Frühe Hilfe kann Leben retten
Die vielen Gesichter der Gewalt erkennen

Es gibt unterschiedliche Formen von Gewalt, wie beispielsweise physische, psychische als auch strukturelle und ökonomische Gewalt.  | Foto: pixabay
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  • Es gibt unterschiedliche Formen von Gewalt, wie beispielsweise physische, psychische als auch strukturelle und ökonomische Gewalt.
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Noch heute ist häusliche Gewalt sowie kulturell bedingte Gewalt gegen Frauen und Kinder traurige Realität in Österreich. Wo beginnt Gewalt und wie ist es möglich frühzeitige Anzeichen zu erkennen? Martina Pitzer von der Frauen- und Mädchenberatung Philomena klärt auf und verschafft einen Überblick zum Thema "Gewalt an Frauen".

BEZIRK LIEZEN. Eine Statistik des Landes Steiermark zeigt, dass die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote in den Jahren von 2021 und 2022 im Bezirk Liezen um ganze 17,9 Prozent angestiegen sind. im Jahr 2022 gab es 66 Betretungs- und Annäherungsverbote laut der Bezirkshauptmannschaft Liezen.

Erkennbare Dynamiken in der Partnerschaft

Es gibt unterschiedliche Formen von Gewalt, wie beispielsweise physische, psychische als auch strukturelle und ökonomische Gewalt. Ein fehlendes gesichertes Einkommen oder viele Versorgungspflichten können zu einem Abhängigkeitsverhältnis führen und es wird schwieriger, sich aus einer Beziehung, in der eventuell Gewaltdynamiken erkennbar sind, zu lösen.

In der Beratung wird besonders auf das Verhalten und die Dynamik in der Beziehung geachtet und mit der Frau gemeinsam werden Lösungswege erarbeitet. Hier spielen auch eigene Bindungsmuster und Beziehungserfahrungen eine Rolle. Männer erleben sich auch manchmal unsicher in ihrer Rolle als Mann, in der sie oftmals sehr stark auftreten sollen und wenig Raum für Sensibilität zulässt.

Eine gefährliche Gewaltspirale

Erste Anzeichen von Gewalt können ein übermäßiges Kontrollverhalten oder Eifersucht in der Partnerschaft sein. Die Gewaltspirale zeigt, dass es nach erhöhter Anspannung und Eskalation wieder zu Versöhnungsversuchen kommt, Entschuldigungen werden ausgesprochen – bis sich die Anspannung wieder erhöht.

Findest du, dass "Gewalt an Frauen" in der Gesellschaft ausreichend thematisiert wird?

Für die Beratung bedeutet dies mit den Frauen gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und sich die Dynamik bewusst zu machen.
„Besonders wichtig ist uns, dass die Frauen sich anonym an uns wenden können und die Frau entscheidet, welche Schritte sie setzen möchte“, so Pitzer.

Im Akutfall helfen

Im Akutfall sollte auf jeden Fall die Polizei – egal, ob eine Auseinandersetzung auf der Straße beobachtet oder häusliche Gewalt in der Nachbarschaft bemerkt wird. Die Polizei kann mit dieser Situation professionell umgehen und helfen.

Erste Anzeichen von Gewalt können ein übermäßiges Kontrollverhalten oder Eifersucht in der Partnerschaft sein.  | Foto: pixabay
  • Erste Anzeichen von Gewalt können ein übermäßiges Kontrollverhalten oder Eifersucht in der Partnerschaft sein.
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Wenn man Zeuge eines gewalttätigen Übergriffs auf der Straße, in Geschäften, Lokalen oder den öffentlichen Verkehrsmitteln wird, können andere Passanten angesprochen werden. Gemeinsam kann besser geholfen werden.

Im richtigen Moment kann ein Gespräch mit Betroffenen geführt werden. Dafür wird eine sichere Umgebung benötigt - fernab des Gewalttäters. Verständnis und Da-Sein sind unfassbar wichtig, um den Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Unterstützung zu vermitteln. Das Wichtigste ist, dass aufmerksam zugehört und kein Druck ausgeübt wird.
Dieses Thema ist für die Betroffenen oftmals sehr schwierig, unangenehm und vielleicht sogar mit Gefahren verbunden. Ablehnung und Gefühlsausbrüche können dabei durchaus vorkommen. 

Achtsamkeit ist essenziell

Oft kann es für außenstehende Personen durchaus schwierig sein, einen Fall von häuslicher Gewalt zu bemerken. Die Täter versuchen teils aktiv, dies zu verbergen und die Opfer sprechen es oft aus verschiedensten Gründen nicht an. Dennoch gibt es ein paar Indizien, die auf häusliche Gewalt hindeuten können. Hier sind einige mögliche Erkennungsmerkmale von häuslicher Gewalt:

  • Plötzlich keine Zeit mehr für Freundinnen, Kolleginnen, etc.
  • Kein eigenes Geld zur Verfügung
  • Chronische Beschwerden (oft ohne physische Ursache)
  • Verletzungen (häufig ohne oder unlogische Erklärungen)
  • Psychische Probleme (Angst, Panikattacken, Depression)
  • Besitzergreifender, kontrollierender, aggressiver Partner
  • Keine eigenständigen Entscheidungen mehr (Rücksprache mit Partner)

Hilfe im Bezirk Liezen

Philomena Frauen- und Mädchenberatungsstelle Gröbming
und Liezen

Auskünfte und Information unter 0664/84 91 422 von
Montag 11 – 12 Uhr, Mittwoch 15 – 16 Uhr und Freitag 9 – 10 Uhr
Mail: philomena@psn.or.atwww.philomena.or.at

PSN Psychosoziales Netzwerk gGmbH:
Journaldienst Beratungszentrum Gröbming 03685/23 848
(Mo – Fr 9-16 Uhr)
Mail: journaldienst.gb@psn.or.atwww.psn.or.at
Journaldienst Beratungszentrum Liezen 03612/26322-10
(Mo – Fr 9-16 Uhr)
Mail: journaldienst.li@psn.or.atwww.psn.or.at

In Notfällen oder außerhalb der Öffnungszeiten:
0316/77 41 99 Gewaltschutzzentrum Steiermark
0316/42 99 00 Frauenhäuser Steiermark (24 Stunden-Hotline)
0800 44 99 33 PsyNot (Psychiatrisches Krisentelefon Steiermark)
0800 222 555 Frauenhelpline gegen Männergewalt

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