Mit viel Lebenslust in die Solokarriere

Murau - für Jogl Brunner ein Kraftplatz zum Energie tanken. | Foto: Ainerdinger

Autor: Hans Georg Ainerdinger

Jogl Brunners Bühnenabstinenz ist zu Ende: Solostart mit neuer Energie, eigenem Album und großer Tournee.

MURAU, Raffaltplatz. Ein schwarzes Auto fährt vorbei, bleibt stehen, kommt im Retourgang zurück. „Jetzt ist es soweit“, lacht Jogl Brunner zum Fenster heraus. Die fesche Blonde am Nebensitz ist seine Tochter Anna.
Als wir uns vor ein paar Jahren in Murau-West begegnet sind, war der fitnessbewusste Vollblutsänger, Musiker und Songwriter gerade schnell und souverän auf seinen Rollerblades unterwegs. Damals stellte er fest: „Wenn ich meine Solokarriere starte, melde ich mich.“

2010 - ein Trennungs-Schock

Für die vielen Fans von Brunner&Brunner war es ein Schock, als 2010 die Trennung bekannt wurde. Speziell um Jogl wurde es still. Über den selbst gewählten Rückzug aus Musik und Öffentlichkeit, den er jetzt für beendet erklärt, meint er: „Charly und ich – wir haben uns nach 30 Jahren intensiver Bühnenpräsenz nicht mehr ergänzt. Der Stress war ein sehr großer. Am Anfang war das sehr schön, Seite an Seite zu marschieren. Wenn dir textlich oder musikalisch etwas einfällt, den Bruder anzurufen und zu sagen, dass wir miteinander ein Lied machen, zum Beispiel. Er hat dann etwas gewusst, wir haben uns ergänzt und es war eine schöne Harmonie.“
Es war ja nicht so, dass sich Charly und Jogl nicht mehr leiden konnten. „Aber je älter man wird, desto mehr geht man seinen eigenen, kreativen Weg als Individuum. Jeder geht doch ein wenig eine andere Richtung“, stellt Jogl bei einem Gespräch in Ferners Rosenhof in Murau fest. Chefin Anita schaut vorbei, scherzt mit dem Stammgast. Der möglichst Speisen bevorzugt „bei denen keine Tiere umkommen.“

Konflikte

Fast nicht merkbar, über Jahre, ist es auseinandergegangen. „Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass wir uns nicht mehr ergänzen, dass es Konflikte gibt und die Schere auseinandergeht. So haben wir gesagt: Komm, lass es uns allein probieren.“
Hat es eine Versöhnung gegeben? Jogl Brunner: „Da war keine Versöhnung notwendig. Wir haben nach der langen Ära einmal Funkstille gemacht. Weil wir uns im Grunde nicht mehr gebraucht haben, weil wir eine Pause gebraucht haben.“ Weder Charly noch Jogl war danach, einander anzurufen. Was sich jetzt entschieden geändert hat: „Seit eineinhalb Jahren verstehen wir uns wieder. Wie die Kindesbrüder! Reden miteinander, geben Impulse, lachen miteinander.“

Batterien sind geladen

Nach dem Bühnenabschied hat sich Jogl auch gesellschaftlich zurückgezogen. Nach fast 7 Millionen verkauften Alben, nach zehn Siegen in der ZDF-Hitparade, elf Goldenen Stimmgabeln und so weiter hat Jogl begonnen, jene Dinge nachzuholen, für die keine Zeit mehr geblieben war. Sich selbst zu finden, sich den drei Kindern zu widmen, zu reisen, zu lesen. In Pörtschach beim Schweiger ein Segelboot zu mieten, um draußen am See die Seele baumeln zu lassen. Jogl war viel zu Fuß oder mit dem Mountainbike in der Natur unterwegs. Doch bald waren die Batterien wieder aufgeladen, die Mitte wieder gefunden. „Es reicht!“, stellte er fest. Seine Musikleidenschaft brach durch, Aufbruchstimmung. In seinem Studio im Blockhaus auf der Stolzalpe über Murau begann er Songs zu schreiben, zu komponieren, zu produzieren. Der Titel seines neuen Albums ist Programm: „Lebenslust“. Ab 13. März ist es zu haben.

Groove von Raffael

Jogl: „Ich habe dieses Album komplett allein produziert. Alle Chöre sind selbst gesungen. Ich habe alle Gitarren selbst gespielt, fast alle Keyboards.“ In Bregenz hatte er einen guten Freund, der ihn in der zweijährigen Produktionsphase im Keyboardspiel ergänzt hat. Gemischt hat er das Album auch mit ihm. Für den Groove ist Raffael Brunner zuständig, sein 24-jähriger Sohn. Der seit seinem sechsten Lebensjahr Schlagzeug spielt, täglich stundenlang übt. Der im eigenen Studio an eigenen Projekten arbeitet. „Irgendwann habe ich gedacht, ob ich völlig verrückt bin. Warum frag` ich nicht meinen Buam? – und jetzt sind wir ein eingespieltes Team.“ Raffael geht mit auf Jogls erste Solo-Tournee.

„Lebenslust“

Jogl Brunner komponiert viel am Klavier. Alle zwölf Songs des neuen Solo-Albums zeigen auch vom Text her seinen hohen Anspruch. Dazu interpretiert er als Brücke zur ersten Karriere die Brunner&Brunner-Songs „Shanana“ und „Wir sind alle über 50“ neu. Sein Lieblingssong „Du bist wie ein Stern aus dem Himmel gefallen“ dürfte sicher nicht als einziger den Weg in die Charts machen. „Immer und ewig“ bedient Aufbruch und Suche nach Glück. „Immer wenn ich dich seh“ kommt mit Westcoast-Country-Touch. Und bald werden die Fans auch „Manchmal frag ich mich, wofür ich lebe“ oder „Mit dir am Mond spazieren gehn“ und „Septemberwind“ mitsingen.

„Sting - absoluter Gott“

Sting ist für Jogl Brunner ein „absoluter Gott“, Mark Knopfler ebenso Vorbild. Auch bei der heuer bevorstehenden Tournee wird Jogl nicht nur singen, er spielt die Gitarre, die Gitarren-Licks, auch selbst: „Das bedeutet Tag und Nacht üben.“ Im Proberaum hängen Edel-Yamahas. Die erste Gitarre, die er von seiner Mutter erhielt, war eine Höfner, dann kam eine rote Ibanez. Wo sich Jogl die Liebe zur Musik geholt hat? Als Kind. Die Mutter spielte Gitarre, Charly sang die erste, Jogl zweite, Mutter die dritte Stimme. „Das war ein harmonisches Gefüge.“ Na ja, mit dem Älterwerden wechselte das Interesse eher auf die Beetles oder Deep Purple. Bevor er mit 16 erst einmal ausbüchste, 1977 mit Bruder Charly die Gruppe „Happy“ gegründet hat und ab 1992 als Brunner&Brunner ihre beispiellose Erfolgsgeschichte starteten.

Die Wertigkeit der Fans

Am 11. Dezember 2010 gab es das letzte Konzert von Brunner&Brunner. Jogl: „Ab 12. Dezember 2010 hat kein Mensch aus der Szene mehr angerufen. Aber von unzähligen Fans habe ich in dieser Zeit Briefe bekommen. Schöne Briefe. Jogl, du fehlst uns. Jogl, wann kommst du. Da wurde mir erst bewusst, was ein Fan bedeutet!“ Womit sich auch seine Ansicht über Facebook, wo er heute regelmäßig postet, wesentlich geändert hat. „Es ist ein Respekt gegenüber den Fans. Weil wir ja großartig in der Öffentlichkeit stehen und hoffen, dass Alben und Tickets verkauft werden. Jetzt zu sagen, aber bitte lasst mich sonst in Ruhe – das spielt sich nicht. Die Menschen möchten dir ja im Grunde genommen nur etwas Gutes tun. Und umgekehrt.“

Mit neuer Energie

Den Fans mit seinen neuen Songs wieder Freude zu bringen, das hautnahe Feedback - darauf freut sich Jogl jetzt wieder. Und startet mit neuer Energie wieder zurück auf die Bühne. Auftritte nicht nur bei Florian Silbereisen warten, ab Oktober stehen schon jetzt 15 Konzerttermine fest.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.