Die Geheimnisse des Falkenbergs

Am Falkenberg bahnt sich eine archäologische Sensation an. Bekanntestes Fundstück ist der Strettweger Kultwagen.

WOLFGANG PFISTER

Mehr als 20 Leute besichtigten kürzlich hochoffiziell die Ausgrabungsstätte am Falkenberg. Über dieses Interesse freute sich Dr. Franz Bachmann ganz besonders. Denn Größe und Siedlungsdichte nehmen nach den vom Archäologenehepaar Mag. Dr. Georg und Mag. Susanne Tiefengraber gewonnenen Erkenntnissen immer größere Ausmaße an. Auch im Tal mehren sich die Funde. Zuletzt im Zuge der Grabungsarbeiten für das Fernwärmeprojekt.

Vorbildliche Unterstützung

Besonders großes Engagement am Falkenberg zeigt der ehemalige Judenburger BH-Stv. Dr. Otto Schinko. Ihn hob Stadtrat Dr. Franz Bachmann ebenso hervor wie die Sponsoren, die durch ihren Beitrag die Finanzierung der Grabungsarbeiten ermöglichen. Eine 2011 gegründete „Arbeitsgruppe Falkenberg“ koordiniert und organisiert adjuvant zu den Grabungsarbeiten die Unterstützung der Archäologen. Komm.-Rat Hans-Peter Piwonka merkte zudem an, dass auch der Familie Steiner großer Dank für das gezeigte Verständnis und für die Erlaubnis zum Graben auf ihrem Grund gebührt.

Archäologische Sensation

Die Ausführungen von Dr. Georg Tiefengraber lassen das zuerst nicht vermutete Ausmaß der Besiedelung am Falkenberg erkennen. Die Ausgrabungen in der über 40 Hektar großen Höhensiedlung der älteren Eisenzeit bzw. der sogenannten „Hallstattzeit“ mit Fürstensitz lassen erkennen, dass es sich hierbei um die bislang größte bekannte prähistorische Siedlung des Südostalpenraumes handelt. Wertvolle Funde hat auch „Sondengeher“ Gerfried Kaser, der eine offizielle Bewilligung dafür besitzt, beigesteuert. Leider haben die Berichte rund um die Funde am Falkenberg auch illegale Sondengeher auf den Plan gerufen. Archäologe Tiefengraber weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass das nicht erlaubt ist und man bei Verstößen dagegen vorgehen wird.

Erzabbau und Eisenverhüttung

Ziel der aktuellen Grabungsarbeiten ist es, die im Vorjahr begonnenen Untersuchungen auf einer von über 100 künstlichen Siedlungstrassen im Zentrum der Siedlung abzuschließen. Zudem wird auch ein Areal im Nordbereich der Siedlung oberhalb von Waltersdorf überprüft, aus dem Eisenschlackenreste und Bruchstücke von Tondüsen stammen, die von Rennfeueröfen zur Eisenverhüttung stammen. „Mit diesen eindeutig hallstattzeitlichen Metallurgieresten kann nunmehr mit Sicherheit die bislang älteste gesicherte Eisenverhüttung in ganz Österreich nachgewiesen werden“, so Georg Tiefengraber. Eisenabbau und Eisenverhüttung bildete die wirtschaftliche Basis der Siedlung, die offenbar weitreichende Handelskontakte bis in den oberitalienischen Raum pflegte.

Falkenberg schreibt Geschichte

Rund 3.000 bis 4.000 Bewohner sollen zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert vor Christus am Falkenberg gelebt haben. „Diese Bevölkerungszahlen kannte selbst das mittelalterliche Judenburg nicht“, wie Georg Tiefengraber betont. Aufgrund von politischen, sozialen und ökonomischen Umwälzungen kam es nach rund 200 Jahren zu einem abrupten Ende der Höhensiedlung am Falkenberg. In jedem Fall muss die Geschichte von Judenburg durch das im Zuge der Grabungsarbeiten gewonnene Wissen neu geschrieben werden.

Wertvolle Fundstücke

„Die Untersuchungen auf der Siedlungstrasse erbrachten bisher neben Resten von teils größeren Gebäuden in Blockbautechnik mit Steinsockeln sowie zahlreichen Gefäßkeramikfragmenten, Steingeräten wie Reib- und Malsteinen, Spinnwirteln und Webgewichten auch Bruchstücke von teils reich verzieten sogenannten Mondidolen bzw. Feuerböcken, die im häuslichen Kult bzw. im Herdkult eine Rolle gespielt haben dürften“, so Tiefengraber. Importiertes Rohmaterial für Schmuckstücke weisen auf die weitläufigen Handelsverbindungen dieses hallstattzeitlichen Fürstensitzes bei Strettweg hin, die sich auch im reichen Inventar des Fürstengrabes mit seinem bronzenen Kultwagen spiegeln.
Die Ergebnisse der Grabungen und Forschungen am Falkenberg sollen im Jahr 2012 im Rahmen einer Sonderausstellung im Judenburger Stadtmuseum einer breiten Öffentlichkeit anschaulich präsentiert werden.

Unterstützung erbeten

Die „Arbeitsgruppe Falkenberg“ bittet um Unterstützung. Ein Spendenkonto bei der Hypo Bank Judenburg, BLZ 56000, Kto.-Nr. 20753069756, wurde eingerichtet. Empfänger der Spendengelder ist der Museumsverein Judenburg (Arbeitskreis Falkenberg).

Den Bericht mit Foto finden Sie in Ihrer aktuellen Murtaler Zeitung auf den Seiten 6 und 7.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Diese beiden lieben ihren Beruf: Manuela Sopa (l.) und Mirjam Plattner (r.) sind beide Krankenschwestern. | Foto: RegionalMedien
3

Interview zum Tag der Pflege
Krankenpflege aus reiner Leidenschaft

Der Tag der Pflege und der Muttertag fallen dieses Jahr auf den 12. Mai. Grund genug, um zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, die ebenfalls Mütter sind, bei ihrem Job im LKH Murtal zu besuchen. MURTAL. Im LKH Murtal arbeiten 174 Pflege(fach)assistentinnen und -assistenten sowie 455 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger. MeinBezirk.at hat zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen zum Interview getroffen. Manuela Sopa arbeitet seit 2012 auf...

  • Stmk
  • Murtal
  • Julia Gerold
Anzeige
Schlüsselübergabe vom Vorstandsdirektor der Ennstal Wohnbaugruppe Wolfram Sacherer (2.v.l.) an die Verantwortlichen in der Gemeinde und Diakonie sowie Betreuer für das neue Wohnheim in Neumarkt. | Foto: Anita Galler
5

Baureportage
Diakonie eröffnet Heim für Jugendliche in Neumarkt

Vergangenen Freitag wurde mit der Wohngemeinschaft Meranerweg eine sozialpädagogische Einrichtung der Diakonie für Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren ihrer Bestimmung übergeben. NEUMARKT. In Neumarkt eröffnete die Diakonie ein Heim für Jugendliche. Zuvor waren die Kinder bzw. Jugendlichen in der Bräuergasse in einer Wohngemeinschaft untergebracht. Damit wurde den Jugendlichen ein Lebensraum außerhalb ihrer Familien geschaffen. Die Gründe, warum diese nicht mit ihren Familien unter...

  • Stmk
  • Murau
  • Anita Galler

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.