Flüchtlinge wie die Pakete verschickt: Neustart in Ternitz

Gespräch über den Krieg und die abenteuerliche Flucht bei selbstgebackenen Muffins in der Bezirksblätter-Redaktion. | Foto: Günther Schneider
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  • Gespräch über den Krieg und die abenteuerliche Flucht bei selbstgebackenen Muffins in der Bezirksblätter-Redaktion.
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BEZIRK NEUNKIRCHEN. Die Geschichte von Naim Keddeh (60), seiner Frau Rabah Said Al-Shaer (52) und ihren beiden Töchtern Ranim (20) und Nur (23) könnte leicht die Vorlage für einen Film oder Bestseller werden.

Im Gummiboot übers Meer

Die Familie floh vor einem Jahr aus ihrem zerbombten Haus in Damaskus (Syrien) in die Türkei. Es folgte eine drei Stunden lange Fahrt in einem 9m langen Gummiboot mit 45 anderen Flüchtlingen übers Meer nach Griechenland, bevor sie – zu fünfzigst zusammengepfercht – in einem Lkw über die Grenzen nach Österreich geschleppt wurden.

Schlepper teuer bezahlt

„6.000 Euro haben wir gemeinsam mit einem fünften bezahlt“, erzählt der gelernte Tischler Naim Keddeh. Eine Flucht, die eben erst über 70 Flüchtlinge das Leben kostete. „Meine Frau suchte ein kleines Loch im Laster, um Luft zu schnappen“, so Keddeh. Tochter Ranim: „Draußen hatte es zirka 38°C, im Laster etwa 50°C. Es war zu heiß.“ Zu trinken oder zu essen haben die Flüchtlinge nichts bekommen. „Wir haben versucht , das Kondenswasser vom Laster zu trinken“, so der 60-Jährige.

Horror-Fahrt im Lkw

Vier Stunden dauerte die Horror-Fahrt im Lkw über Serbien und Ungarn, bevor die Polizei den Laster mit Warnschüssen stoppte. Der Lastwagenfahrer flüchtete zu Fuß. Als die Polizei sie auflas, ging‘s vorerst nach Traiskirchen, bevor die ehemalige Ternitzer Tierärztin Monika Radax sie aufnahm.

Das Zusammenleben

Am 28. August lebten die Syrer seit zwei Tagen in Ternitz unter einem Dach mit Radax und ihrer Familie. Die Vier haben die „weiße Flüchtlingskarte“. Eine Chance auf einen Neuanfang. Warum Radax überhaupt Kriegsflüchtlingen hilft? Die Ternitzerin: „Weil die Politik versagt hat ist Privatinitiative gefordert. Außerdem haben sie mir irrsinnig leid getan als ich sie in Traiskirchen kennengelernt habe. Das Zusammenleben klappt problemlos. Kochen und Garten machen wir gemeinsam. Wir lernen uns kennen und diskutieren sehr viel und geben unsere Lebensgeschichten bekannt.“ Radax schätzt die Ehrlichkeit ihrer Gäste, die Freundlichkeit und die Einfühlsamkeit.
Schon einmal half Radax einer armenischen Familie: „Die ich achteinhalb Jahre betreut habe und die durch meine Intervention das humanitäre Bleiberecht bekam.“

Toll: Wasser und Milch

Was die Syrer am liebsten in Österreich trinken? „Ich trinke kein Cola. Ich liebe Milch und das österreichische Wasser. Es ist köstlich und natürlich“, lächelt Tochter Nur.
Ob sie nach dem Krieg wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen? „Ja, um unser zerstörtes Haus wieder aufzubauen. Zuhause können wir in unserer Muttersprache mit Leuten reden. Das ist daheim. Bis dahin wollen wir aber schnell Deutsch lernen“, so die beiden jungen Syrerinnen.

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