Corona-Pandemie
Länder mit ZeroCovid-Strategien sind erfolgreicher

Bild 1: Ländervergleich: Einbruch Bruttoinlandsprodukt (BIP/GDP) abhängig von den Corona-Todesfällen im 2. Quartal 2020 [4]
 | Foto: Johns Hopkins University CSSE, Eurostat & OECD
4Bilder
  • Bild 1: Ländervergleich: Einbruch Bruttoinlandsprodukt (BIP/GDP) abhängig von den Corona-Todesfällen im 2. Quartal 2020 [4]
  • Foto: Johns Hopkins University CSSE, Eurostat & OECD
  • hochgeladen von Carl Philipp Kandinsky

Was sind ZeroCovid-Strategien ?
In der Praxis bedeutet es, die Ansteckungs-Zahlen klein zu halten, wenn man zu einem ungefährlichen, relativ normalen Leben zurückkehren möchte. Das Zulassen viel zu großer Ansteckungszahlen durch verfrühte Lockerungen bei Reiserestriktionen, Beherbergungsverboten, Massenveranstaltungen & Schulöffnungen hat uns viele Leben gekostet und auch gesellschaftlich und wirtschaftlich unnötige Kosten verursacht. Das Kleinhalten der Ansteckungs-Zahlen setzt vorübergehend deutliche Grenz- und Reisebeschränkungen sowie gewisse Beherbergungsverbote voraus, welche nie perfekt sein werden. Daher gilt es vor allem, in jeder Phase proaktiv zu handeln: Ausbrüche frühzeitig erkennen, dann schnell und konsequent begrenzen. Je früher und konsequenter, desto lokaler die Maßnahmen und desto kleiner die Restriktionen für alle Bezirke eines Landes [1].
Die Mongolei, Vietnam, Singapur, Kambodscha, China, Thailand, Taiwan und andere Länder haben uns im vergangenen Jahr 2020 gezeigt, wie kleinste Fallzahlen den besten Langzeitschutz vor COVID-19-Ausbrüchen darstellen. Denn wo keine oder annähernd keine Übertragung stattfindet, ist auch die Wahrscheinlichkeit für Superspreader-Ereignisse sehr gering, die für den Großteil von Infektionen verantwortlich sind. Bei niedrigen Fallzahlen ist die Kontaktverfolgung auch sehr wirksam. So leben viele 100 Millionen Menschen weltweit stets mit Corona-Zahlen, die sich im Bereich der Null pro 100.000 Einwohner bewegen, wovon Österreich im Januar 2021 leider sehr weit entfernt ist. Der Erfolg von Zero-Covid, wie er zum Beispiel in Neuseeland und Australien festzustellen ist, hängt letztlich von einem klar kommunizierten Bekenntnis zu einer Lösung ab, einer Exit-Strategie, die in der ganzen Bevölkerung den Willen entfacht, zu null Ansteckungen zu kommen. Für Australiens Weg waren hierbei drei Elemente von entscheidender Bedeutung [1]:

  • Das Problem beim Namen nennen
  • Transparente Kommunikation von Ziel und Plan gegenüber der Bevölkerung
  • Eine Art Belohnung niedriger Zahlen

Die Bürger Australiens wussten, dass ein harter Lockdown kommt, und sie wussten warum. Aber sie wussten eben auch, dass sie systematisch Maßnahmen lockern durften, sobald die kommunizierten Grenzen Infizierter erreicht werden. Sie saßen daher mit Freude vor den TV-Geräten, um zu sehen, wie ihre Zahlen weiter sanken. Ein Wettrennen hin zu den kleinen Zahlen entstand. Das war Australiens Erfolgsstrategie, die – sicher mit ein paar Modifikationen – hier in ähnlicher Weise durchgeführt werden kann. Wenn nicht alle mitmachen wollen, dann beginnt man eben erst in einzelnen Bundesländern, politischen Bezirken bzw. Landkreisen [1].

Medienberichte in Österreich setzten Priorität auf Meinungs-Pluralismus statt auf Best-Practice-Beispiele
Da es der Berichterstattung in privaten Medien und sozialen Medien in Österreich und in Deutschland wichtiger war, im Sinne der Meinungs-Freiheit nicht nur konstruktiven Kritikern der Regierungskonzepte sondern oft auch "Querdenkern" mit Gegenpositionen zu wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen eine sehr große Bühne zu bieten als die Corona-Strategien der wenigen erfolgreichen Länder in breiten Teilen der Bevölkerung bekannt zu machen, waren die erfolgreichen Maßnahmen der Länder mit ZeroCovid-Strategien bisher nicht mehrheitsfähig und wären daher auch von den Bundesregierungen in Österreich und Deutschland bisher nicht durchsetzbar gewesen.

Bevölkerung müsste nicht so sehr an den schmerzlichen Corona-Folgen leiden
Die Umsetzung der weltweit erfolgreichsten Corona-Strategien war also bei uns demokratiepolitisch und wegen des Föderalismus mit vielen zu berücksichtigenden Landesgesetzen nicht möglich. Daher sind in Österreich und in Deutschland die schmerzlichen Corona-Folgen wie Infektionszahlen und Todesfallzahlen je 100000 Einwohner, Anstieg von Arbeitslosenquote, Firmeninsolvenzen und Staatsschulden sowie Rückgang des BIP deutlich schlimmer als in den wenigen Ländern mit den erfolgreichsten Corona-Strategien.

Diese Länder zeigten, dass man das Corona-Virus und seine bedrohlichen Mutanten bis an den Rand seiner Ausrottung zurückdrängen kann. Ist dies doch bereits gelebte Praxis in einigen wenigen Ländern, deren ZeroCovid-Strategien erfreulicherweise aus allen Perspektiven am besten sind: gesundheitlich, sozial und auch ökonomisch. Das Ende der Krise ist also möglich. Wie auch Österreich dem Drama ein Ende bereiten kann, sollten wir von den wenigen Ländern, die es geschafft haben, möglichst schnell lernen. Zu den Ländern, welche die Corona-Folgen weltweit am niedrigsten halten konnten, gehören Australien, China, die Mongolei, Taiwan, Neuseeland und Süd-Korea. Die in Europa erfolgreichsten Corona-Strategien hatten Finnland, Island und Norwegen.

Was können wir von den Ländern lernen, die Erfolg hatten?
Phase 1: Anstreben von Virenfreiheit in einzelnen Bezirken
In der ersten Phase muss es vorerst nicht darum gehen, gleich null Infektionen zu erreichen, sondern dies nur so schnell wie möglich anzustreben.  Dafür sollte alles getan werden, von dem wir bereits wissen, dass es hilft: gesicherte Grundversorgung wie in Supermärkten, Krankenhäusern oder bei der Zustellung von Gütern nur mit Maskenpflicht, ausreichend Abstand, kontrollierte Anzahl von Menschenmengen und breite Ausstattung mit Raumluft-Filtern, strikte Regeln an den Grenzen, individuelle Genehmigungen und besondere Sicherheitsrichtlinien für Pendler, auch speziell dafür vorgesehene Quarantäne-Unterkünfte – meist werden dazu Hotels angemietet – damit Infizierte nicht zu ihren Familien nach Hause geschickt werden müssen, wo sie alle anstecken können. Je größer das Gebiet, desto länger dauert die erste Phase. Deshalb ist es wichtig, auch kleinteilige Ziele auszuweisen. Ein politischer Bezirk kann innerhalb weniger Wochen bei null sein. Der Wettlauf zur Null zwischen den politischen Bezirken kann als Ansporn dienen. [1]
Phase 2: Virenfreie Bezirke schützen und abgrenzen
Sobald man virenfreie Gebiete hat, gilt es, diese in der zweiten Phase dauerhaft zu schützen und mögliche Ausbrüche im Keim zu ersticken. Ist man zwei Wochen lang ohne neue Fälle aus lokaler Übertragung und ist das auch der Fall für alle Nachbargebiete, dann hat man den sogenannten Green-Zone-Status erreicht. Man kann innerhalb der Region zur Normalität zurückkehren. Damit dies effektiv funktioniert, muss, neben den andauernden Reisebeschränkungen, bei Bedarf rasch und breitflächig getestet werden können. Ebenso essenziell ist eine rigorose Kontaktverfolgung, die zügig Übertragungsketten sowie Personen und Orte mit hohem Risikopotenzial aufspürt. Auf diese Weise weiß man genau, wie gefährdet ein politischer Bezirk noch ist oder welche Teile noch besondere Sicherheitsmaßnahmen benötigen, wohingegen an anderer Stelle schon gelockert werden darf. [1]
Phase 3: Erweiterung der virenfreien Grünen Zonen
Die letzte Phase beginnt mit der stetigen Erweiterung der Green Zone, indem Nachbargebiete unterstützt und sichere Reisekorridore und Reise-Netzwerke mit anderen virenfreien Zonen erstellt werden. Je fokussierter man hier zusammenarbeitet, desto schneller kann sich auch der Tourismussektor wieder erholen. Sicherheit hat dabei immer höchste Priorität. Ist die Präzedenz für sicheren Tourismus zwischen Green Zones geschaffen, wird der Anreiz für jede noch verbliebene Red Zone größer, ebenso Zero Covid anzustreben. Je niedriger die Fallzahlen innerhalb eines Gebietes sind, desto leichter ist es, das Virus lokal in Schach zu halten. Je mehr Länder dabei sind, desto leichter ist es auch, Grenzen zu schützen oder gar zu öffnen. [1]

Auswirkung von Pandemierestriktionen auf Arbeitsmarkt und Bruttonationalprodukt
Bis zum Jahr 2020 gab es Studien über die Auswirkung von Pandemierestriktionen auf die Arbeitsmarktentwicklung und auf den Einbruch des Bruttonationalproduktes nur für US-Städte in der Zeit der Spanischen Grippe zwischen 1914 und 1919 [4] & [Bild 2]:

Im Januar 2021 sind diese Zusammenhänge als Ländervergleich auch schon von der aktuellen COVID-19-Pandemie für das zweite Quartal 2020 verfügbar: [Bild 1]

Beide Grafiken zeigen deutlich, dass Länder mit strengeren Pandemie-Restriktionen weniger Todesfälle je Million Einwohner und geringere Wirtschaftseinbrüche bzw. eine raschere Zunahme der Industriebeschäftigung haben.

Nacheinander haben die bei der Corona-Bewältigung erfolgreichsten Länder die Argumente der Skeptiker widerlegt: Neuseeland ist eine Demokratie, die Mongolei und Süd-Korea sind keine Inselstaaten und es gibt weltweit keine eindeutige Konsistenz zwischen Jahreszeiten und Ausbrüchen – diese treten in allen Jahreszeiten und Klimazonen auf, sogar dann, wenn erhebliche Teile der Bevölkerung bereits durch frühere Wellen immun sind [1]. Folgende Grafik unten zeigt, dass die Länder mit Zero-Covid-Strategien im Januar 2021 deutlich niedrigere Corona-Ansteckungszahlen verzeichnen als Österreich, wodurch dort auch die Wirtschaft nicht so starke Einbrüche erleiden muss wie in Österreich. [Bild 3]

Wie können Österreicher die Umsetzung einer ZeroCovid-Strategie unterstützen?
Im Unterschied zu autoritär geführten Staaten wie China müssen Regierungen in demokratischen Staaten bei allen Maßnahmen, welche (wenn auch nur vorübergehend) die Freiheiten der Bürger beschränken, darauf achten, dass diese von den Bürgern auch verstanden und mehrheitlich gewünscht werden. Nach dem nun schon dritten zermürbenden Lockdown in Österreich wird die Zustimmung zu strengeren Restriktionen in der Bevölkerung geringer und Proteste dagegen immer mehr, selbst wenn diese Restriktionen eigentlich der Schlüssel zu einer ehestmöglichen Reduktion der schmerzlichen Corona-Folgen sind, wie die Länder mit den ZeroCovid-Strategien klar zeigen. Solange nicht mehr als 2/3 der Bevölkerung geimpft sind und noch dazu neue noch um 50% ansteckendere Virus-Mutationen auftreten, ist es sehr im Interesse der Bevölkerung, der Politik ihre Bereitschaft für die wirksamsten Restriktions-Maßnahmen zu signalisieren.

Frau Dr. Daniela Litzlbauer, HNO-Fachärztin aus Linz mit Ordination in St. Valentin startete am 2.1.2021 gemeinsam mit 7 Ärzten aus Ried, Wien und Freistadt anlässlich der neu aufgetretenen Corona-Mutation B-1.1.7, die uns mit einer um 50% gesteigerten Übertragungsrate bedroht, eine Online-Petition, mit der eine bessere Bekämpfung der Corona-Pandemie gefordert wird [5]. Bis 23. Januar 2021 haben bereits 4.839 Unterstützende diese Petition unterstützt, wobei ein Quorum von 18000 Unterstützern angestrebt wird, damit das Parlament um eine Stellungnahme gebeten wird. Die Petition läuft noch bis Ende Februar 2021. Ausgangspunkt und Motiv für die Petition ist die alarmierende Tatsache, dass die Übersterblichkeit in Österreich im Dezember 2020 mehr als 50% über der durchschnittlichen Sterblichkeit in den letzten 5 Jahren war. In den USA und in Schweden lag dieser Wert unter +20%, in Norwegen sogar unter 0%:
[Bild 4]
Frau Dr. Daniela Litzlbauer wendet sich dabei mit der Bitte bzw. dem Angebot an die Regierung:
"Lassen Sie uns gemeinsam an einer ZeroCovid-Strategie arbeiten, damit wir gemeinsam mit Impfung, Physical-Distancing, Masken-Tragen, Hygieneregeln und funktionierendem Contact-Tracing diese Pandemie beenden können. "
Auf folgender Internetseite [5] kann diese Petition von Personen unterstützt werden, welchen auch daran gelegen ist, dass auch die Österreicher möglichst bald wieder so von der Corona-Last befreit werden, wie dies in Australien, Neuseeland oder Taiwan bereits geschehen ist und anhand der niedrigen Infektionszahlen auf der Seite CSH-Traffic-Light [6] täglich verfolgt werden kann:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/offener-brief-an-die-bundesregierung-zerocovid

ZeroCovid-Strategien wurden von Wählern belohnt, Eintreten für Querdenker führte zu Wählerverlusten
Die Bürger werden vielleicht anfangs wegen der kurzfristig erforderlichen sehr strengen Corona-Restriktionen stöhnen, aber hinterher dankbar sein. Nachdem die Bürger Australiens bemerkten, dass es der Regierung tatsächlich um deren Wohl ging, stieg die Popularität der Regierung um fast 50 Prozent und die der Gegner klarer Zero-Covid-Strategien sank entsprechend [1]. Dieses Muster konnte man auch in Österreich und in Neuseeland beobachten:
Oppositionsparteien, welche wie die FPÖ bei der Landtagswahl in Wien am 11. Oktober 2020 besonders die Meinungen der Querdenker mit Ansichten völlig im Gegensatz zu den wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen vertraten, verloren dramatisch an Wählerstimmen: Bei der Landtagswahl im Oktober 2020 in Wien verlor die FPÖ mehr als 23% . Die Wählermehrheit war also mit dem Eintreten von Dominik Nepp gegen eine Maskenpflicht an Schulen und für Großevents, Beisl- und Heurigentouren nicht zu gewinnen [2]. Umgekehrt feierten Parteien mit ZeroCovid-Strategien mit sehr strengen Restriktionen in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Empfehlungen von Pandemieexperten wie dem australischen Regierungsberater Prof. Stephen Duckett (*1950) historisch einmalige Wahlerfolge [1]:
Die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern und ihre Labour-Partei haben bei der Parlamentswahl in dem Pazifikstaat einen historischen Sieg errungen. Die Mitte-Links-Partei gewann bei der Abstimmung 64 der 120 Sitze und kann damit in Zukunft alleine regieren. Das hat es in Neuseeland seit Einführung des derzeit gültigen Wahlrechts im Jahr 1996 noch nie gegeben.

Quellen:
[1] Warum wir die Corona-Zahlen auf Null drücken sollten, T-Online, 12.01.2021
[2] FPÖ-Chef Dominik Nepp: "Händewaschen und Vorsicht reichen", DerStandard.at, 12. September 2020
[3] Which countries have protected both health and the economy in the pandemic? Joe Hasell, 1. September 2020
[4] Lessons from the Spanish flu: social distancing can be good for the economy, economist.com, 31. März 2020
[5] OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESREGIERUNG #ZEROCOVID, Openpetition.at, 2. Januar 2021
[6] CSH-Traffic-Light: Corona-Infektionszahlen aller Länder weltweit

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.