55 Jahre Wirtin mit Leib und Seele
Mit 75 Jahren ist Schluss: Josefa "Pepperl" Dick aus Veitsch war 55 Jahre Wirtin, jetzt sind ihre letzten Berufstage auf der Dick-Hütte angebrochen.
Die goldenen Herbsttage laden zum Wandern und Spazierengehen richtiggehend ein. In Veitsch ist die Dickhütte ein begehrtes Ausflugsziel für die Einheimischen. In einer gemütlichen Wanderung ist die Dickhütte vom Dorf Veitsch über das Pilgerkreuz in eineinhalb Stunden zu erreichen. Noch bis Ende November bewirtet Pepperl von Freitag bis Sonntag die Wanderer und Stammgäste. "Die Arbeit ist immer schwerer zu schaffen. Ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Familie hätte ich die letzten Jahre hier auf der Hütte nicht mehr geschafft. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Ich bin gesund und darf endlich mein Leben genießen – ein bisserl wandern, endlich einmal auf Urlaub fahren", erzählt Pepperl in der Stubn ihrer Hütte, ohne dabei die Suppe auf dem Herd aus den Augen zu lassen. Ab dem nächsten Jahr wird die Hütte privatisiert und ist für Gäste nicht mehr geöffnet.
Sprung ins kalte Wasser
Josefa Dick wurde mit 18 Jahren sozusagen "ins kalte Wasser geworfen". "Ich habe damals meinen Mann kennengelernt und bald darauf im einstigen Dick-Gasthaus mitzuarbeiten begonnen. Diese Arbeit hat mich ein Leben lang begleitet." Es waren intensive Jahre. So intensiv, dass sie fast die Geburt ihres Sohnes Werner versäumt hätte. "Meine Mutter stand hochschwanger bis zwei Uhr im Wirtshaus, dann wurde die Zeit ins Krankenhaus so knapp, dass ich in St. Marein im Rettungswagen zur Welt kam", erzählt Sohn Werner Dick.
1971 haben die Dicks den Veitscher Hof übernommen und gleich auch die Dickhütte als Jausenstation angemeldet. Bis 1978 haben ihre Schwiegereltern Hermann und Maria Dick die Hütte betrieben, ab 1978 führte "Pepperl" die Hütte gemeinsam mit ihrem Mann Werner.
Immer mit Dirndl
1991 haben sie den Veitscher Hof verkauft. Seit damals bis heute ist die Dickhütte auf rund 1.000 Metern ihr Refugium. "Zuerst hatten wir von Mittwoch bis Sonntag offen, die letzten Jahre nur mehr von Freitag weg. Der Zulauf in den letzten Jahren war aber enorm", erzählt Pepperl, die übrigens immer mit Dirndl auf der Hütte anzutreffen ist. Ihr Mann Werner ist vor sechs Jahren verstorben. "Die letzten Jahre habe ich ihn gepflegt, zusammen mit dem Hüttenbetrieb war es schon sehr anstrengend."
Ganz leicht fällt ihr der Abschied von der Alm nicht. "Ich stehe gern in der Küche und ich mag die Leut'. Das Geschäft hier oben wird mir schon fehlen – aber nochmals: Es ist ein guter Zeitpunkt aufzuhören."
Den Abschiedsschmerz versüßte ein wenig auch Bürgermeister Jochen Jance, der sich mit einem Abschiedsgeschenk und würdigenden Worten auf der Dickhütte einstellte.
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