Bezirk Neunkirchen
Die Angst vorm sozialen Aus
Wenn Geld knapp ist, werden ein Feierabend-Bier oder ein Mittagessen mit Kollegen zum puren Luxus.
BEZIRK. "Diese Situation kenne ich leider", schildert Claudia Haim. Ihre Kollegen kennen die finanzielle Situation der Neunkirchnerin: "Und ich schäme mich auch nicht, die Wahrheit zu sagen."
Bei anderen Gelegenheiten greift Haim zu Ausflüchten: "Ich hab heute keine Zeit, ich muss auf meinen kleinen Enkelsohn aufpassen, oder ich habe Kopfschmerzen, ich fühle mich nicht wohl, ich habe noch so viel Arbeit... irgendeine Ausrede fällt mir schon ein." Bei Anlässen wie Festessen teilt sich Haim die Kosten mit anderen Familienmitgliedern: "Dann trifft es keinen so hart."
"Irgendeine Ausrede fällt mir da schon ein."
Auch ein Ternitzer kennt das Problem der Geldknappheit aus seinem Umfeld: "Wenn jeder Cent zweimal umgedreht werden muss, kommen Ausreden wie 'meine Frau hat heute was Gutes gekocht und wir werden Zuhause gemütlich bei einem Glas Wein den Abend ausklingen lassen', oder 'es geht sich zeitlich leider nicht aus, aber ein anderes Mal gerne'. Auch Hausarbeit wird immer wieder gerne vorgeschoben, um gesellschaftliche Treffen und damit verbundene Ausgaben zu vermeiden.
"Aber wenn ich das zu häufig mache, glaubt mein Freundeskreis am Ende noch, ich meide ihn. Ich habe Angst, dann den Anschluss zu verlieren", sorgt sich eine Gloggnitzerin, dass jeder ausgelassene Kaffee mit Freunden sie ein Stück ins soziale Aus katapultiert.
"Wir müssen leider alle den Gürtel enger schnallen, und jeden Cent zweimal umdrehen. Da bin ich keine Ausnahme."
Dem sozialen Abseits, verursacht durch Armut, steuerte auch der Neunkirchner Kulturverein entgegen. So verschenkt der Kulturverein Gratis-Tickets für seine Kulturveranstaltungen. Obmann Hannes Authried: "Um Neunkirchnern, die gerne am kulturellen Leben teilhaben möchten, sich das aber nicht leisten können, das zu ermöglichen."
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