Neunkirchen fliegt auf die Bienen
Trotz Milbenbedrohung und Umweltgiften steigt die Zahl der Imker und Bienenvölker. Ein Lokalaugenschein im Bezirk. -
BEZIRK NEUNKIRCHEN (bs). Nach dem Frost-Frühling wurde der Flugbetrieb in den Bienenstöcken des Bezirkes wieder voll aufgenommen. Derzeit bunkern die Bienen den Pollen für die Aufzucht neuer Arbeiterinnen für die bevorstehende Blütensaison. Für die heimischen Imker ist nun die Stunde der Wahrheit, wieviele Völker den Winter überlebt haben.
Trotz Varroamilbe und Bienensterben gibt es einen Lichtblick. In Niederösterreich stieg die Zahl der Imker im Vorjahr um 167 auf 4547 an. Auch die Zahl der Völker steigt. In Niederösterreich lassen derzeit 41.313 Königinnen von ihrem Hofstaat den begehrten Honig sammeln - das sind 2.301 mehr als ein Jahr davor. Für die Bezirksblätter öffneten Imker im Bezirk ihre Bienenstöcke.
Man muss um jedes Volk kämpfen!
Edmund Wallner aus Payerbach war bis zu seiner Pensionierung Gemeindebäcker. Seit 2010 widmet er sich seinen Bienenvölkern. Der begeisterte Imker ist inzwischen Profi im Honiggewerbe. "Man muss schon extrem aufpassen und um jedes Volk kämpfen", schildert Wallner, "Wir haben die Milbe gut gemeistert. Stichproben sind da aber zu wenig, du muss jedes Volk genau anschauen." Agrargifte sind bei uns kein Thema, das ist eher ein Problem in den Ebenen, wo die Großbauern mit Umweltgiften zur Ertragsmaximierung wirtschaften. Der Bäckermeister hilft auch gerne Anfängern bei ihren ersten Schritten zum Imkern.
Edmund Wallner ist Mitglied des NÖ Imkerverbandes Ortsgruppe Gloggnitz. "Unsere Gruppe gibt es seit 1900, also seit 118 Jahren und umfasst derzeit 39 Imker mit 282 Völkern. Jedes Volk produziert zwischen 20 und 25 Kilo Honig pro Jahr", weiß Josef Wimmler, der Obmann der Gloggnitzer Imker. Und die Zahlen für unseren Bezirk hat der Obmann der Imker im Bezirk, Josef Gruber aus Urschendorf parat: "237 Imker produzieren mit ihren 1.829 Bienenvölkern 30.400 Kilo Honig."
Im Mai gibt es wieder Schülerexkursionen mit Vorträgen und Honigschleudern und die Imker laden schon jetzt zum Tag des offenen Bienenstocks am 3. Juni.
Jeder zweite Imkermeister aus unserem Bezirk
Kürzlich bestanden 35 Teilnehmer die theoretische und praktische Prüfung zum Imkerfacharbeiter an der Imkerschule der Landwirtschaftlichen Fachschule in Warth. „Die Kursteilnehmer kamen aus ganz Österreich und besitzen nun die fachliche Qualifikation Bienenvölker bestmöglich zu betreuen“, skizziert Fachlehrer Karl Stückler, Leiter der Imkerschule, „Das Interesse an der Imkerei ist ungebrochen groß. Basiskurse werden deshalb dezentral an neun Standorten in Niederösterreich durchgeführt. Die Ausbildung samt Facharbeiterprüfung findet an der Imkerschule Warth durch Imker-Experten statt.“ Ein Großteil der frischgebackenen Facharbeiter beginnt im Anschluss die dreijährige Ausbildung zum Imkermeister.
Bis dato wurden in Warth über 500 Imkerfacharbeiter und über 300 Imkermeister ausgebildet, also rund die Hälfte aller Facharbeiter und Meister in Österreich wurde in unserem Bezirk ausgebildet.
Soldaten wollen Imker werden
Ende März wurde erstmalig ein Imker-Neueinsteigerkurs in der Militärakademie Wiener Neustadt abgehalten. Eine Gruppe Fähnriche will mit der Imkerei beginnen und sie sind nicht nur privat an der Biene interessiert, einige Bienenvölker sollen im Park der Theresianischen Militärakademie angesiedelt werden.
Imker des Jahres aus Warth
Ddie höchste Auszeichnung in der Imkerei ging kaum überraschend die beiden Imkermeister Wolfgang Oberrisser und Alois Spanblöchl, die sich um die rund 180 Bienenvölker der Imkerschule Warth kümmern. „Der Erfolg bei der Honigerzeugung beginnt schon mit der passenden Wahl des Standortes der Bienenvölker. Dabei ist auf ein möglichst großes Angebot an Nektar und Honigtau zu achten, das in der Fachsprache ‚Tracht‘ genannt wird. Dann gilt es die Bienen über die gesamte Saison fachgerecht zu betreuen, damit man möglichen Schädlingen sofort vorbeugen kann“, umreißen die Imkermeister Oberrisser und Spanblöchl ihre Arbeit, „Die abschließende Wahl des richtigen Erntezeitpunktes erfordert sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Denn es dürfen nur voll verdeckelte Waben entnommen werden, um auch wirklich reifen Honig zu ernten. Und abschließend muss bei der Schleuderung der Waben hygienisch einwandfrei gearbeitet werden, damit Qualitätshonig erzeugt wird.“
Kampf gegen die Milbe
Die Varroamilbe kann ganze Bienenvölker vernichten. „Mit der richtigen Anwendung von organischen Säuren ist man die Milbenplage schnell los. Dabei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt und das passende Bio-Präparat an“, weiß Imkermeister Alois Spanblöchl von der Imkerschule Warth, „Nach der Honigernte im Sommer werden die Milben mit Ameisensäure dezimiert. Im Oktober oder November sollten die Bienenstöcke nochmals mit Oxalsäure behandelt werden, um die verbliebenen Milben zu reduzieren. So kommen die Bienen gesund durch den Winter“, so Spanblöchl. Die organischen Säuren sind biologisch und hinterlassen keinerlei Rückstände im Honig oder im Wachs.
Die Varroamilbe kommt aus Asien, breitet sich aber seit den 1980er-Jahren durch den globalen Handel auch in Europa und somit in Österreich aus. Die 1,5 Millimeter große Milbe lebt als Parasit auf den Bienen und in der Bienenbrut. Sie ist weltweit einer der gefährlichsten Bienenschädlinge.
Mein Volk summt im Garten
Die Lagerhäuser vermieten Bienenstöcke samt Knowhow an Private. Walter Bock vom Ternitzer Lagerhaus freut sich: "Bisher haben wir schon mehr als 30 Stöcke vermietet." Aufgrund des späten Frühjahrs können sich Interessierte für die Bienenvermietung noch bis 20. April im Lagerhaus anmelden.
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