Linz
Die Polizei braucht dringend mehr Personal

Seit Jahren hat die Linzer Polizei mit Personalmangel zu kämpfen. Die Stadtpolitik wäre sich einig, aber die Kompetenzen liegen beim Bund. | Foto: TEAM FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
  • Seit Jahren hat die Linzer Polizei mit Personalmangel zu kämpfen. Die Stadtpolitik wäre sich einig, aber die Kompetenzen liegen beim Bund.
  • Foto: TEAM FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
  • hochgeladen von Sandra Kaiser

Die Linzer Polizei versteht ihr Handwerk, das haben jüngst mehrere Großeinsätze gezeigt. Und das trotz jahrelangem Personalmangel. Ereignisse wie zu Halloween oder der Amokläufer Anfang Jänner, zeigen aber auch, dass Linz – immerhin drittgrößte Stadt Österreichs – keine Insel der Seeligen ist und jede Planstelle bitter nötig ist.

LINZ. Damit das Rad läuft, müssen die Beamten im Wechseldienst jedoch bis zu 44 Überstunden im Monat leisten", berichtet etwa Uwe Mayer, ein Polizist mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Er ist Gewerkschafter der FPÖ-nahen AUF. Der Grund: Jahrelanger Personalmangel, dem nie oder nur kurzsichtig gedacht entgegengewirkt worden sei.

Über 100 Polizisten fehlen

Wie viele Polizisten aber fehlen nun genau? In Linz gibt es 624 systemisierte Planstellen. Mit 687, die es laut Mayer auch braucht, liegt man zwar deutlich über dem Soll. Aber durch Teilzeitkräfte und Abkommandierungen fallen davon wieder 129 sogenannte Fehlstellen weg. Am Ende bleibt damit ein Vollzeitequivalent von 577,5 Stellen. Je nach Betrachtungsweise fehlen also entweder ein offiziell vertretbarer Wert von rund zehn Prozent, oder, wie laut Mayer die Praxis zeigen würde, über 100 Beamte. "Sicherheit kostet Geld, aber das müssen wir uns leisten wollen", sagt der SPÖ-nahe FSG Polizeigewerkschafter Horst Edlbauer. 40 Polizisten würden laut ihm derzeit mindestens abgehen. Vor dem Hintergrund der nahenden Pensionierungswelle müsse aber rasch gehandelt werden, denn ab 2024 wird es mehr Abgänge als Neuzugänge geben. Und ein Jungpolizist ersetzt nicht direkt nach der Ausbildung einen erfahrenen Kollegen, ein paar Jahre Einarbeitungszeit müssen da noch mit eingerechnet werden.

Um Sicherheit muss sich niemand sorgen

Beide Gewerkschafter betonen, dass sich niemand in Linz um seine Sicherheit sorgen müsse. Aber um aus dem Personalmangel keine Not werden zu lassen, müsse jetzt etwas passieren. Ansonsten wäre die Konsequenz, dass man in Zukunft womöglich für nicht akute Fälle "sinngemäß eine Nummer ziehen muss, etwa bei der Aufgabe von Anzeigen", mahnt Edlbauer.

Nachwuchsschwierigkeiten

Trotz Ausbildungsoffensive sind die Zahlen von Anwärtern für den Polizeidienst aber in den letzten Jahren gering geblieben. "Ich weiß nicht, wo die alle sind?", fragt Mayer und führt aus: Die Bewerbungsfrist für die Ausbildung ab Mitte des Jahres endet mit Ende Jänner, und aktuell gibt es nur 34 Bewerber, möglich wären 84. Warum genau sich immer weniger für den Beruf interessieren, können beide Gewerkschafter nicht genau beantworten. Das gestiegene Bedürfnis nach einer Work-Life-Balance lässt sich aber oft nur schwer mit den anspruchsvollen Diensten vereinbaren. Auch dass der Job mühsamer und gefährlicher geworden ist, spiele eine Rolle, so Mayer. "Das geht so weit, dass sogar erfahrene Kollegen nach 15 bis 20 Jahren den Dienst quittieren". "Vielleicht war auch die eine oder andere Kampagne nicht zielführend und hat nicht die richtigen Leute angesprochen. Man muss die Zeichen der Zeit konsequent erkennen und Rahmenbedingungen verbessern, ich denke da etwa an einen Betriebskindergarten", sagt Edlbauer.

Einig aber machtlos 

Politisch ist das Thema "eine endlos geführte Debatte, seit ich 2009 Gemeinderat wurde, sind alle Bitten mehr Polizei für die Landeshauptstadt zu bekommen verhallt", so Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ). Er kündigt aber für einen der nächsten Gemeinderäte eine neue Resolution für eine Polizeiinspektion im Linzer Süden an. ÖVP Stadtchef Martin Hajart fordert ebenso die Besetzung aller Planposten sowie mehr und hauptberufliche Jugendkontaktbeamte: "Präventionsarbeit ist ein Bereich, der immer wichtiger wird". Auch Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) fordert seit Jahren mehr Polizei. "Vor allem die Polizeiinspektionen in den Stadtteilen leiden darunter - extrem hohe Überstunden, Abkommandierungen in andere Bundesländer und nicht nachbesetzte Karenzen belasten die Exekutive", so Luger. Er will eine Aufstockung der Planstellen auf 750, das würde der Sicherheitslage und der Bevölkerungsentwicklung entsprechen. Der Stadt sind aber die Hände gebunden. Denn die Kompetenzen liegen beim Bund und der, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, spare eben gerne bei den Beamten.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.