Krisenhilfe & Telefonseelsorge
190 Tote durch Suizid in OÖ

Die globale Ausnahmesituation löst bei vielen Ängste aus. | Foto: marjan4782@gmail.com/panthermedia
  • Die globale Ausnahmesituation löst bei vielen Ängste aus.
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Anlässlich des Weltsuizidpräventionstags informierten die Telefonseelsorge und die Krisenhilfe OÖ über Möglichkeiten, wie suizidgefährdete Menschen und ihre Angehörigen unterstützt werden können.

1.099 Menschen starben 2021 österreichweit durch Suizid, 190 davon in Oberösterreich.

„Ängste und Krisen begleiten das Leben, müssen aber nicht alleine durchgestanden werden. Jeder, der Hilfe benötigt, bekommt Unterstützung“, weist so Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.

Seit Jahresbeginn nimmt die Krisenhilfe OÖ eine deutliche Verdichtung von Suizidthemen wahr. Die Krisenhilfe OÖ spielt eine zentrale Rolle in der Suizidprävention – sieben Tage die Woche rund um die Uhr.

"Unser Ziel ist es, mit dem Tabu Suizid zu brechen. Reden hilft, Information rund um dieses angstbesetzte Thema ist wichtig. Eine große Stärke sind unsere unterschiedlichen Kommunikations- und Interventionsmöglichkeiten. Mit der telefonischen Krisenhotline, den persönlichen Gesprächen und den mobilen Angeboten können wir passgenau und kurzfristig Hilfe leisten“, so Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ.

Den Anstieg der Zahlen bestätigt auch die TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142. Von Ende Februar bis Anfang September stieg die Anzahl der Beratungsgespräche per Telefon und Chat massiv an.

„Sehr oft ging es dabei um Überforderung, existentielle Nöte, Hoffnungslosigkeit und Zukunftsängste. Viele Anruferinnen und Anrufer befanden sich in einer extremen Krisensituation und äußerten Suizidgedanken“, so Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142.

Globale Situation löst Ängste aus

Verantwortlich für die persönlichen Krisen seien unter anderem die globale Ausnahmesituation, die derzeit neue Ängste aktivieret und vergangene Traumata reaktiviert. Sie macht die eigene, aber auch die gesamtgesellschaftliche Vulnerabilität besonders spürbar und bewirkt bei vielen eine Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit. Besonders Menschen in prekären Lebenssituationen, einsame und/oder psychisch erkrankte Personen sowie Jugendliche und junge Erwachsene stehen am Rande ihrer Belastbarkeit.

Wenn Menschen über längere Zeit hohem Leidensdruck ausgesetzt sind und tiefe seelische Krisen durchleben, tauchen manchmal Gedanken auf wie: „Wofür lohnt es sich überhaupt noch zu leben?“, „Ich halte das nicht mehr aus!“, „Am besten wäre es, nicht mehr da zu sein.“ oder „Wenn es mich nicht gäbe, ginge es allen besser.“ „Menschen mit Suizidgedanken wollen meist nicht sterben, sondern können nicht so weiterleben wie bisher. "Sie suchen einen Ausweg aus einem äußerst quälenden Zustand, der für sie nicht mehr zu ertragen ist. Das eigene Leben zu beenden, erscheint ihnen als einzig mögliche Lösung“, so Breitwieser.
 

Suizid teilweise angekündigt

Ein Teil der Suizide werde direkt oder indirekt angekündigt, erklärte Klemens Hafner-Hanner von der Familienberatung Beziehungsleben.at. Sätze wie „Ich wäre froh, wenn alles vorbei wäre“ oder „Am liebsten würde ich einschlafen“ seien ein deutliches Zeichen.

„Manchmal fallen solche Sätze zwischendurch. Es hilft hier, die Suizidgedanken anzusprechen, auf die Person einzugehen, und Beziehung und Vertrauen zu schaffen“, so Hafner-Hanner. 

Raus aus der Scham

Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der TelefonSeelsorge OÖ, erklärte, wie die Telefonseelsorge helfen kann:

„Der vertrauliche Charakter des Notrufdienstes macht es möglich, dass Menschen über ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit reden, die aus Scham, Schuldgefühlen, Mutlosigkeit oder Angst vor Unverständnis in ihrem Beziehungsnetz nicht angesprochen werden.“

Am Telefon und im Chat gelte es erst einmal, ruhig zu bleiben, den Schmerz und das Leid mitauszuhalten und nicht zu beschönigen oder wegzureden. „Die Beraterinnen und Berater helfen in der Rolle eines mitfühlenden Zeugen dabei, über belastende Erfahrungen und widrige Lebensumstände zu sprechen. Suizidgedanken können offen und direkt thematisiert werden – ohne Bewertung bzw. Stigmatisierung“, so Lanzerstorfer-Holzner.

Hilfe in der Krise:

Krisenhilfe OÖ: 0732/2177
Hotline der Telefonseelsorge: 142
Chat- und Onlineberatung der Telefonseelsorge: onlineberatung-telefonseelsorge.at

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