Eigenes Einkommen schützt Frauen vor der Abhängigkeit"

Dagmar Andree | Foto: Hamedinger

Seit zehn Jahren engagiert sich die Juristin Dagmar Andree ehrenamtlich als Vorsitzende des Linzer Frauenhauses.
StadtRundschau: Frauen werden leider noch immer die Opfer von häuslicher Gewalt. In diesem Zusammenhang kritisieren Sie oft den Umgang der Medien mit diesem Thema. Warum?
Dagmar Andree: Oft ist die Berichterstattung nicht sachlich genug. Und es wird leider häufig versucht, unterbewusst den Frauen Mitschuld an der Gewalt zu geben.

StadtRundschau: Inwiefern?
Andree: Man liest etwa: Er hat zugeschlagen, weil sie ihn verlassen wollte. Es gibt keinen Grund für Gewalt und kein Mensch darf über einen anderen verfügen. Dies müssen die Gesellschaft und die Medien endlich kapieren.

StadtRundschau: Kommen die Frauen heute aus anderen Gründen in das Frauenhaus als vor zehn Jahren?
Andree: Nein, körperliche und seelische Gewalt sind die Ursachen warum Frauen, oft mit ihren Kindern, zu uns kommen. Einzig unser Klientel ist, wie die Gesellschaft, bunter geworden.

StadtRundschau: Sie erwähnten körperliche und seelische Gewalt.
Andree: Meist kommen Frauen zu uns, wenn sie schon länger unter Schlägen oder psychischem Druck leiden. Wir sind eigentlich die letzte Station, die sie um Hilfe bitten.

StadtRundschau: Unter körperlichen Misshandlungen kann man sich relativ leicht etwas vorstellen. Doch wie sieht es mit der seelischen Gewalt aus?
Andree: Die hat viele Gesichter. Manchen Frauen wird der soziale Umgang mit Familie oder Freunden verboten. Andere bekommen für den Lebensunterhalt zu wenig Geld und werden dann vor der Umgebung etwa mit den Worten Sie kann nicht wirtschaften gedemütigt.

StadtRundschau: Wie kann man dies verhindern?
Andree: Ein eigenes Einkommen schützt nicht vor Gewalt, aber vor der sozialen Abhängigkeit. Daher sollten Frauen schauen, einen eigenen Beruf zu erlernen. Diesbezüglich argumentieren wir bei unseren Vorträgen auch an den Schulen.
StadtRundschau: Welche Ratschläge geben Sie Frauen, die von ihrem Mann bedroht werden?
Andree: Zuerst sollte man schon bei den ersten Anzeichen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und sich Freunden sowie der Familie anvertrauen.

StadtRundschau: Wie sollten Freunde und Familie reagieren?
Andree: Diese sollten immer für die Betroffene da sein. Auch wenn sie einmal die Hilfe abgelehnt hat, ist es wichtig zu signalisieren, dass man immer für die Freundin, Tochter oder Schwester da ist.

StadtRundschau: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Behörden?
Andree: Die Zusammenarbeit mit der Polizei hat sich sehr verbessert. Dabei war das Wegweiserecht ein ganz entscheidender Faktor. Auch mit den Linzer Spitälern funktioniert alles bestens. Nur bei den Gerichten sollte sich einiges ändern.
StadtRundschau: Warum?
Andree: Neben bürokratischen Hürden, an denen nicht nur der Gesetzgeber schuld ist, wird vor Gericht zu sehr auf sogenannte kulturelle Unterschiede Rücksicht genommen. Es gibt kein Land, in der Gewalt oder Morddrohungen zur Kultur gehören.

Linzer Frauenhaus
In Oberösterreich gibt es Frauenhäuser in Linz, Steyr, Wels, Vöcklabruck und Ried. Im Linzer Frauenhaus waren 2011 bis zum 15.August 62 Frauen mit 56 Kindern im Haus. Die Auslastung beträgt durchschnittlich 82 Prozent.
Dazu fanden knapp 800 ambulante Beratungen statt.
Das Linzer Frauenhaus ist für von Gewalt bedrohte Frauen rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0732/60 67 00 erreichbar.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.