Rückzug des Coronavirus in Schweden wie in anderen Ländern - nur ohne Lockdown

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Schweden hat die erste Welle der Corona-Krise ohne Lockdown durchgestanden - so wie Japan, Südkorea, Hongkong oder Zhenshen, China. Wegen seines in Europa auffälligen Sonderwegs war es häufig das Ziel von Angriffen in sozialen und anderen Medien.

Wenden wir uns also zuerst den Daten zu. Am 23. April habe ich einen Beitrag online gestellt unter dem Titel "Schweden: Epidemie geht ohne Lockdown zu Ende". Die Daten bis zum 22.4. zeigten das bereits richtig, obwohl die schwedische Behörde sehr unregelmäßig berichtet, aber die Sterbefälle korrekt dem Sterbedatum zurechnet. Das allerdings in kleinen Details bis zu 3 Wochen rückwirkend, für die vergangenen 5 bis 7 Tage etwas stärker.

Daten zeigen Maximum der Infektionen in letzter Märzwoche

Typisch für das Coronavirus sind längere Vorlaufzeiten, so vergehen etwa 2 bis 5 Tage bevor sich die ersten Symptome zeigen können (wenn überhaupt), etwa 10 bis 12 Tage bis die Krankheit so schwer wird, dass Hospitalisierung oder Intensivstation nötig werden und laut dem Autor von "The Hammer and The Dance" Tomas Pueyo in seinem ersten Artikel dauert es im Durchschnitt 17,3 Tage von der Ansteckung bis zu einem Todesfall.

Aus dem Chart oben, das die Todesfälle zugeordnet den Sterbedaten laut den Berichten der schwedischen Gesundheitsbehörden zeigt, ist erkennbar, dass der Höhepunkt in der Zeit zwischen 8.4. und 16.4. erreicht war. Das war, wie aus der Grafik  ersichtlich, bereits am 23.4. klar, nicht zuletzt deshalb, da der Befund auch mit dem Verlauf der Einweisungen in die Intensivstationen übereinstimmt. Das Maximum trat im Zeitraum vom 1. bis 8. April auf, was ebenfalls am 23. April bereits eindeutig klar war, wie aus dem 2. Chart am unten ersichtlich.

Rechnet man von den aus den  beiden Grafiken sichtbaren Höhepunkten zurück, kommt man eben auf die letzte Märzwoche.

Also auch in Schweden hatten die Neuinfektionen bereits in der letzten Märzwoche das Maximum erreicht und überschritten. Einen ähnlichen Verlauf zeigen die Kurven für Österreich (3. Grafik unten) mit einem Maximum am 27.3.  und Deutschland  (4. Grafik unten) ebenfalls mit einem Maximum vom 27.3. bis etwa 2.4. Zieht man hier noch die 5 Tage ab, die vergehen bevor Symptome sichtbar werden, dann haben wir das Maximum der wahren Infektionen um den 22.3. und in Deutschland zwischen 22. und 27.3. - das ist um einige Tage früher als Schweden.

Die Maßnahmen in Schweden

Chef-Epedemiologe Anders Tegnell Mitte März: "Das Wichtigste, das wir jetzt machen können, ist zu Hause bleiben, wenn wir uns krank fühlen. Das sagen wir jeden Tag und werden das weiter tun, solange die Epidemie anhält, denn das ist die Grundlage für alles, was wir tun.“

Es gab also auch in Schweden klare Empfehlungen für die Bevölkerung. Allerdings ohne Angstszenarien und politisches Getöse. Dafür nüchtern, sachlich und an die Vernunft und Eigenverantwortung appellierend. Älteren Menschen und Personen mit ­erhöhtem Risiko wird zur Vorsicht geraten, aber auch diese Botschaft war niemals zwingend zu verstehen. Es gab keinen Lockdown, Geschäfte, Restaurants und Schulen bleiben weitgehend offen.

Michael Ryan, Nothilfedirektor der Weltgesundheitsorganisation, meinte zuletzt: „Ich denke, wenn wir eine neue Normalität erreichen wollen, ist Schweden ein Vorbild, wie man zu einer Gesellschaft ohne Lockdown zurückkehrt.“

So etwas hören Apokalyptiker natürlich nicht gerne. Sofort wird wieder mit den 3000 Sterbefällen argumentiert, die ja zeigen, wie unverantwortlich der schwedische Weg war.

Die Fehler und Probleme in Schweden

Zunächst muss festgestellt werden, dass in Europa eine Reihe von Ländern mit Lockdown mehr Todesfälle pro Million Einwohner als Schweden haben, nämlich in absteigender Reihenfolge Belgien, Spanien, Italien, UK, Frankreich, und etwa gleich viel haben die Niederlande und Irland. Wobei dies in jedem Land eigene Gründe hat und die Vergleiche eher wenig sinnvoll sind.

Wie in anderen Ländern betreffen in Schweden etwa die Hälfte der Todesfälle Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Und hier gibt Anders Tegnell ganz offen zu, dass Fehler gemacht wurden: "Wir haben unsere Maßnahmen zum Schutz der Alten und Gebrechlichen bis zu einem gewissen Grad verfehlt. Wir haben Ausbrüche in Pflegeheimen und in den Häusern von Menschen, die zu Beginn des Ausbruchs besser hätten isoliert werden sollen." Insbesodere wurde das meist aus nicht gut schwedisch sprechenden Menschen sprechende Personal nicht in ihren Sprachen informiert, weshalb aus Uninformiertheit Infektionen eingeschleppt wurden.

Radio Schweden berichtet am 24. März, dass von 15 neuen Todesfällen 6 Somali-Schweden waren.

Das schwedische Gesundheitsamt führte eine Umfrage durch, deren Ergebnisse am 14. April veröffentlicht wurden. Sie zeigte, dass eine unverhältnismäßig große Anzahl von Einwanderern, insbesondere aus Somalia, dem Irak und Syrien, zu den in schwedischen Krankenhäusern registrierten COVID-19-Fällen gehörte. Während beispielsweise somalische Schweden etwas mehr als ein halbes Prozent der nationalen Bevölkerung ausmachen, machen sie bisher fast 5 Prozent der von Krankenhäusern bestätigten Fälle aus.

Und dazu gibt es einen Österreich Bezug, denn viele der Somali-Schweden sind Taxifahrer. Die Schweden, die infiziert aus Ischgl zurückkehrten, ließen sich vom Flughafen mit dem Taxi heimfahren und steckten bei dieser Gelegenheit gleich ihren Fahrer an. Es ist bekannt, dass Menschen aus südlicheren Gegenden wegen ihrer dunkleren Haut weder in Schweden noch in anderen nördlicheren Ländern ausreichend Vitamin D aufbauen können um das Immunsystem stark genug zu machen. Das zeigen mittlerweile einige Studien.

Über eine halbe Million Menschen, die die schwedische Sprache nicht ausreichend beherrschen, waren von der auf Information basierenden Strategie Schwedens nicht erfasst. Erst nach dieser Erkenntnis wurde die Information auch in unterschiedlichen Sprachen der Migranten zur Verfügung gestellt.

Schwedischer Epidemiologe in Addendum

Interessant der erfahrene Epidemiologe Johan Giesecke - er ist einer der renommiertesten schwedischen Epidemiologen. Er berät die schwedische Regierung und die Weltgesundheitsorganisation. Hier ausgewählte Zitate:

"Zwischen 75 und 90 Prozent der Ausbreitung sehen wir nicht, weil die Betroffenen keine Symptome haben. Was wir sehen, ist die Spitze der Pyramide."

"Ich erwarte etwa 0,1 oder 0,2 Prozent, dieselbe Sterblichkeit wie bei Influenza. Ich denke, dieses Virus ist mit der Influenza vergleichbar, es könnte aber etwas gefährlicher sein."

"Die meisten Menschen realisieren nicht, wie ansteckend diese Krankheit ist und wie schwer es ist, sich davor zu schützen. Ich denke, das Ganze wird heute in einem Jahr zum Großteil vorbei sein."

Giesecke empfiehlt seinen Landsleuten viel frische Luft und Bewegung. Sein Ausblick trifft mittlerweile zu: „Dies ist die fünfte Pandemie während meines Berufslebens: AIDS 1982, Rinderwahn 1991, SARS 2003, Schweinegrippe 2009 und jetzt COVID-19. Schon im Mai wird die Infektionsrate deutlich zurückgehen.“

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