nach getaner Arbeit bekommen "Falke" und "Adler" ihren verdienten "Fuhrlohn": Kraftfutter in Form von Hafer.

Ein Bauernhof ohne Traktor

Generell sind Rudi Seebacher Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig. Er betreibt nicht nur ein Lastfuhrwerkgewerbe mit Pferden, sondern auch einen biozertifizierten Bauernhof.

Dabei bewirtschaftet er den Betrieb ausschließlich mit Pferden und nicht mehr mit einem Traktor. Vom Mähen über das Pflügen und Ackern bis hin zu Holztransporten sind nur seine Noriker im Einsatz.

Er ist von seinen "tierischen PS" restlos überzeugt: "Ein Pferd vermehrt sich und ist einer der besten Energiespeicher. Im Sommer sind die Tiere über Nacht auf der Weide, am Morgen ist ihr Akku voll aufgeladen und wir können die Arbeit beginnen."

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