Im Sölktal
Die Eisschneider: ein vergessener Beruf

Mit der Motorsäge werden die Eisblöcke aus dem See geschnitten.  | Foto: KK
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  • Mit der Motorsäge werden die Eisblöcke aus dem See geschnitten.
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Unter härtesten Arbeitsbedingungen wird im Sölktal ein völlig vergessener Beruf wieder zum Leben erweckt.

Der Laternenanzünder, der Rattenfänger, der Vorleser und der Eisschneider haben alle eines gemeinsam: hierbei handelt es sich um historische Berufe, die – früher von Hand ausgeführt und durch verschiedenen Technologien abgelöst – heute überflüssig sind. Einmal pro Jahr jedoch wird am Schwarzensee im Sölktal der Beruf des Eisschneiders wieder zum Leben erweckt.

Harte Arbeitsbedingungen

Inmitten des Naturparks Sölktal liegt auf rund 1.150 Meter Seehöhe der Schwarzensee. Eine Woche lang im Jahr, wenn die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt liegen, ist das der Arbeitsplatz der Brüder Klaus und Engelbert Bindlechner. Sie sind als Forstarbeiter bei Colloredo-Mannsfeld im Forstamt Gstatt angestellt und im Winter gemeinsam mit Thomas Zach dafür verantwortlich, das Blockeis aus dem See zu schneiden und in den wärmegeschützten Eiskeller der nahegelegenen Jagdhütte der Fürsten-Familie zu transportieren. Fünf Tage lang arbeiten die Männer unter schwersten Bedingungen, dann erst ist der Keller bis an den Rand mit Blockeis befüllt. "Dadurch wird sichergestellt, dass die Fürstenfamilie während ihres Sommer-Urlaubs auf der Alm Getränke und Nahrungsmittel kühlen kann. Natürlich gäbe es mittlerweile andere Möglichkeiten, doch Tradition wird hier noch großgeschrieben", erklärt Klaus Bindlechner.

Natureisernte am See

Noch bevor es mit der eigentlichen Arbeit los geht, müssen die Männer oft tagelang Schnee räumen, um überhaupt bis zum See vordringen zu können. "Auch der Schnee auf der Eisdecke muss immer wieder abgeschaufelt werden, denn nur so wird das Eis kompakt und hält den Sommer über, wobei ungefähr die Hälfte des Volumens durch die Erdwärme wegschmilzt." Die Eisblöcke, die in etwa 40 Zentimeter dick sein müssen, werden mittlerweile mit der Motorsäge herausgeschnitten – früher benutzte man dafür eine lange Säge – und nach wie vor mit einer speziellen Zange aus dem Wasser geholt. Ein Block wiegt dabei rund 40 Kilo.

120 Stunden Arbeit

"Die Arbeit ist hart, vor allem die Kälte – wir arbeiten bei bis zu minus 20 Grad – dringt bis in die Knochen. Durch das Wasser ist unsere Kleidung innerhalb von Sekunden gefroren. Als erster Schritt wird in der Früh ein Lagerfeuer gemacht, denn auch die Motorsäge friert ein, wenn man sie für zwei, drei Minuten nicht benutzt", erklärt Klaus Bindlechner. 120 schweißtreibende Arbeitsstunden für einige Wochen Kühlung – schwer vorstellbar heutzutage, wenn man bequem die Kühlschranktüre öffnet.

Mit der Motorsäge werden die Eisblöcke aus dem See geschnitten.  | Foto: KK
Mit einer Zange werden die Blöcke aus dem See gezogen.  | Foto: KK
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