Jugendumfrage Ansfelden
Wirbel um Fragen zur Homosexualität

Im Ansfeldner Rathaus gehen die Wogen bei der SPÖ Ansfelden bei den Fragestellungen der Jugendfrage hoch. | Foto: NatashaFedorova/Panthermedia
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  • Im Ansfeldner Rathaus gehen die Wogen bei der SPÖ Ansfelden bei den Fragestellungen der Jugendfrage hoch.
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Ansfeldens Jugendliche im Alter zwischen 14 und  21 Jahren können sich gerade an einer Jugendumfrage der Stadtgemeinde Ansfelden beteiligen. Für die SPÖ Ansfelden sind manche Fragestellungen „beschämend und verwerflich“.  Man habe bereits in den Vorgesprächen versucht zu intervenieren. "Wir sind aber auf taube Ohren gestoßen“, erklärt Martha Scholz-Resch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPÖ Ansfelden.

ANSFELDEN. So wird etwa abgefragt, ob man es „ekelhaft findet, wenn sich zwei Männer küssen“. Aber auch, ob ein „gutes Paar aus einen Mann und einer Frau besteht“ und ob sich „Mädchen und Jungen ihrem Geschlecht entsprechend verhalten sollen“. Diese Fragen bei Punkt 12 der Jugendumfrage lösten bei der SPÖ Ansfelden schon im Vorfeld der Umfrage Unmut und Kopfschütteln aus. In der Zwischenzeit, am Wochenende des 22. und 23. April, wurden diese Fragestellungen aus dem Netz genommen. Die gesamte Ansfeldner Jugendumfrage findet man hier.

„Bürgermeister und Jugendstadtrat
müssen Verantwortung übernehmen“

„Neben den moralisch höchst verwerflichen Aspekten, stellen wir uns schon auch die Frage, was die Stadtgemeinde in weiterer Folge mit diesen Informationen anfängt“, so Parteivorsitzender und Vizebürgermeister Thomas Unger, „warum die JKU als Umfrageinstitut hier mitmacht, ist uns schleierhaft.“ Die SPÖ Ansfelden fordert FPÖ-Bürgermeister Christian Partoll und seinen Parteikollegen Stadtrat Christian Gegenhuber dringend auf, Verantwortung zu übernehmen und die Umfrage vom umgehend vom Netz zu nehmen.

„Fragestellungen stammen von der JKU“

„Der Punkt „Ansfeldner Jugendumfrage“ wurde im Ausschuss einvernehmlich diskutiert und die Fragestellungen hat nicht die Stadtgemeinde Ansfelden gemacht, sondern das Umfrageinstitut der JKU in Linz“, zeigt sich Ansfeldens Jugendstadtrat Christian Gegenhuber über die Kritik der SPÖ Ansfelden verwundert.

„Es gab keine Einwände gegen die Fragen“

Gegenhuber: „Vorab sind die Fragestellungen der Umfrage an alle Fraktionen in Form einer Feedbackschleife übermittelt worden. Ja, es gab auch Rückmeldung, aber eher in Form, dass wir die Umfrage kürzer gestalten sollen.“ Für den freiheitlichen Gemeindepolitiker, „braucht jetzt keiner so zu tun, als wäre er nicht dabei gewesen. Im Ausschuss hat es keine Einwände gegen die Fragestellungen der Jugendumfrage gegeben.“

Ansfeldens Stadtchef Christian Partoll verweist auf die Verantwortlichkeit der JKU:  „Die Johannes Kepler Universität ist zu 100 Prozent für den Inhalt dieser Umfrage verantwortlich.“

Fragestellungen sind hier für die Ansfeldner SPÖ mehr als fragwürdig.

Fragestellungen in der aktuellen Jugendumfrage der Stadtgemeinde Ansfelden sorgen für einen Aufschrei der SPÖ Ansfelden | Foto: Screenshot
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„Selbst für die FPÖ ein neuer Tiefpunkt“

Kulturgemeinderätin Renate Heitz, LGBITIQ-Sprecherin der SPÖ im oö. Landtag zeigt sich wenig überrascht: „Die FPÖ zeigt einmal mehr, welch intolerantes und antiquiertes Weltbild sie vertritt. Das sie dieses Weltbild nun auch im Deckmantel einer Jugendumfrage für 14-21-Jährige verpacken, ist aber selbst für die Freiheitlichen ein neuer Tiefpunkt.“

„Es ist äußerst plump, sich an der JKU abzuputzen“

„Der Vorwurf der beschämenden und verwerflichen Fragestellungen richtet sich an den FPÖ Stadtrat Christian Gegenhuber und mit selber Wucht an die Studenten der JKU Linz, denn die Jugendumfrage ist ein wissenschaftlich begleitetes Lehrforschungsprojekt im Forschungspraktikum Soziologie“, betont Alfred Pointner, Fraktionsobmann der Grünen Ansfelden. Die Homosexuelle Initiative Linz begrüßt, dass der Fehler seitens der JKU eingestanden wurde. „Das sind aber keine einfachen Formfehler, hier ist die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht verletzt worden. Auf der anderen Seite finden wir es äußert plump und billig, dass sich die Stadt Ansfelden und die FPÖ hier an der JKU abputzt. Wenn man eine Studie in Auftrag gibt, ist man trotzdem letztverantwortlich dafür“, betont Richard Steinmetz, Sprecher der Hosi Linz. Die ÖVP Ansfelden möchte zu den Fragen selbst nichts sagen. „Für uns ist es wichtig, den Bedarf der Ansfeldner Jugend zu erheben“, betont Markus Kullmann, Stadtpartei- und Fraktionsobmann der ÖVP Ansfelden. Darüber hinaus stellt sich der Kommunalpolitiker die Frage, wo sich die Stadt in die Zukunft hinentwickeln soll. Kullmann: „Dazu gibt es seitens der Gemeinde leider keinen erkennbaren Plan!“

Entschuldigung der JKU

Für die von allen Seiten in Kritik stehende Johannes Kepler Universität sind bei der Ansfeldner Jugendumfrage methodische Fehler passiert. „Die Fragen wurden auf Basis von Gesprächen mit Jugendlichen entwickelt und sollten ausgewogen formuliert sein. Es wurden jedoch methodische Fehler begangen, da nur eine negative Aussage zur Homosexualität formuliert wurde und eine positive Aussage fehlte“, erklärt Johann Bacher vom Institut für Soziologie, Abteilung für Empirische Sozialforschung der JKU.

Demnach hätte es etwa auch eine Aussage wie „Ich finde es richtig, dass Ehen zwischen zwei Männern erlaubt sind“ neben „Ich finde es ekelhaft, wenn zwei Männer sich küssen“ geben müssen. „Es war aber in keiner Phase von den verantwortlichen Mitarbeiter*innen beabsichtigt, bestimmte sexuelle Orientierungen zu bewerten. Sollte das Fehlen einer explizit positiven Aussage zu persönlichen Verletzungen geführt haben, möchte ich mich im Namen des Instituts für Soziologie sowie persönlich bei allen Betroffenen aufrichtig entschuldigen. Das Institut für Soziologie ist sich der sensiblen Thematik bewusst und wird daher in Zukunft stärker auf eine methodische Qualitätssicherung achten“, so Bachner.

„Umfrage wird sozialwissenschaftlichen
Standards nicht gerecht“

Für Rektor Meinhard Lukas wird die konkrete Umfrage in Ansfelden „den sozialwissenschaftlichen Standards nicht gerecht. Wir bedauern daher außerordentlich den in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck. Er widerspricht diametral der Haltung und den Werten unserer Universität. Wir führen daher seit dem Wochenende intensive Gespräche mit den beteiligten Akteuren sowie der Abteilungs- und Institutsleitung, um den bisherigen Prozess kritisch zu reflektieren und daraus die notwendigen Lehren zu ziehen.“

„Wir akzeptieren freiwillige gewählte Lebensmodelle“

Ansfeldens Bürgermeister Christian Partoll betont: „Niemand in Ansfelden und schon gar nicht ich und meine Fraktion haben ein Problem mit persönlicher Lebensgestaltung. Ich mache für mich und meine Fraktion ein für alle Mal klar: Wir sind freiheitlich und das heißt: konservativ genug, um die klassische Familie mit Kindern zu fördern, um so die Gesellschaft zu stärken, und liberal genug, um alle anderen, von erwachsenen Menschen freiwillig gewählten, Lebensmodelle zu akzeptieren!“, stellt Ansfeldens Bürgermeister Christian Partoll in der Diskussion rund um die Jugendumfrage klar.

Kritik der Grünen Jugend Oberösterreich

„Mit dieser Umfrage will die FPÖ wohl eher ihr eigenes Weltbild bestätigen, anstatt zu verstehen, wie junge Menschen denken”, so Dana Stachl, Landessprecherin der Grünen Jugend Oberösterreich.

Stachl: „Ein Erkenntnisgewinn darüber, wie sehr homophobe Ansichten und Geschlechterstereotypen in der jüngeren Generation noch verbreitet sind, sei an sich legitim und wichtig, um dagegen ansteuern zu können. In der Umfrage fehlen allerdings die Aussagen, die Homosexualität positiv darstellen. Es sei zwar möglich, durch Nicht-Zustimmung eine positive Einstellung zu Homosexualität zu zeigen, eine solche suggestive Formulierung entspreche aber nicht den wissenschaftlichen Standards der Ausgewogenheit, wie auch die JKU in ihrer Stellungnahme eingesteht.“

Für die Grüne Jugend ist die geschlechtergerechte Gesellschaft das Ziel, „in der es egal ist, wen man liebt. Das erreichen wir nur mit einem weltoffenen Zugang, indem wir Kindern und
Jugendlichen von Anfang an vermitteln, dass es das Normalste auf der Welt ist, wenn sich etwa zwei Männer küssen.”

Der Bericht wird laufend mit Statements aus der Ansfeldner Stadtpolitik ergänzt

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Foto: Cityfoto
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