Caritas OÖ fordert Maßnahmen
154.000 Menschen in Oberösterreich armutsgefährdet

"Nichts geht mehr" – selbst Menschen mit geregeltem Job suchen verstärkt Unterstützung bei der Caritas.  | Foto: PantherMedia - AndrewLozovyi
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  • "Nichts geht mehr" – selbst Menschen mit geregeltem Job suchen verstärkt Unterstützung bei der Caritas.
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Die anhaltende Teuerung befeuert weiterhin die Armut, der Bedarf an Hilfe wächst. Die Caritas OÖ fordert deshalb die Politik zum Handeln auf und wünscht sich ein umfassendes Maßnahmenpaket. 

OÖ. Noch nie haben so viele Menschen in den Caritas-Sozialberatungsstellen Hilfe gesucht wie im Jahr 2023. "Bis Ende Oktober haben wir um fast 27 Prozent mehr Menschen unterstützt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", erklärt Michaela Haunold, Leiterin der Sozialberatungsstellen in Oberösterreich. Die hohen Kosten bei Miete, Energie und Lebensmittel sind besonders starke Armutstreiber. Besorgniserregend sei laut Caritas, dass die Teuerung bereits die Mittelschicht erreicht habe. "Es kommen viele Menschen zu uns, die selbst mit einem geregelten Job nicht mehr über die Runden kommen."

Michaela Haunold, Leiterin der 15 Sozialberatungsstellen in Oberösterreich. | Foto: Caritas OÖ
  • Michaela Haunold, Leiterin der 15 Sozialberatungsstellen in Oberösterreich.
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Frauen besonders betroffen

60 Prozent der Hilfesuchenden sind Frauen, 54 Prozent davon haben Kinder, 21 Prozent sind alleinerziehend. Fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen und lange Wartezeiten auf Familienbeihilfen oder Unterhaltszahlungen zählen zu den häufigsten Problemfeldern. Besonders stark betroffen sind auch Pensionistinnen, die aufgrund fehlender Beitragszeiten nur die Mindestpension erhalten – diese beträgt monatlich 1.208,06 Euro. Zum Vergleich: Die Armutsgefährdungsschwelle liegt zurzeit bei 1.392 Euro. 

"Es braucht ein Bündel an Maßnahmen"

Caritas OÖ-Direktor Franz Kehrer begrüße zwar die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung in den vergangenen Monaten, diese würden aber nicht ausreichen, um Menschen nachhaltig und strukturell vor Armut zu schützen. Er fordert deshalb eine Gesamtreform der Sozialhilfe mit bundesweit einheitlichen Mindest-Standards sowie die Deckung der realen Wohnkosten und ein Verbot der Anrechnung anderer Sozialleistungen wie zum Beispiel der Wohnbeihilfe.

Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ, fordert ein umfangreiches Maßnahmenbündel zur Bekämpfung der wachsenden Armut.  | Foto: Caritas/Wakolbinger
  • Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ, fordert ein umfangreiches Maßnahmenbündel zur Bekämpfung der wachsenden Armut.
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"Was wir ganz dringend brauchen, ist eine Schranke bei den Mietpreiserhöhungen auch bei privaten Mietverhältnissen", betont Kehrer. Die Spendengelder für die Caritas OÖ seien trotz der Krise stabil geblieben. "Als Caritas können wir nur ein wenig abfedern, was von staatlicher Seite versäumt wird. Wir können jährlich acht Millionen Euro für soziale Zwecke einsetzen – glücklicherweise bleibt die Höhe der Spendengelder stabil, denn es braucht die Solidarität der Menschen."

Zahlen zur Armut in Oberösterreich:

  • 154.000 Menschen sind armutsgefährdet
  • 55.000 Menschen müssen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aufbringen
  • 42.000 Menschen sind "working poor" – ihr Einkommen liegt trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsgefährdungsschwelle
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