Drogenproblematik
Mutter spricht: "Das System versagt"
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Bilanz einer Familie: Hilfe während der Sucht des Sohnes ist gering. Erst danach greift die Krisenintervention.
Ein 18-Jähriger steckte im Drogensumpf. Sein Leben hatte sich zum Besseren gewendet – er bekam eine Lehrstelle als Edv-Kaufmann. Alles schien gut zu werden. Doch dann wurde er gemeinsam mit einem anderen Jugendlichen tot in einer Wohnung in Wr. Neustadt aufgefunden (die Bezirksblätter berichteten exklusiv). Der toxikologische Befund steht noch immer aus.
Wie schützt man die anderen?
Nach dem leiblichen Vater meldet sich nun die Mutter zu Wort. Sie steht der "Hilfs-Kette" für Angehörige von Drogenkranken und der begleitenden Betreuung sehr kritisch gegenüber. Rückblick: "Im November 2017 begann die Hölle", erzählt die Mutter. Ihr Sohn kam zugedröhnt nachhause, durchwühlte Taschen nach Bargeld. Beschaffungsdrang eines Abhängigen. Es wurden klare Regeln aufgestellt. Schließlich wollte die Mutter ihre anderen Kinder vor dem Problem Droge bewahren: "Mein Sohn durfte keinen seiner 'Freunde' mit nachhause bringen. Auch Drogenkonsum zu Hause war tabu." Regeln, die der 18-Jährige nur widerwillig akzeptierte.
Keine echte Hilfe
Wiederholt suchte die Mutter Hilfe. Die Mutter: "Das Problem ist, dass ein Jugendlicher mit Drogenproblemen von keinem Krisenzentrum und von keiner WG genommen wird. Wenn ich ihn rausgeschmissen hätte, wäre er auf der Straße gestanden."
Immerhin bekam der drogenkranke Sohn für ein Jahr eine Intensiv-Betreuung über das Jugendamt. Diese umfasste regelmäßige Termine. "Einmal hat die Betreuerin, die im übrigen sehr bemüht und engagiert war, meinen Sohn im Sommer unter Drogeneinfluss erlebt. Allerdings gab es schon schlimmere Momente", erzählt die Mama. Schockiert von der Situation wurde dieses Drogenproblem "offiziell" gemeldet.
Ein laues Gefühl hinterlässt auch die Ladung Drogenkranker in die Bezirkshauptmannschaft für Urintests. "Das Problem ist, dass ein positiver Test keine Auswirkungen hat. Solange er brav kommt, passiert nichts", so die Mutter.
Fit fürs Bundesheer?
Trotz Drogenproblemen erzählte der 18-Jährige seiner Mutter nach der Musterung, er sei "fünfertauglich" für das Bundesheer. Dem widerspricht eine Mitarbeiterin des Bundesministerium für Landesverteidigung: "Suchtmittelkranke Stellungspflichtige erhalten bei der Stellung eine 'dauernde Nichteignung'." In Ausnahmefällen könne man die Stellung wiederholen.
"Nicht alles ganz schwarz"
Obwohl der Drogenkranke aus dem Bezirk Neunkirchen nur 18 Jahre alt wurde und die Zeiten hart waren, gab es dennoch Momente, die nicht "ganz schwarz" waren. Die Mama erinnert sich: "Werte wie Familie, Weihnachten und Geburtstag waren ihm trotzdem sehr wichtig."
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