Im Ausseerland
Wolf aus der Schweiz in der Steiermark angekommen

Ein Wolf treibt sich im Ausseerland herum: Jägerinnen und Jäger stehen bereits in Kontakt mit der Vetmed-Uni in Wien. | Foto: Steirische Jägerschaft
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  • Ein Wolf treibt sich im Ausseerland herum: Jägerinnen und Jäger stehen bereits in Kontakt mit der Vetmed-Uni in Wien.
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Ein besenderter Wolf aus Graubünden (Schweiz) hat auf seiner Wanderung die Steiermark erreicht und hält sich derzeit im Ausseerland auf. Von der Jägerschaft sind die zuständigen Hegemeister, Berufsjäger und Aufsichtsjäger informiert. Für das Wildtiermanagement in Bezug auf das größte heimische Säugetier, den Rothirsch, wird das eine große Herausforderung.

AUSSEERLAND. Am 18. November hat ein mit GPS-Sender ausgestatteter Wolf seinen Weg über Salzburg in die Steiermark gefunden. Dieser Wolf wurde in der Schweiz im Kanton Graubünden gefangen und besendert.

"Altbekannter" Wolf

Durch einen genetischen Abgleich konnte er als "164MATK" identifiziert werden. Dieser Wolf wurde bei sechs Riss-Vorkommnissen in Tirol genetisch bestätigt. "Am 20. November hielt er sich kurzfristig in der Grenzgegend Oberösterreich-Steiermark auf, um dann am nächsten Tag seine Route in der Steiermark fortzusetzen. Momentan befindet sich dieser Wolf in der Umgebung der ‚Weißen Wand‘ (Totes Gebirge) in der Steiermark", informiert Wolfsexperte Aldin Selimovic.

Der Wolf, der nun das Ausseerland erreicht hat, soll für sechs Riss-Vorkommnisse in Tirol verantwortlich sein (Symbolbild). | Foto: Pixabay
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In welche Richtung der Wolf weiterziehen könnte, ist laut dem Experten von der Vetmed-Uni in Wien nicht voraussehbar. "Sehr lange Abwanderungen kommen bei diesem Wolf nicht selten vor und es bleibt spannend, wohin die Reise des ‚164MATK‘ führen wird. Die Aufzeichnung dieser Reise bietet uns eine sehr gute Möglichkeit, Daten über sein Verhalten in Rotwild- Wintergebieten zu dokumentieren", erklärt Selimovic.

Jäger wissen Bescheid

Die Landwirtinnen und Landwirte im Ausseerland sind informiert und zu besonderer Aufmerksamkeit aufgerufen. "Kühe und Schafe sind zwar von der Alm bereits abgetrieben, aber zum Teil noch immer im Freien. Sämtliche Verantwortungsträger der Jagd sind zu einer Nachrichtengruppe zusammengeschlossen und stehen in laufendem Kontakt mit Aldin Selimovic, um Beobachtungen und Reaktionen des Rotwildes genau zu erfassen und aufgefundene Risse zu untersuchen", betont Bezirksjägermeister Johann Trinker.

Die Wissenschaft möchte nun wissen, wie sich das Leben des Rotwildes durch die Ankunft des Wolfes verändert. | Foto: Pixabay
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Der Rothirsch als größtes heimisches Säugetier ist besonders vom Durchschneiden seines Lebensraumes durch den Menschen betroffen. Im intensiv genutzten Tourismusgebiet des Ausseerlandes ist der Sommerlebensraum intakt, weil die ausgedehnten Almen einen perfekten Ort für diese Wildart bieten. Im Winter wird’s eng, weil sich auf kleinem Raum plötzlich die Interessen aufeinandertürmen.

Wie reagiert das Wild auf den Wolf?

Ein System aus Winterfütterungen und Wildwintergattern, in die das Rotwild freiwillig einwechselt, weil es dort Ruhe, Deckung und Nahrung findet, verhindert Schäden an den Wäldern.
Diese Fütterungen werden täglich von den Berufsjägerinnen und -jägern betreut, die Erfahrung im Umgang mit Rotwild haben. Bisher weiß man nur wenig, wie das sehr störungsempfindliche Rotwild, das sich schon bei den Fütterungen eingefunden hat, auf den Wolf reagieren wird.

Durch die Rotwildfütterung im Winter wird verhindert, dass Rehe und Hirsche die Rinden der Bäume fressen. | Foto: Steirische Jägerschaft
  • Durch die Rotwildfütterung im Winter wird verhindert, dass Rehe und Hirsche die Rinden der Bäume fressen.
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In der ursprünglichen Heimat des besenderten Wolfes, dem schweizerischen Graubünden, das gerne als ideales Beispiel für das Funktionieren ohne Fütterung angeführt wird, ist es normal, das große Rotwildrudel mit 200 Stück und mehr im Winter in den Wiesen und Feldern der Tieflagen überwintern. In der Steiermark ist das aufgrund der land- und forstwirtschaftlichen Interessen undenkbar.

Mensch stört den Lebensraum

Das Rotwild hat natürlich trotz des heruntergefahrenen Stoffwechsels auch im Winter Hunger, die verfügbaren Forstpflanzen sollen aber nicht gefressen werden. Das Wild ist hochsensibel und braucht viel Ruhe, der Mensch ist jedoch auch im Winter flächendeckend unterwegs. Traut sich das Rotwild durch den immer wieder auftauchenden Menschen nicht zu den Fütterungen, frisst es aus Hunger die Rinde von den Bäumen.

Aus forstlicher Sicht ist dies das Todesurteil, welches von den zuständigen Forstbehörden aufgrund der Schäden in Form eines behördlichen Auftrages an die Jagd auch verhängt wird.

Wie geht es weiter?

Mehr Informationen darüber, was in diesem System das Auftauchen des Wolfes bewirkt, erhofft sich nicht nur die Jägerschaft, sondern auch die Wissenschaft. Der Wolf aus der Schweiz hat schon unter Beweis gestellt, dass nicht nur Wildtiere auf seinem Speiseplan stehen, die Risse von mehreren Schafen gehen nachweislich auf sein Konto.

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