Kulturverein bemüht sich um ein Baujuwel
Ein Bahnhof von Kultur beflügelt

Der stillgelegte Bahnhof Neuberg ist seit dem Jahr 2009 im Besitz der Marktgemeinde Neuberg. | Foto: Hackl
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  • Der stillgelegte Bahnhof Neuberg ist seit dem Jahr 2009 im Besitz der Marktgemeinde Neuberg.
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Der Kulturverein „Bahnhof Neuberg – Miteinander gestalten“ will dem leerstehenden Bahnhof in Neuberg Leben einhauchen – und das mit viel Kultur.

NEUBERG/MÜRZ. Was kaum jemand weiß: Am Bahnhof in Neuberg, im Hofwartesalon, wurden seinerzeit Zar Nikolaus II., Kaiser Wilhelm II. oder der englische König Edward VII. vom österreichischen Kaiser Franz-Josef empfangen, ehe sie nach Mürzsteg ins kaiserliche Jagdschloss weitergereist sind. Und das historische Gebäude, das auch unter Denkmalschutz steht, wurde vom selben Architekten (Wilhelm von Flattich) im Zuge des Baus der Südbahnstrecke errichtet, der auch den Wiener Südbahnhof und den Bahnhof Triest entworfen hat. Erbaut wurde der Neuberger Bahnhof 1876 bis 1879.

Seitdem auf der Bahnstrecke keine Züge mehr verkehren – der Personenverkehr wurde im Jahr 1996 eingestellt und mittlerweile wurde die Bahnstrecke zu einem Radweg umfunktioniert – ist es sukzessive immer ruhiger um das Gebäude geworden, welches seiner angedachten Funktion beraubt wurde. In den letzten Jahren hat sich das Neuberg College im Bahnhof engagiert und die Räumlichkeiten als Kulturwerkstatt für Lyrik und Architektur genutzt.

Im Hofwartesalon des Neuberger Bahnhofs: Wo einst der Kaiser auf den Zug wartete, warten jetzt Hubert Holzer, Traude Holzer und Andreas Steininger auf grünes Licht durch die Gemeinde Neuberg. | Foto: Hackl
  • Im Hofwartesalon des Neuberger Bahnhofs: Wo einst der Kaiser auf den Zug wartete, warten jetzt Hubert Holzer, Traude Holzer und Andreas Steininger auf grünes Licht durch die Gemeinde Neuberg.
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Plötzlich aber scheint richtiggehend ein Griss um das leerstehende Gebäude entstanden zu sein. Der Kulturverein „Bahnhof Neuberg – Miteinander gestalten“ möchte rund um den Bahnhof ein Kulturprogramm aufziehen, in dem sich auch Neubergerinnen und Neuberger engagieren können; auch der Naturpark Mürzer Oberland ist in dieses Konzept eingewoben. Und es liegt auch ein Kaufangebot vor: ein privater Investor möchte das Objekt von der Marktgemeinde Neuberg erwerben – kolportierter Kaufpreis rund 150.000 Euro – und im Bahnhof ein Kaffeehauskonzept umsetzen.

Update 14. März 2024: Am 14. März hat sich dieser private Investor, Andreas Bernthaler, telefonisch gemeldet, um eine Richtigstellung zu erwirken: "Es liegt der Marktgemeinde Neuberg und dem Bürgermeister ein schriftliches Angebot in Höhe von 230.000 Euro vor. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu den kolportierten 150.000 Euro."

Geht es nach Bürgermeister Peter Tautscher (ÖVP), dann bleibt der Bahnhof auch weiterhin im Besitz der Gemeinde: „Wir brauchen Dynamik im Ort. Wir haben jetzt schon rund 200.000 Euro in Form von Bedarfszuweisungen in die Sanierung gesteckt, in Summe werden es 800.000 Euro, ausgelegt auf zehn Jahre“, erzählt Peter Tautscher. Am 27. März steht die Weiterentwicklung des Bahnhofs auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Geht es nach Bgm. Tautscher und der Mehrheitspartei ÖVP, dann ist der Verkauf kein Thema.

Ernst Kovacic, weit über die Grenzen des Landes bekannt als Geiger und Dirigent, lebt in Neuberg und ist Obmann des Vereins "Bahnhof Neuberg – Miteinander gestalten". | Foto: Karoline Karner
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Denkmalschutz ist eingebunden

Große Pläne hat der Verein „Neuberger Bahnhof – Miteinander gestalten, der sich jüngst gebildet hat. Im Vorstand vertreten sind zum Beispiel Ernst Kovacic, Martin Paier, Isa Suppanz, Renate Scharf, Friedrich Graf-Götz sowie Hubert Holzer und Traude Holzer. „Wir werden einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde aufsetzen und uns mit Eigenleistung in die Sanierungsarbeiten einbringen. Budgetiert sind die Eigenleistungen mit geschätzten 300.000 Euro, die sich auf zehn Jahre verteilen“, erzählt Huber Holzer.

Mit der Sanierung wurde bereits unter der Mitarbeit des Neuberg College begonnen. Im Wartesaal für die dritte Klasse wurde der Holzboden neu verlegt und man ist gerade dabei die Schimmelbildung am Mauerwerk zu entfernen. „Alle Arbeiten passieren unter Aufsicht des Denkmalamtes und der dem Verein nahestehende Restaurator Peter Ledolter ist in die Sanierung eingebunden; mit ihm haben wir auch optimalen Zugang zu Fördermöglichkeiten", erklärt Hubert Holzer.

Ein neues "Wir-Gefühl"

„An erster Stelle steht für uns die aktive Einbindung der Bevölkerung. Den Neubergerinnen und Neubergern soll im Bahnhof und im weitläufigen Bahnhofsareal ein anregender Lebensraum angeboten werden. Die Bevölkerung ist von Beginn an eingeladen, sich aktiv einzubringen – so auch schon bei den Sanierungsarbeiten. Dadurch wollen wir ein neues ,Wir-Gefühl‘ in den Ort bringen“, sagt Traude Holzer, die Im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Bereits am Samstag, 23. März startet das Jahresprogramm mit einem Informationstag und Führungen durch den Bahnhof (von 11 bis 14 Uhr) mit Diplom-Restaurator Peter Ledolter.

Am Mittwoch, 17. April folgt ein Vortrag mit Andrea Heistinger im Hofwartesalon, dabei geht es um „Frühling im Garten und Frühling in der Suppe“.

Am Samstag, 27. April steigt ab 10 Uhr die erste Mitmachaktion mit dem Titel „Mitanpacken & Feiern“. Mit dabei sind Vereinsmitglieder, Bevölkerung und Neuberger Vereine.

In den vergangenen haben sich Studenten rund ums Neuberg College um den Bahnhof Neuberg angenommen. | Foto: Studio Magic
  • In den vergangenen haben sich Studenten rund ums Neuberg College um den Bahnhof Neuberg angenommen.
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Natur- und Kulturwanderweg

Auch der Naturpark Mürzer Oberland arbeitet mit dem Verein „Bahnhof Neuberg“ zusammen und hat bereits ein Konzept rund um den Bahnhof auf Schiene gebracht: „In unserem Leitbild stehen Natur und Kultur an oberster Stelle. Deshalb war es für uns klar, dass wir bei diesem innovativen Konzept, das der Verein auf die Beine gestellt hat, von Anfang an mit im Boot sind“, erklärt Naturpark-Geschäftsführer Andreas Steininger.

Der Naturpark plant einen Natur- und Kulturwanderweg von der Kuhhörndlbrücke bis zur Freizeitanlage Uraniteich. Im Bereich des Bahnhofgeländes soll ein naturnaher Erholungsraum für die Ortsbevölkerung und für Gäste entstehen. „Das große Potenzial dieses Geländes soll sehr vorsichtig und mit Augenmaß immer in Abstimmung mit dem Naturpark und unter Mithilfe der Bevölkerung genützt und ausgebaut werden“, so Andreas Steininger.

Die Mitglieder des Vereins und des Naturparks sind bestens vernetzt und schaffen dadurch ein erhöhtes Förderungspotenzial und ehrenamtliche Arbeit. „Das Veranstaltungsangebot richtet sich an die Bevölkerung des gesamten oberen Mürztales und wird durch Einbindung von Kulturinstitutionen, Künstlern, Wissenschaftlern und Wirtschaftstreibenden eine Strahlkraft entwickeln, die weit über die Region hinausreicht“, meint Ernst Kovacic. Traude Holzer ergänzt: „Wir alle gewinnen ein baugeschichtlich interessant aufbereitetes Kulturdenkmal.“

Ernst Kovacic hebt auch die Vorleistungen des Neuberg College hervor: "Erst durch deren Initiativen wurde uns allen bewusst, welche bau- und kunsthistorische Bedeutung der Bahnhof hat; belegt ist dies auch durch wissenschaftliche Recherche."

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