Bergrettung warnt
Der Zipflbob hat im Gebirge nichts verloren

Für den Ernstfall gerüstet: Die Bergretter der Ortsstelle Veitsch bei einer Einsatzübung am Fuß der Hohen Veitsch. | Foto: ÖBRD/Eckl
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  • Für den Ernstfall gerüstet: Die Bergretter der Ortsstelle Veitsch bei einer Einsatzübung am Fuß der Hohen Veitsch.
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Mit Grödeln, Zipflbob oder Schneeschuhen im Winter ins Hochgebirge? Nicht alles, was auf Facebook ein Hit ist, ist auch im realen Leben machbar. Die Bergrettung Veitsch warnt vor leichtsinnigem Verhalten am Berg.

STEIERMARK/VEITSCH. Robert Eckl ist stellvertretender Einsatzleiter der Bergrettung Veitsch und ihm bereitet ein Facebook-Posting, das sich rasend schnell verbreitet hat, Kopfzerbrechen. Darin wird eine Zipflbobabfahrt von der Hohen Veitsch propagiert.
Auch ein Veranstaltungstipp einer Tageszeitung empfiehlt unter "Schneewandern extrem" eine sportliche Schneeschuhwanderung auf den Gipfel der Hohen Veitsch und rät dazu, für den Abstieg einen Zipflbob mitzunehmen.

 "Es dürfte leider schon in Vergessenheit geraten sein, dass wir vor zwei Jahren innerhalb weniger Stunden vier Rettungseinsätze hatten, weil die Verunglückten unzureichend ausgerüstet waren. Ihnen wurden Grödeln und Schneeschuhe bei stark vereistem Untergrund zum Verhängnis. Dabei gab es sogar ein Todesopfer zu beklagen", so Robert Eckl.

Bergretter müssen bei jeder Witterung und bei jeder Tages- und Nachtzeit ausrücken. | Foto: ÖBRD/Eckl
  • Bergretter müssen bei jeder Witterung und bei jeder Tages- und Nachtzeit ausrücken.
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Seit diesem Posting, welches mittlerweile entfernt wurde, werden immer wieder Wanderer mit Schneeschuhen und Zipflbob auf der Veitsch gesichtet. "Wenn man sie vor diesem leichtsinnigen Vorhaben warnen möchte, können wir uns blöde Bemerkungen gefallen lassen", erzählt Robert Eckl. Da die Veitscher Bergrettung auch für den Rettungsdienst im Skigebiet Brunnalm zuständig ist, haben die diensthabenden Mitglieder einen guten Überblick, wer gerade am Berg unterwegs ist.

Haarsträubende Situationen

Die Bergretter werden dabei oft mit haarsträubenden Situationen konfrontiert: Falsch herum montierte Steigfelle; Skitourengeher, die die Spitzkehre nicht beherrschen und deswegen die Ski bei jeder Kehre abschnallen, um die Ski umzulegen oder wie oben erwähnt Abfahrten mit Rodel und Bob durch die bis zu 40 Grad steilen Schallerrinnen.

Rettungseinsätze auf der Hohen Veitsch sind Sommer und Winter eine Herausforderung für Mensch und Material. | Foto: ÖBRD/Eckl
  • Rettungseinsätze auf der Hohen Veitsch sind Sommer und Winter eine Herausforderung für Mensch und Material.
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Robert Eckl: "Jeder, der sich über die Liftanlagen der Brunnalm hinaus bewegt ist im alpinen Gelände unterwegs." Im Winter bedeutet dies: Einschätzung der tagesaktuellen Lawinenlage, der Schneesituation und des eigenen Könnens sollten vorhanden sein. Dazu gehört eine genaue Tourenplanung und eine der Jahreszeit angepasste Ausrüstung: Tourenski mit Harscheisen, Leichtsteigeisen, LVS-Gerät und idealerweise Lawinenairbag.

Für weniger geübte Schneeschuhwanderer sollte folgende Faustregel gelten: Aufstiege mit mehr als 30 Grad durchgehend steilen Hängen sollten vermieden bzw. umgangen werden. Ab dieser Neigung sind Frontalanstiege nur mehr schwer zu bewältigen, Für Hangquerungen (Spitzkehren) in diesen Steillagen sind Schneeschuhe oft nicht geeignet, vor allem bei eisigen Schneeverhältnissen.

Sicher unterwegs am Berg

Die wichtigsten Verhaltensregeln im Winter beim Bergsteigen – zusammengestellt von Andreas Steininger von der steirischen Bergrettung und staatlicher Berg- und Skiführer:

Egal ob gemütliche Winterwanderung, lustige Rodelpartie oder anspruchsvolle Skibergtour - Aktivitäten in der winterlichen Bergwelt erfordern immer ein wenig mehr an Vorbereitung, Ausrüstung und Verhaltensregeln als im Sommer.

Bei widrigen Witterungsbedingungen wird auch eine an sich gemütliche Bergtour schnell zur ernsten, alpinen Herausforderung. | Foto: ÖBRD/Eckl
  • Bei widrigen Witterungsbedingungen wird auch eine an sich gemütliche Bergtour schnell zur ernsten, alpinen Herausforderung.
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Kürzere Tage, Kälte, Schnee und eventuell sogar eisige Bedingungen müssen beachtet werden. Dafür gibt es aber dann ein unvergleichlich - unvergessliches Naturerlebnis für Jung und Alt.

Das sollte im Winter beachtet werden:

  • Ausrüstung: festes, passendes Schuhwerk, auch bei einfachen Winterwanderungen, ist extrem wichtig! Dazu passend sind moderne Gleitschutzhilfen (Leichtsteigeisen mit Gummizug, passend für fast alle Schuhe) sehr empfehlenswert.
  • Haube, Handschuhe und generell eine warme Bekleidung sollte selbstverständlich sein, bei längeren Touren ist die Mitnahme von Reservehandschuhen überlegenswert.
  • Egal ob Rodelspaß oder Skitour - bei flotten Abfahrten ist ein Helm immer ein zusätzlicher Schutz im Falle eines Sturzes.
  • Im Winter sind die Tage kürzer - daher bei längeren Wanderungen, Schneeschuh- und Skitouren Stirnlampe nicht vergessen.
  • Die Sonne scheint und der helle, weiße Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen. Daher unbedingt eine Sonnenbrille und Sonnenschutz einpacken.
  • Bei allen alpinistischen Aktivitäten abseits des gesicherten Pisten- oder Winterwanderbereiches ist eine entsprechende Lawinensicherheitsausrüstung Pflicht. Daher Verschüttetensuchgerät, Schaufel, Sonde und Erste Hilfepackerl bei ALLEN Skitouren und Schneeschuhwanderungen mit dabei haben! Lawinenlagebericht www.lawine-steiermark.at
  • Wenn man nicht gerade auf einem einfachen, markierten Winterwanderweg oder auf einer ausgewiesenen Rodelstrecke unterwegs ist, sollte die geplante Tour natürlich vorher mit einer entsprechenden Wanderkarte (1:25.000 oder 1:50.000) geplant werden. Die Karte gehört dann in den Rucksack, um auch während der Tour nachschauen zu können.
  • Damit verbunden gilt es speziell im Winter auch, Wildruhezonen und forstliche Sperrgebiete sowie Aufforstungsflächen zu meiden. Vor Skitouristen flüchtende Wildtiere verbrauchen im Winter enorm viel Energie (Tiefschnee), die ihnen dann für überlebenswichtige Aktivitäten fehlt. Und die Stahlkanten der Ski können im Jungwaldbereich irreversible Schäden verursachen.
  • So lustig es auch sein mag - Zipflbob und ähnliche Gerätschaften sind für den gesicherten Wintersportbereich (Rodelstrecken etc.) vorgesehen, für den (hoch)alpinen Bereich jedoch absolut ungeeignet, ja sogar gefährlich! Übrigens weiß die Lawine nicht, ob sie einen Skitourengeher, Schneeschuhwanderer oder Zipflbobfahrer verschüttet.
  • Im Falle des Falles - ein Smartphone mit aufgeladenem Akku kann wahre Wunder wirken. Dann nämlich, wenn bei einem Unfall rasch Hilfe benötigt wird. Der Notruf der Bergrettung: 140.

Die aktuelle Lawinenlage erfährt man im tagesaktuell gehaltenen Lawinenlagebericht des Landes Steiermark (www.lawine-steiermark.at). Auf dieser Seite gibt es auch ein moderiertes Tourenforum, aus dem man Informationen über die Tourenverhältnisse aus fast allen Regionen der Steiermark erhalten kann.

Tipps für gemütliches Winterwandern:

Mit dem Waldbauernbuben auf BergZeitReise

WOCHE Tourentipp: Kinderleichte Schitouren
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