In der "Feiakuchl" beim Krainer
Eine wein-kulinarische Familienzusammenführung
Mit einem Weinfest haben die Krainers in Langenwang ihre "Feiakuchl" und ihr dazugehöriges Konzept eingeweiht. Hauptdarsteller war diesmal "Garagenwinzer" und "Heimkehrer" Reinhard Rinnhofer. Auch ein alter "Tram" spielte dabei eine tragende Rolle.
LANGENWANG. Der Reihe nach geht da gar nichts. Fangen wir beim Tram an. Zur Erklärung: Ein Trambaum oder Tram ("Balken") ist ein starker Balken im Tragwerk eines Holzbaus. So ein Tram lag fast 30 Jahre auf dem Dach des Wirtschaftsgebäudes der Familie Krainer, die das Drei-Hauben-Lokal in Langenwang führt.
Beim Bau der "Feiakuchl" im krainerschen Garten kam die Idee, dass man hier den Tram vom Dachboden gut einbauen könne. Und so kam es, dass dieser Tram eine tragende Rolle – statisch aber doch wieder nicht – in der neuen "Feiakuchl" spielt.
Dieser Tram aber trägt die Hauptlast, dass es zu einer "Wiedervereinigung" mit dem "Garagenwinzer" Reinhard Rinnhofer gekommen ist. Dieser Trambaum nämlich stützte das alte Heimathaus des Reinhard Rinnhofer in Langenwang, der mit 15 Jahren auszog, um die Welt zu erobern, "gestrandet" ist er dann 26 Jahre in Südtirol.
Andreas Krainer, eigentlich ein "Zuagroaster", und Reinhard Rinnhofer verbindet eine lange Freundschaft. "Eigentlich sind wir Seelenverwandte, der Andreas lebt seine Philosophie in der Küche aus, ich habe mich auf den Wein spezialisiert", beschreibt es Reinhard Rinnhofer.
Wachau trifft Südsteiermark
Jüngst wurde bei besagtem Weinfest Tram und Feiakuchl eingeweiht. Reinhard Rinnhofer brachte zwei Winzerfreunde mit. Tom und Bianca Schmelz aus Joching in der Wachau brachten ihren Riesling "Stein am Rain 2021" sowie den Grünen Veltliner "Ried Pichl Point 2021" mit. Zum Dessert kredenzten sie noch mit "Best of Riesling" eine Spätlese. "Mit der Familie Schmelz verbindet mich eine jahrzehntelange Freundschaft, gemeinsam haben wir die Schmelz-Weine in Bayern etabliert", erzählt Reinhard Rinnhofer.
Der zweite Winzer war Peter Labanz aus dem südsteirischen Oberhaag. Er hatte seinen Weißburgunder "Riede Neuberg 2021", einen Rotweincuvee 2018 und als speziellen Abschluss seinen "Chardonnay Eternitas" – hergestellt nach der Portweinmethode – im Gebäck. "Ohne den Peter Labanz würde es meinen Wein in der Südsteiermark nicht geben. Ich darf seinen Keller nutzen, um meinen 'Terra Latinum' zu produzieren", erzählt Rinnhofer.
Feiertog in der Feiakuchl
Die beschriebenen Weine waren die Begleitung für die kulinarischen "Rustikalitäten", die Andreas und Astrid Krainer aufs Teller zauberten. Unter rustikaler Küche versteht Andreas Krainer etwa Pretulsaibling gebeizt nach Matjes Art, Kohlrabicarbaccio, in Salzeig veredelter Sellerie oder "Pasta Shooter" vom hochsteirischen Reh.
"Unser Konzept der Feiakuchl ist schnell erklärt: Jeden Donnerstag übersiedeln wir am Abend vom Restaurant in unseren Garten, um speziell zusammengestellte Menüs im kleinen Kreis von zehn bis zwölf Personen in entspannter Atmosphäre genießen zu können. Gegrillt und gekocht wird auf unserer Ofyr-Feuerschale sowie auf unserem gesetzten Tischherd. Ein bisserl eine rustikalere Küche, als drüben im Restaurant", sagt Andreas Krainer lachend. Infos zur Feiakuchl gibts auf der Krainer-Homepage.
Von Siebeneich nach Oberlatein
Wie ist der Reinhard Rinnhofer eigentlich in die Südsteiermark gekommen? Mit 15 Jahren hat er Langenwang und dem Mürztal den Rücken gekehrt. Er hat eine Koch-Kellner-Lehre im Strandhotel Prüller in Pörtschach am Wörthersee absolviert und hat dann in den besten Häusern zwischen Zürs am Arlberg und Fuschl am See gearbeitet – im Sommer auf Schloss Fuschl, im Winter am Zürserhof. Mit 22 Jahren war er der jüngste 3-Sterne-Maitrè d'Hotel Deutschlands. Jahrelang war er an der Seite vom Spitzenkoch Heinz Winkler – er ist der in Deutschland am meisten ausgezeichnete Koch. Zuerst im Tantris in München, dann in der Residenz Winkler in Aschau im Chiemgau in Bayern.
Danach verschlug es den Mürztaler Rinnhofer nach Südtirol. Er absolvierte die Obst- und Weinbauschule und avancierte zum Kellermeister. Zehn Jahre führte er die Vinothek Lageder in Bozen. Am Betrieb seiner damaligen Frau am Lacknerhof in Siebeneich bei Terlan hat er sich auf die Rotweinproduktion spezialisiert. Nach 26 Jahren Südtirol und der abgeschlossenen Ehezeit war es Zeit, die Zelte neu aufzuschlagen. Der Lacknerhof ist weiterhin die Heimat seiner Töchter Viktoria, Sissy und Carolin.
"Mich hat die Südsteiermark extrem gereizt und bei einer Weinmesse habe ich den Bürgermeister von Eibiswald kennengelernt und ihn beauftragt, mir drei Weinhöfe zur Auswahl vorzuschlagen", erzählt Reinhard Rinnhofer. Geworden ist es letztendlich der Lipphanslhof in Oberlatein bei Eibiswald, wo Reinhard Rinnhofer seit 2016 lebt und dort seinen "Terra Latinum" produziert – einen Piwi-Cuvee Cabernet-Jura aus eigenem Anbau aus dem eigenen Weingarten.
Terra Latinum – lateinische Erde – deswegen, weil es den Ort Oberlatein wiedergibt und trotzdem auch Südtiroler Flair mitschwingt. Die Piwi-Traube deswegen, weil die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sich bestens dafür eignen, nachhaltige Weine mit Resistenzeigenschaften zu produzieren. Piwi-Trauben haben den besten CO2-Fußabdruck aller Traubensorten und sind zudem klimafit.
Ein Roter in der Südsteiermark
Und warum gerade Rotwein in der Südsteiermark? "Ich kann Rotwein, das habe ich in Südtirol gelernt. Hier in der Südsteiermark brauche ich mich nicht mit den Weißwein-Granden messen, das ist eine eigene Liga. Mein Weingarten in Oberlatein hat einen eisenhaltigen Boden, eigentlich ideal für Rotwein. Und mit dem ersten Jahrgang meines Terra Latinums bin ich selbst sehr zufrieden", erklärt Reinhard Rinnhofer. Und tatsächlich: Man hat ein Stück Südtirol im Glas, gepaart mit dem milden Charakter der Südsteiermark.
Ob er gerne in seine Heimat ins Mürztal heimkommt? "Eine schwierige Frage. Ich war 14 Jahre in Langenwang, aber 26 Jahre in Südtirol. Lange war Südtirol meine Heimat, jetzt ist es der Lipphanslhof."
Weiterführende Links:
• Wein Schmelz
• Wein Labanz
Die Fotos sind von Ekatarina Paller
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