Fasching im Mürztal mit Sauschädldiebstahl
Ruchlose Bluttat in der Stanz
Das Gasthaus Webergut in der Stanz musste am Faschingssamstag in aller Schnelle in einen Gerichtssaal umfunktioniert werden. Ein Sauschädldiebstahl musste verhandelt werden, es hagelte Schuldsprüche, alle Urteile sind rechtskräftig.
STANZ. Es ist schon wieder passiert! So beginnen an sich in Altaussee die Kriminalfälle, aber mit so einer unfassbaren Bluttat hatte es noch nicht einmal der Gasperlmaier zu tun. Der erfahrene Richter Herbert Drexler hat zu Beginn des Gerichtsverfahrens die verbrecherische Tat in der Stanz noch einmal rekonstruiert: Auf dem Gehöft Schabereiter vulgo Schäder am Stanzer Sonnberg wurde ein friedliches Haustier von Schweinemördern mit einem Messer zu Tode gebracht. Der Sau wurde anschließend der Kopf abgetrennt. Im Anschluss daran hat Hans-Peter Pretterhofer, der "zufällig" zu diesem Zeitpunkt den Schabereiters einen Besuch abstattete, den Sauschädl in räuberischer Absicht an sich genommen.,

- Der Dieb bei der Urteilsverkündung: Er kam mit einer Strafzahlung von zwei Litern Wein noch glimpflich davon. Für die beiden Polizisten ein viel zu mildes Urteil.
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Aufbewahrt wurde das Diebesgut auf dem Gehöft Gowina des Ehepaares Terler. Aufgeklärt wurde das Verbrechen von den Polizeibeamten Inspektor Schlaumeier und Inspektor Wachsam.
Saftige Urteile, keine Einsprüche möglich
Bei der Urteilsverkündung drohte der Gerichtssaal überzukochen, aber Richter Drexler und die Gerichtsschreiberin Rosa Drexler konnten die aufgebrachte Menschenmenge beruhigen. Die Urteile fielen saftig aus, in Summe wurden 26 Liter Wein als Strafe ausgesprochen, die Strafen wurden an Ort und Stelle exekutiert. Der Sauschädldieb selbst kam mit zwei Litern Wein noch glimpflich davon.

- Der Schweinemörder David Schabereiter gab sich vor dem Gerichtsprozess selbstbewusst: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst, mir lasse ich nichts anhängen."
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Eine besondere Zusatzstrafe gab es für alle verurteilten und anwesenden Frauen - sie müssen in Zukunft ihre Männer bei der Hausarbeit tatkräftig unterstützen.
Strafen setzte es ebenso für die Polizisten – sie hätten vorausschauend die Tat ja verhindern können, für die Wirtsleute Petra und Markus Ellmaier, weil sie Diebesgut verkocht haben.

- Seit 20 Jahren wird Richter Herbert Drexler bei Sauschädlprozessen als erfahrener Vorsitzender engagiert. Im Bild mit Gerichtsschreiberin Rosa Drexler.
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Auch Medienleute verurteilt
Der Gerichtssaal im Webergut ist der einzige Gerichtssaal im Lande, in dem während der Verhandlung musiziert wurde, aber sogar das vom ehrenwerten Richter als "Katastrophen Trio" titulierte Ensemble wurde zu einer Strafzahlung verdonnert, allein weil sie es nicht zuwege brachten, die ehrerbietende Stimmung im Saale zu gewährleisten. Sozusagen vorbeugend mit einer Strafzahlung bedacht wurde der einzige anwesende Gerichtskiebitz, "um einer schrägen Berichterstattung bereits im Vorfeld entgegenzuwirken", so der Auszug aus dem Gerichtsurteil.

- So schlimm war die Musi gar nicht, trotzdem wurde das "Katastrophen Trio" zu einer Strafzahlung verdonnert.
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Nach der Urteilsverkündung dauerte es ein ganzes Musikstück lang, bis sich Verurteilte, Bestohlene, Polizisten, das hohe Gericht und Mitwisser einander wohlwollend zuprosteten, ehe die Wirtsleute zum Sauschädlschmaus riefen.
Und was passiert mit dem Diebsgut? Für eine Spende konnte man sich ein Los erkaufen, zu später Stunde wurde daraus ein Gewinner gezogen, der den Sauschädl mit nach Hause nehmen konnte. Der Erlös wird einem guten Zweck zugeführt – und das ist ausnahmsweise kein Scherz an der ganzen Sache.
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