Übung der Bergrettung Veitsch
Übernachtung im selbst gegrabenen Notbiwak
Eine Nacht am Berg im Freien verbringen – und das im Winter bei stürmischen Bedingungen. Mitglieder der Veitscher Bergrettung haben das im Selbstversuch ausprobiert.
ST. BARBARA-VEITSCH. Die Mitglieder der Bergrettung rücken dann aus, wenn es ungemütlich wird. Aber auch das Bewegen bei unwirtlichen Verhältnissen will geübt sein. Zehn Kameradinnen und Kameraden der Bergrettung Veitsch haben sich an einem Freitagnachmittag einer speziellen Übung gestellt: Ziel war das Plateau der Hohen Veitsch, um dort ein Notbiwak unter extremen Bedingungen zu üben.
Die Herausforderung begann schon auf dem Weg dorthin: Dichter Nebel und starker Wind machten den Aufstieg zu einer echten Prüfung. Dank GPS-Unterstützung fanden die Bergretter sicher zum angepeiltenZiel.
Kaum angekommen, ging es direkt an den Aufbau und das Graben des Biwaks. Eine Nacht lang trotzen sie dann gemeinsam den stürmischen Bedingungen - ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten und durchaus auch lehrreich.
Das ist ein Notbiwak
Durch gute Tourenplanung und ein kritisches Hinterfragen des Zeitplans werden Notsituationen, bei denen ein Notbiwak droht, in der Regel vermieden. Im winterlichen Gebirge ist die Situation deutlich verschärft – die Nächte sind länger und kälter. Doch der Schnee bietet auch Optionen für ein Notbiwak.
Die Minimalmethode: Biwaksack raus und sich reinlegen ist die schnellste und einfachste Methode. Zwei-Mann-Biwaksäcke aus Nylon sind robust und halten Wind und Nässe von außen ab. Allerdings lassen sie auch keine Feuchtigkeit raus: Im Laufe der Nacht kondensiert Atemluft an den Wänden des Sacks und tropft herunter, zudem ist die Wärmeleistung überschaubar. Eine Nacht im Biwaksack ist und bleibt ätzend, aber die Überlebenschancen erhöhen sich ungemein. Apere, aber dennoch windgeschützte Stellen als Biwakplatz sollte man bevorzugen, mit Schnee oder Steinen kann ein zusätzlicher Windschutz errichtet werden.
Die Schneehöhle
Eine Schneehöhle kann Windschutz und Wärmeisolierung bieten. An steilen Böschungen findet sich oft auch in schneearmen Wintern genügend Material für den Bau, im schlimmsten Fall reichen sogar Schneeverwehungen hinter Felsen. Ideal ist eine Schneetiefe von mindestens einem Meter (besser zwei Meter) auf einer Fläche von mindestens zwei mal zwei Metern.
So geht’s: Waagrecht in den Schneehang graben, dabei darauf achten, dass der Eingang tiefer liegt als die Höhle. Ideal ist ein U-förmiger Zugang, um einen sogenannten Kältegraben zu erzeugen, ungünstig ist, wenn der Zugang höher als die Liegefläche liegt, das führt zum Verlust der warmen Luft. Ein oder zwei Personen graben vorne aus, der Rest befördert den Aushub weg.
Für ein Notbiwak baut man die Schneehöhle nur so groß wie unbedingt nötig. Ein glattes Höhlendach vermindert das Tropfen von Kondenswasser. Die Schaufel mit in die Höhle nehmen und regelmäßig die Luftzufuhr kontrollieren. Eine Sonde, die aus dem Dach der Schneehöhle ragt, verhindert, dass jemand darauf tritt und hilft, falls nötig vom Rettungsteam gefunden zu werden.
Das Panzerknacker-Iglu
Eine gute, aber etwas aufwendigere Alternative zur Höhle, wenn die Schneelage nicht ausreicht. Ein oder zwei Biwaksäcke mit Ausrüstung mit großem Volumen (z.B. Rucksäcke) befüllen, mit Schnee zuschütten und den Schnee komprimieren. Im Anschluss wird von seitlich unten ein Gang zu der versteckten Ausrüstung gegraben, wie die Panzerknacker gräbt man sich zur „Tresorkammer“ vor. Die Ausrüstung wird nun entfernt und man hat somit eine mehr oder weniger große Höhle, die man abhängig von der Wanddicke noch erweitern kann.
(Quelle: Deutscher Alpenverein)
Weitere Beiträge aus der Region:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.