Klimaticket
So viel sparen Niederösterreich mit dem Klima Ticket
Und sie einigen sich doch noch. Die Ostregion Niederösterreich-Wien-Burgenland ist nun doch schon beim Start des neuen Klima Tickets am Nationalfeiertag mit dabei. Der Druck sich zu einigen, war groß. Jetzt kommt ein gemeinsames Ticket für Niederösterreich und das Burgenland, eine 3er-Kombi und eben das Österreich-Ticket für drei Euro pro Tag. Zufrieden sind (fast) alle mit der Lösung.
NIEDERÖSTERREICH. Nicht weniger als die "größte Tarifreform in der Ostregion" sei es, was die drei Landeshauptleute mit ihren Verkehrs-Landesräten und Klimaministerin Leonore Gewessler präsentiert haben.
Ein Jahresticket für alle Öffis in ganz Niederösterreich und Burgenland um 550 Euro, um 915 Euro für Niederösterreich, Burgenland und Wien und um 1.095 Euro für ganz Österreich – dieses Verhandlungsergebnis wurde von der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, dem Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig sowie dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gemeinsam mit Bundesministerin Leonore Gewessler sowie den zuständigen Verkehrslandesräten Ludwig Schleritzko (Niederösterreich), Peter Hanke (Wien) und Heinrich Dorner (Burgenland) letzte Woche vorgestellt.
Mikl-Leitner: "Ein Freudentag für Niederösterreich"
Landeshauptfrau Mikl-Leitner sprach von einem „Freudentag“, nach „intensiven, langen Verhandlungen“ habe man die erste Etappe erreicht und könne heute „die größte Tarifreform in der Ostregion“ präsentieren. Ab dem 25. Oktober kann das neue Regionsticket oder das neue Metropolregionsticket für Niederösterreich, Wien und das Burgenland genutzt werden, ab 26. Oktober das Klimaticket des Bundes. Niederösterreich, Wien und Burgenland sei damit die erste und einzige Region, in der es alle Stufen auf einmal gebe. Dies sei „eine klare Bedingung der Ostregion“ in den Verhandlungen gewesen, und diese sei erfüllt worden, sprach Mikl-Leitner von einem „sehr schönen Signal an alle Pendlerinnen und Pendler“.
Für die niederösterreichischen Pendler würde sich damit etwa das Jahresticket nach Wien um bis zu 61 Prozent verbilligen, so die Landeshauptfrau: „So wird zum Beispiel die Strecke Gmünd-Wien um 1.417 Euro billiger, die Strecke Retz-Wien um 894 Euro, die Strecke St. Pölten-Wien um 801 Euro und die Strecke Wr.Neustadt-Wien um 633 Euro.“ (mehr dazu weiter unten).
Und auch das Pendeln innerhalb Niederösterreichs werde deutlich günstiger, skizzierte sie: „Die Strecke Amstetten - St. Pölten wird zum Beispiel um 894 Euro billiger, die Strecke Zwettl - Krems um 878 Euro und die Strecke Baden – Wr. Neustadt um 435 Euro“. Darüber hinaus gebe es auch Vergünstigungen in der Höhe von rund 25 Prozent für Studierende, Senioren und Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Nächster Schritt: Besser und bequemer
"Wir müssen in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung gerade im ländlichen Raum attraktive Öffi-Angebote und Taktungen liefern, um der Bevölkerung einen Umstieg zu ermöglichen. Denn billige Tickets alleine helfen uns nicht, wenn Menschen sie nicht benutzen können", so NÖ Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko: "Gemeinsam mit dem Bund haben wir bereits jetzt geplant, bis 2030 die Öffi-Angebote um bis zu 30 Prozent auszubauen."
Bundesministerin Gewessler sprach von einem „großen Tag für die Menschen in Österreich, für das Klima und für den öffentlichen Verkehr“. Das Klimaticket sei für sie „ein Herzensprojekt“, und dafür habe man in den letzten Monaten intensiv gearbeitet. Mit den Öffis zu fahren bedeute Lebensqualität sowie saubere Luft und sei gut fürs Klima, und mit dem Klimaticket werde dies „so einfach, so günstig und so bequem wie nie zuvor“. Gewessler: „Ab dem 26. Oktober ist es so weit: es gibt ein Ticket für alle Öffis in ganz Österreich, und alle Bundesländer sind von Anfang an dabei. Das ist ein Meilenstein.“
SPÖ NÖ: "Nur erster Schritt"
„Ein erster Schritt, leider nicht mehr“, sei das Klima Ticket, sagt SPÖ Niederösterreich Chef Franz Schnabl. Versprochen wurde "ein 1-2-3-Ticket – ein Euro für ein Bundesland, zwei Euro für drei Bundesländer, drei Euro für ganz Österreich pro Tag. Was es geworden ist: Ein uneinheitlicher, teils teurer Fleckerlteppich."
GRÜNE NÖ: "Ein Jubeltag"
Ganz anders die Leseart der Grünen Niederösterreich: „NÖ endlich – heute ist ein Jubeltag!! Ein Riesenerfolg für den Klimaschutz. Seit fast zehn Jahren kämpfen die Grünen NÖ für ein einheitliches und leistbares Ticket für ganz Niederösterreich. Das Klimaticket ist nun dank der Hartnäckigkeit von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler die wichtige ökosoziale Maßnahme, weil es damit erstmals ein günstiges Öffi-Ticket für ganz Österreich gibt“, zeigt sich die Grüne Landessprecherin Helga Krismer begeistert.
NEOS NÖ: "Kleine Schönheitsfehler"
NEOS-Landessprecherin Indra Collini begrüßt die beim Klimaticket erzielte österreichweite Einigung. Kritisch sieht sie allerdings die Preisgestaltung. Denn Pendler, die im Zukunftsraum um Wien leben und in die Stadt pendeln, haben nichts von diesem Klimaticket. „Ein wesentliches Ziel dieses Klimatickets muss es doch sein, einen Anreiz für den Umstieg zu schaffen. Den gibt es aber ausgerechnet in der größten Pendlerregion Österreichs nicht. Das Klimaticket ist in der ersten Außenzone rund um Wien sogar um mehrere hundert Euro teurer als die reguläre Jahreskarte.“ Collini nennt als Beispiel die Strecke Wien-Klosterneuburg: während die Jahreskarte 620 Euro kostet, würde das Klimaticket für NÖ und Wien mit 915 Euro zur Buche schlagen. Sie fordert in diesem Zusammenhang, die Kernzone Wien auf die erste VOR-Außenzone auszuweiten, um zum Jahreskartenpreis von 365 Euro einen echten Anreiz für den Umstieg zu schaffen.
Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Pendler sparen sich einiges
Der VCÖ begrüßt die Einigung beim Klimaticket. Für viele und Pendler wird das Bahn- und Busfahren deutlich günstiger, da die österreichweit gültige Jahreskarte günstiger ist als zahlreiche Pendlerjahreskarten, die zudem nur auf einer Strecke gelten.
„Mit dem Klimaticket hat Österreich als erstes Land in der EU eine landesweite Jahresnetzkarte für den Öffentlichen Verkehr. Und im Vergleich zum Nicht-EU-Mitglied Schweiz zu einem sehr niedrigen Preis. Angesichts der sich dramatisch verschärfenden Klimakrise ein wichtiger Schritt, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, dem weitere folgen müssen“, begrüßt VCÖ-Experte Michael Schwendinger die heute bekannt gegebene Einigung mit dem Verkehrsverbund Ost-Region.
Ab 26. Oktober können österreichweit alle öffentlichen Verkehrsmittel zum Preis von 1.095 Euro pro Jahr genutzt werden. Wer das Klimaticket im Oktober kauft, erhält es zum ermäßigten Tarif von 949 Euro. Das Klimaticket wird damit als Netzkarte günstiger sein, als zahlreiche Streckenkarten für Pendlerinnen und Pendler, wie Beispiele des VCÖ zeigen. So kostet die Jahreskarte für die Strecke Amstetten - St. Pölten 1.444 Euro, die Strecken Bruck an der Mur – Graz, Kapfenberg – Graz und Judenburg – Graz inklusive Stadtverkehr kommen derzeit auf 1.473 Euro. Ebenso beispielsweise in Oberösterreich die Strecken Gmunden – Linz und Vöcklabruck – Linz mit jeweils 1.507 Euro oder Wels – Linz mit 1.189 Euro (jeweils inklusive Stadtverkehre). Und in Kärnten kostet allein die Streckenkarte Villach – Klagenfurt inklusive der Stadtverkehr 1.090 Euro.
Einsparungs-Beispiele
Kosten für Klimaticket: 1.095 Euro (bei Bestellung im Oktober nur 949,- Euro) pro Jahr Ermäßigt (Unter 26 Jahre, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderung): 821,- Euro (im Oktober nur 699,- Euro) pro Jahr
Aktuelle Preise für Jahreskarten (gültig nur auf der Strecke, inklusive Stadtverkehr)
Amstetten – St. Pölten: 1.444 Euro
Wr. Neustadt – Wien: 1.548 Euro (inkl. Kernzone Wien) St. Pölten – Wien: 1.716 Euro€ (inkl. Kernzone Wien)
Leoben – Graz: 1.626 Euro
Kapfenberg – Graz: 1.473 Euro
Bruck an der Mur – Graz: 1.473 Euro
Judenburg – Leoben: 1.473 Euro
Leibnitz – Graz: 1.094 Euro
Weiz – Graz: 1.094 Euro
Steyr – Linz: 1.518 Euro
Gmunden – Linz: 1.507 Euro
Vöcklabruck – Linz: 1.507 Euro
Grieskirchen – Linz: 1.385 Euro
Kirchdorf an der Krems – Linz: 1.385 Euro
Freistadt – Linz: 1.279 Euro
Wels – Linz: 1.189 Euro
Villach – Klagenfurt: 1.090 Euro
Spittal an der Drau – Villach 1.090 Euro
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