"Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich"

ST. GEORGEN. Die Dreifachbelastung ist Hermann Hartleb kaum anzumerken. Er ist nicht nur Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, sondern auch selbstständiger Versicherungsmakler. Wie er das schafft? „Später liegengehen, schneller schlafen und früher aufstehen.“

MZ: Vergangene Woche gab es ein Bürgermeistertreffen mit Dietrich Mateschitz - was gibt es Neues bei Red Bull?
Hermann Hartleb: Ich bewundere diesen Mann. Er kennt die Region wie seine Westentasche. Wenn er spricht, hört es sich so an, als ob er schon ewig hier leben würde. Beim Treffen ging es vor allem um Infrastruktur, Visionen und im Speziellen den Ausbau des Radwege-Netzes.

MZ: Am Samstag wird die Unterflurtrasse eröffnet. Gibt es ein spezielles Programm?
Hartleb: Das macht die Asfinag.

MZ: Es wurde rund zweieinhalb Jahre gebaut - war das eine schwierige Zeit?
Hartleb: Für die Größenordnung dieses Projektes nicht. Es hat alles bestens funktioniert und es war eine hervorragende Zusammenarbeit. Am Anfang war es eine Herausforderung und natürlich gibt es kleinere Beschwerden. Aber die Gemeinde war von Anfang an dabei und hat quasi zwischen Asfinag und den Bürgern vermittelt.

MZ: In Unzmarkt scheint der Ausbau nun zu stocken, was bedeutet das für das Gesamtprojekt?
Hartleb: Für mich wäre es eine Katastrophe, wenn nicht gebaut wird. Ich bin ein Regionsdenker und bei diesem Projekt kann man nur das Gesamte sehen. Es hat nun diese Verfahrensfehler gegeben. Da wurde im Vorfeld zu wenig geredet. Die Straße, die wir jetzt haben, ist eine Todesfalle. Und da sind täglich Tausende Pendler unterwegs. Wir werden weiter für die Umsetzung kämpfen.

MZ: Der Anschluss von Judenburg bis St. Georgen muss überhaupt neu geplant werden. Gibt es da noch Hoffnung?
Hartleb: Es wird diesen Lückenschluss geben, alles andere wäre ein Schildbürgerstreich. Ich setze mich sehr dafür ein.

MZ: Sind Sie mit dem Ergebnis in St. Georgen zufrieden?
Hartleb: Wir haben lange und mit viel Herzblut für diesen Ausbau gekämpft, speziell für die Oberflächengestaltung. Die Asfinag hätte da nichts gemacht. Wir haben da gemeinsam interveniert und 1,4 Millionen Euro für St. Georgen herausgeholt. Auf dieses neue Ortsbild können wir jetzt stolz sein.

MZ: Gibt es noch S 36-Gegner?
Hartleb: Wir haben immer Bürger dabei gehabt, mit denen es sehr schwierig war. Letztlich haben wir aber gewaltig profitiert. Im Zuge des Projektes wurde ein Rückhaltebecken gebaut, der Bach verlegt, wir haben ein neues Feuerwehrdepot und einen zweiten Kreisverkehr, der nicht geplant war. All diese Maßnahmen hätten wir uns alleine nicht leisten können. Jetzt können wir die Freiflächen neu gestalten, etwa mit Wohnhäusern. Wir haben für die Zukunft gebaut. Ich sage mir immer: Entweder ordentlich oder gar nicht.

MZ: Themenwechsel: Was gefällt Ihnen an St. Georgen am besten?
Hartleb: Dass wir noch immer eine eigene Identität haben.

MZ: Und wo gibt es Aufholbedarf?
Hartleb: Wir haben ziemlich alles. Es gibt nirgends akuten Handlungsbedarf. Aber wir wollen Infrastruktur erhalten und neuen Wohnraum schaffen.

MZ: St. Georgen wurde nicht fusioniert - eine richtige Entscheidung?
Hartleb: Zu diesem Zeitpunkt ja. Wir waren offen dafür, haben Konzepte gehabt und waren gut aufgestellt. Allerdings hätten wir kein Zentrum gehabt, das war dann ausschlaggebend. Außerdem: Wenn man drei Kranke fusioniert, bekommt man nicht einen Gesunden. Aber fusionieren kann man immer. Wenn es neue Grundlagen gibt, dann wird man sich das auch neu anschauen müssen.

MZ: Im Murtal wird gemunkelt, dass Sie als Abgeordneter die Fusion verhindert haben?
Hartleb: Das ist Blödsinn. Es wird auch gemunkelt, dass sich der Herr Hartleb mit der Unterflurtrasse ein Denkmal setzen wollte. Wenn das so einfach wäre, dann hätten wir keine Probleme. Für so etwas braucht man immer Argumente.
In Wahrheit war die Zeit ab 2012, als ich Abgeordneter wurde, die schwierigste meines Lebens. Erst die Bezirksfusion, dann die Gemeinden. Da gab es viel Erklärungsbedarf.

MZ: Zum Abschluss: Welche Visionen haben Sie noch für St. Georgen?
Hartleb: Wir wollen uns weiterentwickeln und weiter am neuen Ortsbild feilen. Am Ende wollen wir eine Wohnsitzgemeinde mit mehr Qualität sein.

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