500-Jahr Jubiläum der Pfarre Oppenberg

Hochaltar | Foto: Dir. Ernst Hausner
2Bilder

Vor genau 500 Jahren, am 17. Juli 1514, wurde die Pfarre Oppenberg vom Augustiner Chorherrenstift Rottenmann inkorporiert (einverleibt).
Anlass für einen kurzen Rückblick.

Bau der Kirche

Die im romanischen Stil errichtete Kirche wurde urkundlich erstmals im 13. Jh. erwähnt. Die Decke, wohl eine Flachdecke, war früher höher. Dies zeigen die bis in den Dachboden reichenden Fresken.
Im 15. Jh. wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut, eine Decke mit Kreuzrippen-gewölbe eingezogen, Turm und Chor (Altarraum) neu gebaut. Aus späterer Zeit stammt die ebenfalls gotische Orgelempore, vor 1500 waren in den Kirchen noch keine Orgeln üblich.
Die barocken Seitenkapellen wurden vom Stift Rottenmann 1676/77 geschaffen.

Altäre

Der Hochaltar der romanischen Kirche ist nicht feststellbar, auch nicht jener des gotischen Chorbaus.
Der barocke Hochaltar wurde vermutlich 1676/77 geschaf-fen, jedoch 1787 von Johann Fortschegger überarbeitet. Von ihm sind die Mittelnische mit der überschnitzten Muttergottes, Tabernakel und Reliquiare.
Der barocke Altar der Südkapelle mit dem Krippenschrein stammt aus 1684, jener der Nordkapelle ebenfalls aus dem Ende des 17. Jh.
Krippenschrein

Der spätgotische Krippenschrein

wird mit Entstehungs-eit zwischen 1485 und 1490 dem bayerischen Künstler Erasmus Grasser zugeschrieben.
Der Krippenschrein ist eines der bedeutendsten Schnitzwerke der Gotik Österreichs. 1967 wurde er in Krems bei der Ausstellung „Gotik in Österreich“ gezeigt.
Es ist anzunehmen, dass Grasser ihn für den Hochaltar (Flügelaltar?) im gotischen Chorzubau geschaffen hat, und zwar auf Einladung von Kaiser Maximilian I.
Nach mündlicher Überlieferung wurde der Krippenschrein von der Oppenberger Bevölkerung gekauft. Sie war zur Zeit des gotischen Kirchenbaus durch den Bergbau wohlhabend.
Als der spätgotische Hochaltar entfernt (zerstört) wurde, blieb der Krippen-schrein zum Glück erhalten. Vermutlich hat sich die Oppenberger Bevölkerung vehement für den Erhalt des seinerzeit von ihr gekauften Krippenschreins eingesetzt.

Bergbau

Wann der Bergbau in Oppenberg begonnen hat, lässt sich nicht nachweisen, die meisten Urkunden über ihn stammen aus dem 15. Jh., zumindest ab 1463 ist er nachweisbar.
1463 verlieh Kaiser Friedrich III. dem Stift Rottenmann zur Sicherung der wirtschaft-lichen Basis das Bergregal für alle Bergfunde dieser Gegend.
Abgebaut wurde in geringen Mengen Silber, vorwiegend Kupfer, teils auch Blei, Arsen, Nickel und Kobalt. Spätestens 1750 dürfte der Abbau von Silber und Kupfer in Oppenberg beendet gewesen sein.
Wiederholt ist von einem Goldbergbau in Oppenberg zu lesen. Es gab aber keinen. In der Mooskaralm (Weiße Gulling) wurde einmal ein Kilogramm Granaten gefunden, die 17,5 dag Gold geliefert haben. Zu erwähnen ist auch, dass die Kupferblende nahezu wie Gold aussieht.

Stift Rottenmann

Das Augustiner Chorherrenstift Rottenmann wurde 1455 gegründet. Stiftskirche war zuerst die Bürgerspitalskirche Maria am Rain. Das Kloster, 1495 abgetragen, stand östlich davon.
Etwa 1475 (1480?) übersie-delte das Stift wegen der Türkengefahr in die Stadt. Das Westtor der befestigten Stadt befand sich zwischen heute Putzerei Gasser und Haus Pitzer-Huber.
Zuerst gehörte zum Stift nur die Pfarre Rottenmann, 1514/15 wurden die Pfarren Oppenberg, Irdning, Lassing und Liezen (in einer Aufzeichnung aus 1687 „Kirchen“ genannt, da Liezen 1514 noch zur Pfarre Lassing gehört haben dürfte) inkorporiert.
Am 15. Juli 1785 hat Kaiser Joseph II. das Stift aufgehoben. Bis dahin gehörten alle Pfarren zum Stift.

Pfarre Oppenberg

Ursprünglich gehörte das Gebiet von Oppenberg zur Pfarre Irdning. 1289 fiel der Zehent von Oppenberg an den Pfarrer von Irdning. 1446 wird Oppenberg als Vikariatsbezirk ausgewiesen.
1514 wurde Oppenberg vom Stift Rottenmann inkorporiert. Zum Vergleich: Das Stift Admont hat heute noch 23 inkorporierte Pfarren.
Irgendwann im 17. Jh. hat Oppenberg seine Pfarrrechte vorübergehend verloren, diese aber 1705 wieder erlangt. Dieses Jahr nimmt man an, weil mit diesem Jahr die selbständige Matriken-führung für Oppenberg beginnt und das Taufrecht als typisches Zeichen für die Selbständigkeit eines Pfarr-sprengels gewertet werden kann. Dennoch blieb es bis 1785 dem Stift Rottenmann inkorporiert.
Seit 1. September 2008 bilden die Pfarren Rottenmann, Oppenberg und Selzthal einen Pfarrverband.

Rottenmann, im Juli 2014
Text und Bild von Ernst Hausner

Hochaltar | Foto: Dir. Ernst Hausner
Krippenschrein | Foto: Dir. Ernst Hausner
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.



Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.